XXL-Fernseher oder Projektor?, Teil 3
Die Entscheidung
Echtes Kinoerlebnis 21:9
Über 70 Prozent aller Hollywood-Filme liegen auf Blu-ray Disc im 21:9-Widescreenformat (Cinemascope, 2.35:1 oder 2.40:1) vor. Im HD-Standard sind jedoch nur Auflösungen mit dem Bildseitenformat 16:9 verankert und Kinofilme finden nur von zwei schwarzen Balken begrenzt ihren Weg auf die Leinwand. Diese beanspruchen rund 25 Prozent der Bildfläche und effektiv bleiben von der Full-HD-Auflösung nur rund 1 920 × 800 Pixel übrig. Mit einem geeigneten Projektor ist es aber dank der 21:9-Vorverzerrung möglich, das Bild auf die volle Höhe zu strecken und so das ganze Potenzial des Bildchips zu nutzen. Bilder erstrahlen in diesem Aufbau rund 20 Prozent heller und durch die vollflächige Nutzung werden auch alle Pixel angesprochen. Damit die Proportionen stimmen, müssen Sie vor dem Projektor einen sogenannten Anamorphoten installieren. Die Vorsatzoptik entzerrt das Bild wieder und postwendend erstrahlen Blockbuster balkenfrei auf der Leinwand. Diese muss natürlich dem 21:9-Widescreen-Bildseitenverhältnis entsprechen bzw. maskierbar sein.
Auch 16:9-Inhalte, wie etwa ein Großteil des Fernsehprogramms oder Videospiele, lassen sich auf einer in den Seitenbereichen maskierbaren 21:9-Leinwand optimal abbilden. Für die bestmögliche Bildqualität sollten Sie deshalb Vorsatzoptiken einplanen, was allerdings circa 4 000 Euro Auspreis bedeuten kann. Natürlich kann das Bild auch einfach auf die volle Breite der 21:9-Leinwand aufgezoomt werden, sodass die schwarzen Balken außerhalb der Leinwand liegen. Einige Projektoren bieten dafür eine praktische Memory-Funktion, sodass die Zoom- und Fokuseinstellung für die balkenlose Abbildung auf Knopfdruck abgerufen werden kann. Vorteil: Das Full-HD-Bild wird weiterhin unskaliert dargestellt. Nachteil: Im Vergleich zur Installation mit Vorsatzlinse wird weniger Chipfl äche genutzt und Sie verschenken Bildhelligkeit. Mit einem Flachbildfernseher sind Sie in Bezug auf die balkenfreie Darstellung schlecht aufgestellt, denn Philips hat die Produktion der Cinema-21:9-Serie eingestellt und andere Hersteller setzen derzeit nicht auf das kinotaugliche Bildseitenverhältnis.
Qual der Wahl
Die Entscheidung für einen XXL-Fernseher oder Projektor kann nicht pauschal beantwortet werden, denn in der Praxis spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle (siehe Tabelle). So sollten Sie Ihre Räumlichkeiten den in diesem Artikel dargelegten Anforderungen entsprechend bewerten und neben dem Installationsaufwand nicht den Kostenfaktor aus den Augen verlieren. So erscheint es nur auf den ersten Blick am günstigsten und einfachsten, sich schlicht einen XXL-Flachbildfernseher mit einer riesigen Bildschirmdiagonale ins Wohnzimmer zu stellen.
Doch jenseits der 65-Zoll-Bilddiagonale werden schnell über 5 000 Euro fällig, Samsungs aktuelles 75-Zoll-Modell kostet beispielsweise 9 000 Euro. Außerdem müssen Sie einen echten „Koloss“ im Wohnzimmer unterbringen und die „tote“ Fläche kann im Nichtbetrieb schnell stören. In dieser Preisklasse rückt bereits ein Mittelklasseprojektor inklusive passender Leinwand in greifbare Nähe, wenngleich Sie an dieser Stelle wie bereits beschrieben nur im abgedunkelten Raum optimal in Filmwelten abtauchen können. Mit der richtigen Vorbereitung, einem qualifizierten Fachhändler und etwas Mut kommen Sie aber zielführend zum eigenen Heimkino, dass sich nahezu unsichtbar ins Wohnzimmer integrieren lässt.
XXL-TV oder Projektor? Alle Fakten auf einen Blick
(Dennis Schirrmacher, Christian Trozinski)