Verschollene Sender im Internet wieder entdecken
Etliche Spartensender versuchen ihr Glück zunächst im Kabel- und Satellitenfernsehen, um möglichst viele Zuschauer zu generieren. Doch nicht immer geht der Plan auf, sodass der Sendebetrieb eingestellt werden muss. Wir verraten Ihnen, welche Sender dennoch nicht ganz von der Bildfläche verschwunden sind und ihren Weg ins Internet gefunden haben.
Aus den Augen, aus dem Sinn? Dieses Sprichwort gilt nicht immer. Zwar ist die Liste der TV-Sender, die den Einstieg ins Sat- und Kabelfernsehen geschafft haben, allerdings ihre Verbreitung wieder einstellen mussten, sehr lang. Doch einige Spartensender haben den Sprung ins Internet geschafft, beispielsweise mit einem Internet-Livestream oder einem interessantes Video-on-Demand-Angebot.
Giga gibt’s noch
Oft fällt es Zuschauern überhaupt nicht auf, wenn ein TV-Kanal seinen Sendebetrieb über Kabel oder Sat einstellt, da ohnehin das Programm kaum angesehen wurde. Nicht so bei bei Giga! Der Game-Sender baute sich über Jahre hinweg eine feste Community von Videospiele-Fans auf. Doch das alles half nichts, als Giga 2009 via Sat und Kabel endgültig abgeschaltet wurde. Aufgegeben hat man deshalb jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Der Videospiele-Sender erlebt seitdem eine Renaissance im Internet, auch wenn Giga kein klassischer TV-Sender mehr ist, wie Peggy Reichelt, CEO der Econa Internet AG, die 2011 Giga übernommen hat, gegenüber DIGITAL FERNSEHEN verrät. „Giga ist heute eines der größten deutschsprachigen Technik- und Games-Portale (mit monatlich über 6 Millionen Besuchern), mit einer engagierten Community und einer authentischen Redaktion“, so Reichelt.
An Bewegtbildinhalten bietet Giga heute unter anderem ein großes und stetig aktualisiertes Video-on-Demand-Angebot. Zudem erzählt die Geschäftsführerin, dass neue Video–Formate und Shows, neben der täglich aktuellen Berichterstattung, von alten und neuen Giga-Fans begeistert aufgenommen würden. Trotz steigender Beliebtheit besteht jedoch keine Hoffnung, dass Giga wieder auf den heimischen TV-Bildschirm auftauchen wird: „Ein Sendebetrieb via Sat und Kabel ist nicht geplant“. Vertröstet wird die Giga-Community dafür mit gelegentlichen Livestreams zu einigen speziellen Events, wie Live-Game-Plays, Produktvorstellungen, sowie einer aktuellen Berichterstattung bei Messen und Events. Seit der Übernahme 2011 baut die Econa Internet AG die Marke Giga konsequent wieder auf. Im nächsten Schritt steht übrigens noch in diesem Monat ein Relaunch der Internetseite www.giga.de an.
Tier TV im Netz
Erinnern Sie sich noch an Tier TV? Von 2006 bis 2009 konnte man den den Spartensender über Kabel und Satellit frei empfangen. Doch wie ist es dem Sender seitdem ergangen? Marco Herten, Geschäftsführer von Tier TV, stand uns hierfür Rede und Antwort. Wie Herten erzählt, kam es vor allem zur Einstellung des Sendebetriebs wegen der extrem hohen Kabel- und Satelliten- Einspeisegebühren. „Diese, sowie die Produktionskosten, konnten alleine durch Werbung nicht refinanziert werden“, so der Tier-TV-Chef. Heute definiert sich Tier TV als multimediales Tierportal im Internet, und das mit Erfolg: „Seit 2011 gehört Tier TV zu den führenden Seiten rund um das Thema Tier.
Neben einer Vielzahl von Informationen, Unterhaltung und Services haben wir einer der größten Video- Mediatheken zu diesem Thema.“ Besonders erfreulich für Fans von Tier TV: Das Tierportal soll weiter ausgebaut werden. So werde man in den nächsten Wochen eine komplett neue Mediathek implementieren, erklärt Herten. Der Schwerpunkt werde dabei aber weiter auf OnDemand und dem Internet liegen. Einen 24-Stunden-Livestream oder eine Aufnahme des Sendebetriebs via Sat und Kabel ist leider nicht in Aussicht.
Family TV: Konzept aufgegangen
Im Gegensatz zu den bereits vorgestellten TV-Programmen, die ihren Fokus zuerst auf das reichweitenstarke Satelliten- und Kabelfernsehen gelegt haben und damit – trotz überzeugender Programmkonzepte – kläglich gescheitert sind, ist der Unterhaltungskanal Family TV zu Beginn als Internetsender an den Start gegangen. Die Beweggründe dafür liegen auf der Hand, wie Timo C. Storost, Geschäftsführer von Family TV, gegenüber DIGITAL FERNSEHEN erklärt. Eine große Rolle spielen zum einen die Verbreitungskosten. Zum Vergleich: Der Gebührenrahmen für eine Lizenzierung für bundesweit verbreitete Fernsehprogramme, die nicht ausschließlich im Internet verbreitet werden, liegt zwischen 5000 bis 100000 Euro. TV-Sender, die nur via Internet ausgestrahlt werden, kosten 1000 bis 10000 Euro.
Beim Kostenfaktor sieht Storost auch ein Grundproblem für das Scheitern vieler kleinerer Spartensender. Er vermutet, dass hier von Beginn an falsch kalkuliert wurde. Zum einen spielen die Verbreitungskosten eine Rollen, doch auch die Formate, die man produziert oder einkauft, erfordern hohe Ausgaben. „Das Problem, welches kleinere Spartensender, wie z.B. Timm oder Giga haben bzw. hatten ist, dass sie in einem heiß umkämpften Markt mitmischen und natürlich auch ein Stückchen vom Werbekuchen abbekommen wollen bzw. müssen. Wenn die Rechnung nicht aufgeht bzw. sie nicht dieses Stückchen vom Werbekuchen abbekommen, dann ist der erste Schritt, die Verbreitungswege zu mininieren oder gar einzustellen“, erklärt der Family-TV-Gründer. Das führe wiederum dazu, dass Mitarbeiter, die an ein Konzept geglaubt haben, gezwungen sind, sich ins Internet zu verlagern oder gar den Sendebetrieb einzustellen.