
Auf der IFA 2024 machte AKG von sich reden, als die N-Serie von Hybrid-Kopfhörern debütierte. Sie soll eine neue Generation der Audio-Performance einläuten. Ob das zu viel versprochen ist, finden wir beim Test vom AKG N9 Hybrid heraus. Viel Spaß mit diesem weiteren Online Exklusiv Test von Likehifi.de
Was sind Hybridkopfhörer?
Tatsächlich gibt es dafür keine eindeutige Definition. Jeder Hersteller verwendet das Wort anders. Beim AKG N9 Hybrid ist damit gemeint, dass die Over-Ear-Kopfhörer doppelt wireless, also kabellos, betrieben werden können. Das heißt, wir verbinden sie per Bluetooth mit Smartphone, Laptop und Co. oder mittels eines USB-C-Dongles.
Richtig gelesen. Wir schieben einen Dongle in den USB-C-Anschluss unseres Handys und dann verbindet sich der AKG N9 Hybrid per Funk mit dem kleinen Stecker. Man kennt das von kabellosen Mäusen und Tastaturen, die ja auch meist solch einen Dongle verwenden.
Was bringt ein Dongle beim Kopfhörer?
Die naheliegende Frage lautet nun: Was ist der Nutzen davon? Die N9 Hybrid (hier aktuell bei Amazon) lassen sich schließlich bereits kabellos via Bluetooth nutzen – warum also noch eine Funk-Dongle-Option? Tatsächlich hätte dieser Redakteur, bevor er die AKG N9 ausprobierte, mit einem „Das ist doch völlig unnötig!“ geantwortet. Doch nach mehr als sechs Wochen intensiver Nutzung im Alltag kann er nun aus eigener Erfahrung sagen: „Es bringt tatsächlich einiges.“

So können Sie die Klangqualität optimieren
Zuerst das Wesentliche: Die Klangqualität verbessert sich spürbar. Um Missverständnissen vorzubeugen: Auch per Bluetooth liefern die Kopfhörer von AKG einen kräftigen und lebendigen Sound. Doch sobald sie über den Funk-Dongle verbunden werden, gewinnt der gesamte Klang an Detailreichtum und Plastizität.
Ein Beispiel: Während nächtliche Grillen über Bluetooth eher wie ein unklarer Geräuschbrei klingen, lässt sich über den Dongle jeder einzelne Ton präzise wahrnehmen. Sie erhalten mehr Definition. Auch Hallräume, die über Bluetooth schon gut und aufgeräumt klingen, werden deutlich optimiert. Sie erscheinen noch klarer, und alle Geräusche lassen sich präziser orten.
Und der Effekt ist nicht nur minimal. Wir haben die Kopfhörer fachfremden Personen auf den Kopf gesetzt und auch sie beschreiben den „Dongle-Klang“ als echter. Insgesamt wirkt es bei der Verbindung via Dongle so, als ob wir den N9 Hybrid über Kabel befeuern würden – praktisch ein echtes „Wireless-Kabel“, wenn man es so formulieren möchte.
Das liegt natürlich daran, dass die Sound-Signale via Bluetooth stark komprimiert werden müssen. Die Datenrate liegt hier zwischen 330 – 990 Kbps bei 24 bit. Das führt zum Verlust von Klanginformationen, gerade wenn es um den Hallbereich und die Detailzeichnung geht. Das fällt allerdings nur auf, wenn man den direkten Vergleich zu anderen Verfahren zieht, wie etwa die Übertragung per Funk.
Hierbei handelt es sich nicht um analogen Funk, wie wir ihn von den Funkkopfhörern aus den 1990er Jahren kennen. Nein, es ist digitaler Funk auf der Frequenz 2,4 GHz, der eine wesentlich höhere Datenrate erlaubt. Wie hoch die Datenrate genau ist, verrät Harman (Anm. d. Red.: AKG gehört zum Harman Konzern) auch auf Nachfrage nicht. Wir erfahren nur, dass es eine Technologie ist, die von Harman selbst entwickelt und geschützt wurde.
Warum ist der Dongle auch noch praktisch?
Der Dongle erweist sich außerdem als unglaublich praktisch. Zum Beispiel, wenn man schnell einen PC nutzen möchte – viele Desktop-Geräte haben ja oft kein Bluetooth integriert. In diesem Fall steckt man einfach den Dongle ins Gerät, und schon kann man kabellos Musik hören, als wäre der AKG N9 Hybrid per Kabel verbunden.
Auch wenn man „zu faul“ ist, das Tablet mit den Kopfhörern zu koppeln, schiebt man einfach den USB-C-Dongle ein, und los geht’s. Der Clou dabei: Der Dongle ist nicht in der Kopfhörertasche versteckt, sondern im Kopfhörer selbst. Man schiebt einfach den linken Ohrhörer auf und nimmt ihn aus dem „Geheimfach“ heraus. Wenn er nicht mehr gebraucht wird, verschwindet er genauso schnell wieder. Einziger Wermutstropfen: Der Dongle funktionierte leider nicht mit unserem Fernseher mit Android TV, aber dafür gibt es ja immer noch Bluetooth.
Was ist der ANC-Modus?
Neben Bluetooth und „Wireless-Kabel“ bieten die Kopfhörer auch Active Noise Cancelling (ANC), also aktive Geräuschunterdrückung. Über den kleinen Button am linken Ohrhörer lässt sich dieses Feature ein- oder ausschalten. Darüber lässt sich auch der Ambient-Modus aktivieren, um die Umgebung besser wahrzunehmen. Standardmäßig kann man mit diesem Schalter jedoch nur zwischen Ambient und Geräuschunterdrückung wechseln. Möchte man das ANC zusätzlich deaktivieren, muss diese Einstellung in der App vorgenommen werden.
Die Leistung des ANC ist wirklich gut. Umgebungsgeräusche, sei es im Café, Büro oder beim Spazieren in der Stadt, werden effektiv ausgeblendet. Allerdings erreicht die Geräuschunterdrückung nicht ganz das Niveau der Sony WH-1000XM5, Sonos Ace oder Apple AirPods Max. Zudem ist ein leichtes Grundrauschen zu hören, wenn keine Musik läuft, was bei den Wettbewerbern besser gelöst ist.

Telefonie
Natürlich lassen sich die AKG Kopfhörer auch für Telefonate nutzen. Unser Gesprächspartner hört uns dabei deutlich und klar, während Umgebungsgeräusche effektiv ausgeblendet werden. Die Kopfhörer eignen sich außerdem hervorragend für Zoom-Meetings und ähnliche Anwendungen – sowohl im Bluetooth- als auch im Dongle-Modus.
Passivbetrieb mit dem AKG Kopfhörer
Die AKG nutzen Np 40-mm-Dynamiktreiber mit Liquid Crystal Polymer (LCP)-Membranen. Die sollen einen klaren, detaillierten Klang über einen breiten Frequenzbereich liefern. Das ist tatsächlich nicht nur eine Werbeaussage, denn wie die „puren“ Kopfhörer klingen, finden wir heraus, als wir sie rein passiv betreiben. Sie arbeiten dann am mitgelieferten Klinkenkabel wie klassische Kopfhörer – es findet also keine eigene Verstärkung mit entsprechender Soundveränderung im Kopfhörer statt. Sie verbrauchen dann auch keine Akkuleistung während des Kabelbetriebs.
Am Kabel hören wir, wie dynamisch und kraftvoll die AKG N9 Hybrid agieren. Natürlich klingt der Sound der Kopfhörer im kabelgebundenen Modus etwas anders als im Wireless-Modus, da der Kopfhörerverstärker letztlich den Klang beeinflusst. Aber ja, hier hört man deutlich die Wurzeln von AKG im Studiobereich.
Die Kopfhörer geben Unregelmäßigkeiten und Fehler in jedem Mix präzise wieder, ohne jedoch ins Übertriebene zu gehen, sodass der Klang nie nervig oder anstrengend wird. Der Bass ist tief und gut fundiert, die Mitten sind hervorragend ausbalanciert, und die Höhen präsentieren sich klar und detailreich. Wir würden uns durchaus zutrauen, mit diesen Kopfhörern ein Musikstück oder Hörspiel abzumischen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.
Gleichzeitig bieten sie auch Stunden langes Musikvergnügen. Insgesamt ist ihr Sound im kabelgebundenen Modus eine perfekte Kombination aus HiFi- und Studioklang.

Wie funktioniert die App?
Zu einem Wireless Kopfhörer gehört natürlich auch eine entsprechende App. Diese heißt einfach AKG Headphones und es gibt sie sowohl für Android als auch iOS. Um die App zu nutzen, muss das Smartphone via Bluetooth mit dem Kopfhörer verbunden sein. In der App wählen wir den ANC-Modus (Geräuschunterdrückung, Ambient) aus. Zudem können wir Adaptives ANC einstellen, bei dem sich die Geräuschunterdrückung automatisch an die Umgebung anpasst. Wir nutzen das aber nicht und lassen es standardmäßig auf höchster Stufe – alles andere macht keinen Sinn.
Unter dem Menüpunkt „Audio“ haben wir die Möglichkeit, zwischen High-Resolution-Audio oder Funktionen wie Personi-Fi und Raumsound zu wählen. Bei Personi-Fi werden für jedes Ohr neun Testtöne abgespielt, anhand derer die App ein persönliches Hörprofil erstellt. Daraufhin wird eine maßgeschneiderte EQ-Einstellung aktiviert. Im Fall dieses Testers brachte diese Funktion jedoch kaum eine spürbare Klangveränderung – was jedoch stark vom individuellen Testergebnis abhängt.
Viel hilfreicher ist das Raumsound-Feature. Dieses lässt sich für Musik, Filme und Gaming aktivieren. Der Effekt sorgt dafür, dass der Klang nicht mehr direkt aus den Ohrhörern zu kommen scheint, sondern sich im Raum verteilt, was ein beeindruckendes und räumlicheres Klangerlebnis vermittelt.
Damit drücken die Töne nicht direkt aufs Trommelfell, sondern bekommen eine angenehme Luftigkeit und Dreidimensionalität. Bei alten Stereoabmischungen aus den 1960er und 70er Jahren führt der Effekt zu einem völlig neuen Höreindruck – absolut faszinierend.
Ein wirklich tolles Feature, auf das wir nicht mehr verzichten möchten, auch wenn uns die Modi für Film und Gaming weniger überzeugt haben. In unseren Augen ist der Musikmodus der wahre Star. Ein zusätzlicher Vorteil: Der Raumsound verbessert sogar die Sprachverständlichkeit, was besonders bei Hörspielen von Vorteil ist.
In der App haben wir außerdem die Möglichkeit, den EQ anzupassen und die Sprachansagen zu deaktivieren. Letzteres haben wir vorgenommen, da der Kopfhörer beim Niesen oder beim Justieren plötzlich mit der Ansage „Dongle verbunden“ auftrat, was gelegentlich etwas störend war.
Im Check: Tragekomfort und Laufzeit
Doch auch der beste Klang und die vielen Features nützen wenig, wenn der Kopfhörer unbequem ist. Aber keine Sorge: Der AKG N9 Hybrid Over-Ear bietet einen leichten Bügel und gepolsterte Ohrmuscheln aus PU-Leder. Selbst bei stundenlangem Tragen sorgt diese Kombination für einen komfortablen und sicheren Sitz.
Ein weiterer Pluspunkt ist der außergewöhnliche Akku. Im Bluetooth-Modus ohne ANC hält er bis zu 100 Stunden durch. Bei unserer Nutzung von 4 bis 6 Stunden pro Tag mit aktiviertem ANC mussten wir den Kopfhörer erst nach 14 Tagen wieder aufladen. Das ist einfach phänomenal.

Preis und Verfügbarkeit der N9 Hybrid
Der AKG N9 Hybrid Kopfhörer ist im Fachhandel oder direkt auf der Webseite zum Preis von 349 Euro (UVP) erhältlich. Farbausführungen: Weiß oder Schwarz.
Vertrieb und Marketing für die AKG Kopfhörer läuft über Aqipa.
Datenblatt: AKG N9 Hybrid
Allgemein | |
Geräteklasse | Kopfhörer |
Hersteller | AKG |
Modell | N9 Hybrid |
Preis (UVP) | 349 Euro |
Preiskategorie | Mittelklasse |
Maße (B/H/T) | 21 x 22 x 5,7 cm (Tasche) |
Gewicht | 281 g |
Informationen | de.akg.com |
Technische Daten laut Hersteller | |
Arbeitsweise | aktiv und passiv |
Bauform | geschlossen, Over-Ear |
Frequenzverlauf | 20 – 40.000 Hz |
Empfindlichkeit (Kabel) | 98 dB SPL bei 1 kHz |
Noise-Cancelling | ja |
Verbindung zum Kopfhörer | Bluetooth, Dongle, Kabel |
Laufzeit | 100 h (3 h Ladezeit) |
Anschlüsse | USB-C, Klinke |
Ohrpolster | Kunstleder |
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