Mit dem W2700 will BenQ erstmalig den Beweis antreten, dass auch unterhalb von 2.000 Euro anspruchsvolle 4K-HDR-Filmfans zufriedengestellt werden können.
Bereits mit dem Full-HD-Projektor W2000 zeigte BenQ eindrucksvoll, dass auch ein günstiger und kompakter Beamer unter Heimkinobedingungen überzeugen kann. Mit dem W2700 setzt BenQ den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Das Gehäuse und das Innenleben des W2700 wurden komplett überarbeitet und trotz 4K-HDR-Unterstützung ist der W2700 ähnlich kompakt und leicht wie die Full-HD-Vorgänger. Im Inneren wurde kein Platz verschenkt: UHP-Lampe, DLP-Chip, 4K-Pixelshiftelement, Farbrad, Farbzusatzfilter, Objektiv und Lüfter sind präzise aufeinander abgestimmt. Im Beamer-Segment überraschend, für BenQ-Fans aber vertraut: Die rückseitig abstrahlenden Lautsprecher ermöglichen eine respektable Lautstärke und übersteuern kaum, sodass ein spontaner TV- oder Gaming-Einsatz auch ohne Zusatzlautsprecher möglich ist. Dadurch werden auch die Nebengeräusche des Projektors spielend übertönt. Der W2700 ist keinesfalls laut, aber nicht so flüsterleise, wie es deutlich größere Heimkinobeamer vormachen.
Um bei der Aufstellung möglichst flexibel zu sein, spendiert BenQ dem W2700 einen vertikalen Lens-Shift, damit Sie das Bild verzerrungsfrei um circa 10 % verschieben können. Beachten Sie, dass der DLP-typische vertikale Versatz mit dem W2700 kaum noch zum Tragen kommt und der Projektor auf Höhe der Bildunter- oder -oberkante aufgestellt werden sollte. Sollte der Lens-Shift nicht ausreichen, können Sie den Projektor anwinkeln und die Trapezkorrektur nutzen (manueller oder automatischer Abgleich), was aber die Auflösung reduziert. Die Gewichtsverteilung des Projektors ist erstaunlich gut ausbalanciert, sodass Sie auch eine Deckenprojektion durchführen können, ohne Gefahr zu laufen, dass der W2700 kippt. Aufgrund der portablen Eigenschaften und der geringen Distanz zur Leinwand (120 Zoll Bilddiagonale bereits ab 3 Meter erzielbar) ist der W2700 vor allem für die Tischprojektion geeignet. Um hierbei unerwünschte Tischreflexionen zu verhindern, ist vor dem Objektiv eine Abdeckung angebracht. Doch keine Sorge: Das Bild selbst wird dadurch nicht beschnitten.
Über den rückseitigen USB-Eingang können Sie Videos, Bilder, Musik oder auch Dokumente zuspielen und der W2700 unterstützt über den integrierten Mediaplayer deutlich mehr Formate, als es die Bedienungsanleitung preisgibt. Einzig bei der Tonzuspielung müssen Sie darauf achten, dass der Projektor nur PCM-Stereosignale verarbeitet. Alle zwei verbauten HDMI-Eingänge ermöglichen eine 4K-Signalzuspielung in HDR-Qualität bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde, weshalb auch PC- und Gaming-Fans auf ihre Kosten kommen. Leider bietet der W2700 keinen Spielmodus und die Eingabeverzögerung schwankte im Test zwischen 59 und 74 ms (mit Zwischenbildberechnung ca. 90 ms). 3D-Kinofilme lassen sich mit dem W2700 ebenfalls abspielen, die Shutter-Brille DGD5 ist hierbei zu empfehlen. Im Gegensatz zum Full-HD-Vorgänger W2000 unterstützt der W2700 nicht mehr den 144-Hz-3D-Modus (72 Hz pro Auge), sodass ein 60-Hz-Flimmereffekt auftritt und 24p-Quellen ruckeln. Da die Zwischenbildberechnung und der 4K-Pixelshift im 3D-Modus nicht funktionieren, ist 3D somit eher als Notlösung zu betrachten. Zur Hochform läuft der W2700 dagegen auf, wenn Sie den Projektor mit 4K-HDR-Quellen füttern.
4K, HDR und Kinofarben
Trotz Einsatz von Full-HD-DLP-Technik können Sie über einen 4K-Pixelshift den digitalen Rastereffekt deutlich mindern und 4K-Quellen in exzellenter Qualität abbilden. Native 4K-Projektoren erzeugen zwar eine bessere 4K-Detailschärfe, kosten allerdings ein Vielfaches des W2700, der insgesamt weichere 4K-Bilder zeigt. Überraschend: 4K-RGB-PC-Signale zeigt der günstige BenQ-Projektor fehlerfrei an, einzig feinste 4K-Symbole werden zu weich dargestellt, besonders an den äußersten Bildrändern. Farbsäume oder andere Ungereimtheiten sind auf ein Minimum reduziert (exakte Fokuseinstellung am Objektiv vorausgesetzt), was auch Schwarz-Weiß-Filme zum Genuss werden lässt. Spielen Sie HDR-Quellen zu, ist zwar nur noch ein HDR-Bildmodus einstellbar, doch dieser bietet ausreichend Möglichkeiten, die Wiedergabe zu optimieren. Als Erstes sollten Sie die HDR-Helligkeit überprüfen, denn die Voreinstellung sorgt für eine Überbelichtung und Detailverluste. Ähnliche Effekte treten in abgeschwächter Form auf, wenn Sie mit HDR-Quellen die Kontrastvoreinstellung nutzen: Auch hier wirkt eine Reduzierung Wunder, wenn man alle HDR-Details der Vorlage bewahren möchte. Da sämtliche Korrekturen die Gesamtbildhelligkeit reduzieren, ist es besonders wichtig, dass Sie mit HDR-Quellen den Raum abdunkeln können. Für extreme Bildgrößen oder unter Raumlichtbedingungen empfehlen sich Hochkontrastleinwände mit höheren Gain-Werten als 1.0.
Doch BenQ hat noch zwei Überraschungen auf Lager. Im W2700 arbeitet eine dynamische Blende, die Sie nicht ausschalten sollten, auch wenn in bestimmten Situationen Helligkeitsschwankungen erkennbar sind. Der Grund: Aktivieren Sie die Blendensteuerung, führt der W2700 gleichermaßen eine dynamische Kontrastoptimierung durch und das System ist so gut abgestimmt, dass auch kleine HDR-Leuchtdetails nicht störend ausbrennen. Stattdessen wird unter diesen Voraussetzungen ein wenig vom verbesserten Schwarzwert geopfert, um die Kontrastanpassung nicht zu überstrapazieren. Ohne Blende wirkt das Bild des W2700 meist flau, mit Blende überzeugen selbst HDR-Kinofilme. Nur in den schwärzesten Bildbereichen können feinste Details in den Voreinstellungen etwas unterschlagen werden. Was besonders imponiert: Weiche Übergänge von hell zu dunkel meistert der W2700 ohne störende Artefakte und neben der Ausleuchtung kann sich auch die Bewegtbilddarstellung sehen lassen, wenngleich schnelle Bewegtbilder Doppelkonturen aufweisen können. Doch der W2700 kann noch mehr: Schalten Sie den großen Farbraum zu, fährt ein Zusatzfilter in den Lichtweg, sodass der W2700 Kinofarben in nahezu voller Pracht zu Gesicht bringt.
Da die Farbraumerweiterung zwischen 40% und 50% Farblichthelligkeit schluckt, erscheint die Wiedergabe zunächst zu dunkel, doch zumindest im dunklen Heimkinoraum gewöhnt man sich schnell an die sattere Wiedergabe und wird mit einem noch besseren Kontrast belohnt. Über die Einstellung Brilliant Color verbessert sich die Sättigung nicht, stattdessen werden Weißflächen und entsättigte Details betont. Gerade mit SDR-Quellen ermöglicht Brilliant Color eine sinnvolle Kontraststeigerung. Apropos Farbkontrast: Da auch dieser DLP-Projektor mit einem Farbrad arbeitet, sind Farbblitzer leicht erkennbar. Sollten Sie derartige Effekte stören, sollten Sie vorab Probe schauen. Da der W2700 in den Werkseinstellungen zur Übertreibung neigt und die Farbtemperatur je nach eingestellten Bildoptionen schwankt (bläulich, türkis), zahlt sich bei diesem Modell eine umfangreiche Bildkalibrierung aus. Vorsicht ist beim Einsatz der Zwischenbildberechnung Motion Enhancer geboten: Der W2700 stellt ohne Zwischenbildberechnung 24p-Kinofilme exzellent dar. Mit Zwischenbildberechnung erfolgt eine 60-Hz-Konvertierung, hierbei wird sanft geglättet, um Judder-Effekte zu minimieren – am Ende eine Geschmacksfrage. Mit 50-Hz-TV-Signalen mussten wir die Zwischenbildberechnung im Test dagegen deaktivieren, denn auch hier wurde eine 60-Hz-Konvertierung durchgeführt, wodurch TV-Bilder ruckelten.
Für Filmfans gemacht
Beim BenQ W2700 überrascht nicht nur die 4K-HDR-Darstellung, sondern auch die ungemein vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Der Beamer ist kompakt und vergleichsweise leicht, zeigt bereits bei geringen Bildabständen XXL-Bilder und die integrierten Lautsprecher sowie der potente Mediaplayer sind ein willkommener Bonus. 3D-Fans sollten ihren Full-HD-Projektor zwar noch nicht in Rente schicken, doch mit aktuellen 4K-HDR-Quellen bietet der W2700 eine bessere Bildqualität als die Vorgängermodelle.
Einstellungen für ein natürliches Bild
- Bildmodus: User, D.Cinema, Cinema, HDR10
- Kontrast: 50 (SDR); 25 – 40 (HDR)
- Helligkeit: 50
- Farbe: 50 (SDR); 35 – 50 (HDR)
- Farbton: 50
- Bildschärfe: 10
- Gamma: 2.3 – 2.5
- HDR-Helligkeit: –2
- Farbtemperatur: Warm
- Farbverstärker: 0
- Hautton: 0
- Pixel Enhancer: 4
- Motion Enhancer: Aus
- Dynamische Blende: Ein
- Brilliant Color: Ein
- Großer Farbraum: Ein (HDR)
- Lichtmodus: Normal
- Overscan: 0
Hier geht es weiter zu Teil 2 des Tests mit Daten aus dem Messlabor!
Bildquelle:
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- BenQ-W2700: @ Auerbach Verlag