Vorgestellt: Joel Silver

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Im Gespräch mit dem Bild-Guru

Als 1994 die Image Science Foundation (ISF) gegründet wurde, war noch lange nicht absehbar, dass einmal 12 Millionen Fernseher pro Jahr mit den ISF-zertifizierten Einstellungsmöglichkeiten ausgeliefert werden würden. Was Joel Silver, einer der Mitbegründer von ISF, auch knapp 20 Jahre später noch antreibt, um für das unverfälschte Original zu werben, verriet er uns im Interview.

 
Herr Silver, gibt es eigentlich ein perfektes Bild?
 
Es geht für mich nicht darum, eine Meinung bezüglich eines perfekten Bildes zu haben, sondern ich erkenne die Standards an, die knapp 190 Länder im Jahr 1982 innerhalb der internationalen Fernmeldeunion (ITU) beschlossen haben. Zu diesem Zeitpunkt haben wir vereinbart, wie die Helligkeit, der Kontrast, die Farbsättigung usw. abzustimmen ist. Wir wollen sowohl aufseiten der Produktion als auch aufseiten der Übertragung Standards, damit die Bilder am Ende so wirken, wie sie produziert wurden.
 
 
Kann man eigentlich jeden Fernseher optimal anpassen?
 
Eines der schwierigsten Dinge, die ein Fernseher darstellen soll, sind Schwarzwerte, d.h., wenn in einem dunklen Raum Schwarz wirklich schwarz sein soll. Das schaffen heutzutage nur ausgewählte Fernseher mit Direct-LED-Beleuchtung und Local Dimming, die ganz neuen OLED-Displays und die ehemaligen Kuro-Plasma-Fernseher von Pioneer. Damals war sich Pioneer des Problems der Schwarzdarstellung bewusst, sodass der Name der Plasma-TVs treffend gewählt wurde: Kuro bedeutet übersetzt Schwarz. Aktuell haben wir es immer häufiger mit Edge-LED-LCDs zu tun, weshalb wir im Dynamikbereich und in der Schwarzdarstellung viel eingeschränkter sind als in der Vergangenheit, da wir nicht mehr über ausreichend Zonen verfügen, um die Helligkeit gezielt zu justieren.

Aber um fair zu bleiben: Ein Edge-LED-LCD zeigt bei direkterLichteinstrahlung deutlich kontraststärkere Bilder als ein Plasma, odernicht?
 
100% richtig. Ich habe tagtäglich denVergleich zwischen einem Kuro-Plasma von Pioneer und einemDirect-LED-LCD von Sharp namens Elite (nicht in Deutschland erhältlich,Anmerk. d. Red.). Der LED-LCD ist derart lichtstark, dass die Bilderauch bei Tageslicht einen sehr guten Kontrast aufweisen. Gerade beidirektem Lichteinfall kann es schwerfallen, auf dem Plasmafernseher dasBild noch richtig zu erkennen. Es stellt sich somit immer die Frage,welches Werkzeug für welchen Einsatzzweck das Beste ist. Der Kuro-Plasmavon Pioneer ist das perfekte Werkzeug für das Heimkino, derElite-LED-LCD von Sharp das perfekte Werkzeug für helle Wohnzimmer.
 
Zudemist der LED-LCD viel flexibler einsetzbar, da die Helligkeit besser aufunterschiedliche Umgebungen abgestimmt werden kann. Demgegenüber istder Blickwinkel des Elite deutlich schlechter und schnelle Bewegungenzeigen entweder leichte Unschärfen oder Artefakte infolge derZwischenbildberechnung – im Kern bleibt somit auch der Elite ein LED-LCDmit allen Stärken und Schwächen dieser Technologie. Wenn mich jemandnach meinem persönlichen Flachbild-TV-Favoriten fragt, dann antworteich, dass es den einen Favoriten nicht gibt, es gibt immer nur dasrichtige Werkzeug für den jeweiligen Einsatzzweck.
 
 
Und wie finde ich heraus, was das passende Werkzeug für meine Bedürfnisse ist?
 
Fragnach dem Raum! Wenn wir auf das Thema des perfekten Bildeszurückkommen, stellt sich zuallererst die Frage: Ist der Raum eigentlichperfekt? Sieht der Raum genauso aus, wie der Produktionsraum von StevenSpielberg, wenn er Filme bearbeitet, dann könnte man von einemperfekten Raum sprechen. Sieht der Raum hingegen wie ein normalesWohnzimmer aus, dann wäre der Raum nicht perfekt. Anstatt also immer dieFrage zu stellen, welcher Fernseher das perfekte oder beste Bildliefert, sollten Konsumenten vor dem Fernseherkauf erzählen, wie ihrRaum beschaff en ist, wo sich Lampen und Fenster befinden usw. Einemgeschulten Verkaufspersonal fällt es mit diesen Informationen einfacher,das passende Produkt ausfindig zu machen. Generell sollte es abermöglich sein, das Bild für Tageslicht und die Abendstunden getrennt zujustieren.
 
 
Diese Einstellung ist miteinem ISF-zertifizierten Fernseher möglich, allerdings stellt sich dieFrage, ob man beim Ferseherkauf allein nach dem Logo gehen sollte?
 
Derjenige,der den Fernseher einstellt, ist wichtiger als ein ISF-Logo. Das Logoist dazu da, um den Kalibrierer zu unterstützen. Wir wollen Sorgetragen, dass TVs jeder Preisklasse ausreichend Einstellungsmöglichkeitenbesitzen, um z. B. einen Bildabgleich für Tag und Nacht vornehmen zukönnen und diese Einstellungen zu blocken, damit man sie nichtversehentlich verstellt. Das ISF-Logo kann man bei einem300-Euro-Fernseher genauso vorfinden, wie bei einem 80 000-Euro-TV. Wirkönnen nicht über die Güte der Technik bestimmen, die die Herstellerverbauen, aber wir wollen Sorge tragen, dass das Bild beim Endkunden imWohnzimmer überzeugt.

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