Bereits seit einiger Zeit ist mit der Anadol Multibox Combo UHD 4K ein beliebter Enigma2- Minireceiver auf dem Markt. Nun gibt es eine zweite Variante des Gerätes. Der Unterschied liegt im Tuner. Die Multibox Twin 4K UHD verfügt über gleich zwei Sat-Empfangseinheiten.
Dieser Test erschien zuerst in der Digital Fernsehen 05+06/2021
Die Anadol-Box verfügt ab der Auslieferung über die Linux-Enigma2-Bedienoberfläche, die in den vergangenen Jahren große Beliebtheit erlangt hat. Zusätzlich lässt sich aber auch Android auf dem Gerät installieren und somit der Funktionsumfang des Receivers erweitern. An der kleinen Blackbox verteilen sich die Anschlüsse auf die beiden Seiten. An der Front gibt nur eine zweifarbige LED den Betriebszustand an, Bedienelemente am Gerät selbst sucht man komplett vergebens. Auch ein Kartenleser ist am Linux-Zappingreceiver nicht vorhanden. Bei den Schnittstellen kann die Box aber überzeugen. Insgesamt stehen der HDMI-Ausgang, ein Netzwerkanschluss sowie zwei USB-Schnittstellen – eine USB 2.0 seitlich, ein USB 3.0-Anschluss an der Rückseite – bereit.
Zudem trumpft die Multibox mit einem analogen Ausgang in Form einer 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse auf. Ausgestattet ist das Gerät mit einem DVB-S2-Twin-Tuner. Es handelt sich um eine vollwertige Twin-Sat-Box, sodass auch unabhängige Aufnahmen möglich sind. Wer noch weitere Tuner benötigt, kann auf virtuelle Tuner über den Sat-IP-Client setzen, diese werden unterstützt. Als Prozessor kommt der Hisilicon hi3798mv2 zum Einsatz. Dieser besitzt vier Prozessorkerne, welche mit jeweils 1,6 GHz getaktet sind. Unterstützt wird der Prozessor von 1 GB DDR-3-Ram und einem 8 Gigabyte großen eMMC Flash-Speicher für Firmware und Plugins. Wer mehr will, kann zusätzlich eine Micro-SD-Karte in den dafür vorgesehen Schacht – auf der linken Geräteseite – einstecken und somit den Flash-Speicher deutlich ausbauen.
Wie installiert man die Anadol Multibox Twin?
Ausgeliefert wird das Gerät mit einem OpenATV 6.4 Image. Natürlich können auch andere Images wie OpenPLI verwendet werden. Dank Multiboot-Unterstützung ist dies sogar sehr komfortabel möglich. Die Installation geht flott von der Hand und ist selbsterklärend. Neben der Einstellung des vom TV-Gerät unterstützen Auflösungsformates müssen Standort und Tuner-Einstellungen getätigt werden. Darüber hinaus wird das Netzwerk der Box konfiguriert. Alternativ zur LAN-Schnittstelle kann mittels optional erhältlichen WLAN-Sticks auch eine kabellose Netzwerkanbindung erfolgen. Nach rund fünf Minuten ist die Box komplett eingerichtet. Wie von OpenATV gewohnt, steht für Astra-Satellitennutzer auch eine aktuelle Senderliste zur Verfügung.
Wie schlägt sich die Anadol Multibox Twin im Alltagsbetrieb?
Im täglichen Zappingbetrieb kann uns die Box überzeugen. 1,2 Sekunden sind für den Senderwechsel möglich, wodurch feststeht, dass die Box gleichauf mit preisintensiveren Geräten agiert. Beim klassischen Funktionsumfang im TV-Betrieb müssen auch im Fortgang des Tests keine Abstriche hingenommen werden. Das Gerät bietet bei der EPG-Darstellung dem Nutzer die freie Auswahl und liefert auch bei der Navigationsgeschwindigkeit optimale Ergebnisse. Ein Einbau einer Festplatte ist bei dem Minireciver allerdings nicht möglich, diese muss vielmehr extern angeschlossen werden. Hierzu steht auf der Rückseite ein Anschluss nach dem Standard USB 3.0 zur Verfügung. Alternativ kann auch eine Micro-SD-Karte als Speichermedium genutzt werden. Ist ein Datenträger mit der Multibox 4K UHD verbunden, können auch Aufnahmen direkt mit der Box durchgeführt werden. Natürlich ist die Tunerbegrenzung an dieser Stelle ein Hindernis.
Was kann man alles auf der Anadol Multibox Twin abspielen?
Neben der Aufnahme und Wiedergabe von Festplatteninhalten beherrscht die Box weitere Multimediafunktionen, wie etwa die Nutzung von HbbTV-Inhalten. Im OpenATV-Image selbst ist die Funktion noch nicht aktiv. Zum Glück kann sie aber auf Knopfdruck nachinstalliert werden. Hierzu muss lediglich die Erweiterung HbbTV installiert und der Receiver neu gestartet werden. Anschließend steht die Red-Button-Funktion zur Verfügung. Der Zugriff auf die hybriden Dienste funktionierte im Test dann einwandfrei und recht flüssig. Zukünftig soll auch der Zugriff auf HbbTV 2.1-Inhalte über Linux-Receiver möglich sein. Wann derartige Plugins verfügbar sind, steht aber noch nicht fest. Allerdings wäre es dann endlich möglich, auch die Restart-Funktion bei ARD-Sendern zu nutzen.
Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung von Mediatheken ist das beliebte Plugin Mediaportal. Auch hier kann auf alle Mediatheken der Sender zugegriffen werden. Außerdem stehen diverse weitere Dienste zur Verfügung. Im Test arbeitet die Box mit der aktuellen Mediaportal-Version sehr gut zusammen. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendienste Stalker und Kodi. Experten wissen, was hierüber mittlerweile alles möglich ist, und die Unterstützung dieser Plugins untermauert einmal mehr, dass die Multibox 4K UHD keinesfalls nur ein Receiver, sondern auch noch ein Mediaplayer ist.
Was für ein Tuner ist in der Anadol Multibox Twin verbaut?
Als Empfangseinheit wurde in der Multibox 4K UHD ein RS6060 verbaut. Bei dem Modell handelt es sich um einen DVB-S2 Twintuner mit zwei Anschlüssen. Beim Empfang trumpft die Box mit einer breiten Protokollunterstützung auf. Neben DiSEqC 1.0 werden DiSEqC 1.1, 1.2 und USALS sowie die Einkabel-Verarbeitung unterstützt. Nicht unterstützt werden von der kleinen Zappingbox die Multistream- und DVB-S2X-Wiedergabe. Beim Blindscan arbeitet die Box in der Regel zuverlässig. Bei drei Scans im Test (von zehn Versuchen) blieb der Blindscan aber unbegründet hängen und die Box musste manuell neugestartet werden.
Wem der Twin-Sattuner nicht ausreicht, der kann via Sat-IP zwei weitere virtuelle Tuner einbinden. Zudem ist es möglich, die Box auch als Sat-IP-Server zu nutzen, dazu muss unter dem OpenATV-Image das entsprechende Plugin Installiert und konfiguriert werden. Ist dies geschehen, kann von Sat-IP-Klienten zuverlässig auf die Tuner des Anadol-Gerätes zugegriffen werden.
Welche besonderheiten gibt es bei der Anadol Multibox Twin?
Die Anadol Multibox 4K UHD beherrscht sogar Transcoding für H.265-Inhalte. Damit lassen sich Streams auch in diesem effektiven Codec ressourcenschonend in das Netz schicken. Wir haben die Funktion mit verschiedenen Enigma2-Streamingapps unter iOS und Android mittels Tablet-PCs und Smartphone gecheckt und keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Neben Transcoding ist auch die Picture-in-Picture-Darstellung mit der Box möglich.
Wie aktiviert man Android auf der Anadol Multibox Twin?
Android ist bereits auf der Box vorinstalliert und kann über das Bootmenü/Recovery-Modus der Box aufgerufen werden. Dieses Bootmenü wird beispielsweise durch Druck einer Taste während des Kaltstarts aufgerufen. Hierin kann dann das entsprechende Image – neben Android sind auch noch bis zu fünf Enigma-Images zeitgleich installierbar – aufgerufen werden. Nachdem die Box mit Android gestartet ist, heißt es im ersten Schritt, die Nutzereinstellungen vorzunehmen. Dazu zählen unter anderem der Login im Google Playstore, um neben den bereits vorinstallierten Apps – darunter Netflix – weitere Dienste wie DAZN und Co installieren zu können. Auch die Bildoptionen müssen unter Android erneut eingestellt werden. Dies betrifft die Bildschirmauflösung, aber auch die Bestimmung des Overlays, welcher hin und wieder eingestellt werden muss, um alle Inhalte der Bildschirmmenüs auf dem angeschlossen TV-Gerät sehen zu können. Wer unter Android auch fernsehen will ,findet die entsprechende TV-App vorinstalliert.
Die Antenneneinstellung sowie auch die Sendersuche müssen allerdings noch durchgeführt werden. Der TV-Modus unter Android arbeitet wie alles im Android-Modus komplett unabhängig von den bereits im Enigma2-Modus verwendeten Einstellungen. Somit muss die Installation erneut durchlaufen werden. Schnell zeigen sich aber hier Schwächen gegenüber dem für den TV-Betrieb favorisierten Betriebssystem. Nicht nur die persönlichenKonfigurationsmöglichkeiten bleiben bei Android weit unter denen von Enigma 2, auch der Bedienkomfort überzeugt nicht.
Wie bedient man die Anadol Multibox Twin?
Android ist ein Betriebssystem, das für Receiver noch längst nicht optimiert ist. Es wurde vornehmlich für die Nutzung an Touchscreen-Displays entwickelt, weshalb die Bedienung mit der Fernbedienung einer Set-Top-Box etwas kniffelig ist. Für diesen Zweck bietet die Fernbedienung des Anadol-Gerätes eine Zusatzfunktion. Über die linke untere Taste auf dem Signalgeber lässt sich eine Mauszeiger-Animation einschalten. Bewegt wird der Zeiger über das Steuerkreuz des Signalgebers, die Auswahl der entsprechenden App geschieht über die mittig gelegene OK-Taste.
Wie schlägt sich die Anadol Multibox Twin in der Praxis?
Die Nutzung von Prime Video, aber auch DAZN, gelingt im Test gut. Die genannten Apps laufen unter dem Android 7.0 Image, welches auf der Multibox vorinstalliert ist, gut. Auch Mediaplayer und viele weitere Apps stehen im Playstore bereit. Natürlich kann mit Android auch ferngesehen werden, allerdings zeigt sich hier, dass es bei weitem nicht so komfortabel nutzbar ist wie unter Enigma2. Im Test mit der ersten Android Version für die Multibox stellten wir zudem Probleme nach dem Neustart der Box fest.
Kann die Anadol Multibox Twin im Test überzeugen?
Die Anadol Mediabox Twin überzeugt. Dank der Unterstützung von zwei Betriebssystemen kann der Nutzer für Multimediaanforderungen auf die Android-Oberfläche wechseln, für den Alltagsbetrieb ist er mit Enigma 2 allerdings besser bedient. Hier sind unabhänige Aufnahmen möglich, aber auch HbbTV ist problemlos nutzbar. Einzig die 2.1-Unterstützung und somit die Restart-Funktion bei ARD-Sendern fehlt noch. Dank des funktionierenden Blindscan kann die Box auf einer alternativen Sat-Position abseits Astra 19,2 Grad Ost betrieben werden.
Bildquelle:
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- ANADOL-Multibox-Twin_Infobalken: © Auerbach Verlag
- ANADOL-Multibox-Twin_blindscan: © Auerbach Verlag
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- ANADOL-Multibox-Twin_Fernbedienung: © Auerbach Verlag
- ANADOL-Multibox-Twin_Tabelle: © Auerbach Verlag
- ANADOL-Multibox-Twin_Vorderansicht: © Auerbach Verlag