Zahnradspiel bei Drehanlagen, Teil 2
Wird Empfang beeinträchtigt?
Hier können wir Entwarnung geben, und zwar gleich aus mehreren Gründen. Betrachten wir zunächst den Öffnungswinkel einiger üblicher Antennengrößen: Die Kathrein CAS 90 mit 90 cm Durchmesser hat einen Öffnungswinkel von 1,9 Grad. Bei der kleineren CAS 60 beträgt er 2,8 Grad. Das klingt zwar viel, ist aber normal und wirkt sich weitaus weniger aus, als man meinen würde.
Bei den von uns genannten Beispielen empfängt der Spiegel die Signale eines Satelliten mit höchsten Pegeln, wenn dieser zumindest auf 1 Grad genau auf ihn ausgerichtet ist. Es ist also gleichgültig, ob die Antenne nun exakt auf 19,2 Grad Ost oder auf 18,9 Grad Ost eingestellt ist – beim Empfang wird man davon nichts merken. Der Öffnungswinkel bewirkt auch Folgendes: Je kleiner eine Sat-Schüssel ist, desto weniger genau lässt sie sich ausrichten, da ein geringerer Durchmesser den Maximalpegel in einem umso größeren Drehbereich liefert.
Da insbesondere DiSEqC-Motoren nur für kleine Antennen vorgesehen sind, ist deren Öffnungswinkel auf jeden Fall kleiner als der Bewegungsbereich des Zahnradspiels. Mit anderen Worten: Es macht sich nicht bemerkbar.
Auswirkungen der Schwerkraft
Weiter hilft uns die Schwerkraft, das Zahnradspiel der Drehanlage zu überwinden. Dazu ein kleines Gedankenspiel: Die Antenne ist schräg auf einer sich leicht drehenden Welle befestigt. Wäre sie nicht mit einem Motor verbunden, welcher ihr den nötigen Halt auf einer bestimmten Position gibt, würde die Schüssel entweder nach Ost oder West kippen.
Dafür sorgt das Eigengewicht des Spiegels; es zieht sie nach unten. So sorgt die Antenne dafür, dass die Zahnräder immer exakt Flanke an Flanke liegen – und zwar stets auf derselben Stelle. Selbst bei einem noch so großen Spiel würde sich der Spiegel nicht von alleine einfach ein Stück heben, nur weil es das Zahnradspiel zulassen würde. Damit erfüllt sich die wichtigste Vorgabe an eine Drehanlage wie von selbst: Sie fährt jederzeit alle einprogrammierten Satellitenpositionen exakt an.
Problemfall: Südsatelliten
Nicht ganz so gut mit der Schwerkraft funktioniert das Ganze bei südlichen Satelliten, denn hier kann die Schüssel den linken oder rechten Endausschlag des Zahnradspiels einnehmen. Dieser unangenehme Effekt wirkt sich etwa bis zu maximal plus/minus 10 Grad von der Südposition aus.
Liegt diese am Wohnort beispielsweise auf 13 Grad Ost, bewegt sich der kritische Bereich zwischen rund 3 und 23 Grad Ost. Hier könnte die Antenne, je nachdem, aus welcher Richtung man einen Südsatelliten anpeilt, mal in der linken oder der rechten Endposition zur Ruhe kommen. Bedenklich ist das aber nicht, da wir in dem Bereich ohnehin nur leistungsstarke Satelliten mit Zielgebiet Mitteleuropa empfangen.
Ob oder um wie viel sich der Empfang auf Astra, Hot Bird und Co. tatsächlich verschlechtern kann, haben wir mit unserem Messempfänger ermittelt. Er zeigte uns, dass innerhalb des Spiels der Drehanlage Pegelschwankungen zwischen 0,5 und 0,9 Dezibel (dB) möglich sind – je nachdem, in welche Stellung man die Schüssel per Hand schiebt.
Da wir uns hier immer noch im Messtoleranzbereich von 1 dB bewegen, sind diese Unterschiede vernachlässigbar. Entscheidend ist aber, wie die Anlage im Normalbetrieb reagiert. In der Praxis konnten wir hier keine Nachteile erkennen. Auch die Signalstärke- und Qualitätsanzeige des Digitalreceivers nimmt keine Notiz von den vernachlässigbaren Pegelunterschieden.
In der Praxis
Es zahlt sich nicht im Geringsten aus, sich wegen des Zahnradspiels graue Haare wachsen zu lassen. Zahllose Drehanlagen bei DXern – welche diese schon über viele Jahre im Einsatz haben – belegen, dass die Empfangsleistungen deswegen nicht abnehmen.
Auch die Zuverlässigkeit, mit der der Motor die Satelliten anfährt, leidet selbst nach Jahren nicht darunter. Dicke Wolken oder Regen dämpfen das Satellitensignal weitaus mehr als die theoretischen Pegelverluste bei Drehanlagen. Schlechte Empfangswerte sind deshalb auch nicht auf das Spiel zurückzuführen. Ihre Ursache liegt in der Regel in einer unzureichend justierten Anlage.
(Thomas Riegler)