Vorgestellt: Joel Silver, Seite 5
Im Gespräch mit dem Bild-Guru
Wo wir gerade bei altmodisch sind: 3D ist bei den meisten Konsumenten nicht gut angekommen und selbst die TV-Hersteller trauen sich kaum noch, das Thema zu bewerben – warum?
Um es mit den Worten von Jeffrey Katzenberg zu sagen: Ich kenne niemanden, der einen Film mit Brille schauen möchte. Es ist eine sehr simple Aussage aber sie trifft den Kern: Bevor das Problem der 3D-Brille nicht gelöst ist, wird es auch keinen großen Erfolg im Wohnzimmer geben. In meinen Augen sind es aber vorrangig die fehlenden Inhalte, die den Siegeszug verhindern, denn mittlerweile wird nahezu jeder TV mit 3D angeboten. Das Problem aufseiten des Contents ist, dass es nicht sinnvoll ist, alles in 3D zu produzieren.
Kennen Sie z.B. den Film „Silver Linings“? Wenn nicht, sollten Sie sich den Film unbedingt anschauen. Es handelt sich um eine Tragikomödie und der Film hatte ein sehr überschaubares Budget. Somit wäre es weder inhaltlich noch von der Investition her sinnvoll gewesen, diesen Film in 3D zu produzieren. Ein anderes Beispiel ist „The King‘s Speech“: Dieser Film hätte durch 3D in keiner Szene profitiert. Demgegenüber gab es bei „Prometheus“ Potenzial für 3D, das aber nach meiner Meinung nicht ausgeschöpft wurde. Im Gegensatz zu „Avatar“ hat mir „Prometheus“ in 2D besser gefallen als in 3D.
Dem kann ich nur hinzufügen, dass die 3D-Neuauflage von „Titanic“ sehr gelungen ist.
Eine Lektion, die wir über 3D gelernt haben, ist: Unterschätze niemals James Cameron! Wenn sich jemand mit Talent dieser Sache annimmt, können erstaunliche Dinge entstehen. Fairerweise muss man aber hinzufügen, dass der Erfolg von „Avatar“ in 3D durch Hersteller wie Panasonic und Texas Instruments, die das 3D-Thema aktiv beworben haben, beflügelt wurde, denn als die Kinos für 3D umgerüstet wurden, war die Aufmerksamkeit hinsichtlich des Themas am größten.
Und diese Messlatte zu überspringen, wird auch in Zukunft sehr schwer werden. Das Feedback, das ich erhalte, deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen: Obwohl 3D in vielen TVs integriert ist, wird es nicht genutzt und die Brillen bleiben häufig unausgepackt in den Schachteln. Hinsichtlich des Kundeninteresses ist 3D somit eine große Enttäuschung. Am Ende bleibt es dabei, was Jeffrey Katzenberg aussprach: „Die Leute wollen keine 3D-Brillen, was wollt ihr dagegen machen?“
Eine neue Technologie steht dafür schon in den Startlöchern: Wird 4K bzw. Ultra HD der Standard der TV-Zukunft?
Ich bin Mitglied der 4K-CEA-Gruppe und ich kann Ihnen versichern, dass bislang niemand wirklich weiß, wie groß die Auswirkungen von 4K sein werden. Was die Bezeichnung des neuen Standards betrifft : Sony verwendet derzeit sowohl die Bezeichnung 4K als auch Ultra HD, was natürlich viele Pressevertreter vollends verwirrt. Das Wall Street Journal hat deshalb schon getitelt: „Dieses neue Format ist so neu, dass noch nicht einmal die Branche weiß, welchen Namen es tragen soll.“ Für den High-End-Markt ist 4K bereits eine Bereicherung, so ist Sonys 4K-Projektor VPL-VW1000ES ein Erfolg, trotz des 20 000 Euro Preispunktes.
Jeder Full-HD-Projektor hätte in diesem Preissegment große Schwierigkeiten, sich überhaupt zu verkaufen. Was bei den Endverbrauchern ebenfalls gut ankommt, sind XXL-4K-TVs in 85 bis über 100 Zoll, denn in diesem Bereich gibt es anspruchsvolle Kunden, die sich an der Pixelstruktur der aktuellen Fernseher stören. Mit 4K werden diese praktisch „pixelfrei“. Zudem bin ich überrascht, wie gut die Konvertierung von Full-HD-Bildern in das 4K-Format klappt: Die Prozessoren und Verfahren sind deutlich leistungsfähiger als beim Umstieg von SD auf HD. Deshalb sehe ich in 4K großes Potenzial.
Vielen Dank für das Gespräch.
(Christian Trozinski)