Wieviele VoD-Dienste braucht Deutschland?
Video on Demand – kurz VoD – eine moderne Videothek im Internet, in der Sie Ihre Lieblingsfilme aussuchen, ohne vom Sofa aufstehen zu müssen. Sie entscheiden, was Sie wann sehen möchten. Das klingt natürlich fantastisch. Aber ist es auch wirklich so einfach? Wir geben Ihnen einen Überblick über die bekanntesten VoD-Anbieter und stellen jeweils Vor- und Nachteile gegenüber.
An einem verregneten Tag spontan einen Film ausleihen, ohne dafür die Wohnung zu verlassen und in die Videothek um die Ecke zu stapfen. Das hört sich gewiss sehr verlockend an. Doch stellt Video on Demand heute schon eine gute Alternative zur klassischen Videothek dar?
Filme im Internet ausleihen und ansehen, wann immer Sie es wollen. Das Potential von Videoübertragungen über das Word-Wide-Web haben Filmanbieter längst erkannt und überschwemmen den Markt derzeit mit Video-on-Demand-Diensten. Dass sich ein Großteil der Nutzer damit jedoch verunsichert fühlt und deutlich überfordert ist, scheint vielen Anbietern nicht aufzufallen.
Den richtigen Anbieter finden
Auf dem Markt existieren zur Zeit unzählige VoD-Dienste. Hier kommt es vor allem darauf an, den Überblick zu wahren und seinen persönlichen Favoriten für sich zu entdecken. Ungefähr 25 nennenswerte Bezahlanbieter bieten mittlerweile Filme zum Verleih (und teilweise auch zum Kauf) in Deutschland über unterschiedliche Medien an. In ihrem Leistungsspektrum unterscheiden sie sich meist deutlich voneinander. Der Kunde ist zurecht verunsichert. Wo soll nun der Film geliehen werden? Maxdome oder doch lieber Acetrax? Dabei spielt der Preis gar nicht die erste Geige, viel wichtiger ist es neben dem Angebot an Filmen zu schauen, was die im Haus befindliche Hardware überhaupt unterstützt. Hier ist ein weiterer Pferdefuß dieser VoD-Dienste, denn nicht jeder Service läuft auch auf jedem Fernseher.
Steht im Wohnzimmer zum Beispiel ein Sony-Gerät, wird die Auswahl auf Lovefilm reduziert. Noch schlimmer kommt es, wenn dann als Zweitgerät ein Fernseher eines anderen Herstellers zum Einsatz kommt, denn dann muss ein zweiter Anbieter gewählt werden. In der Praxis bedeutet dies: mehrere Kundenkonten pflegen, regelmäßig Kontoauszüge prüfen, mehrere Passwörter merken und sich mit diversen Kundendiensten herumärgern, wenn etwas nicht läuft. Hinzu kommt die Erschwernis, dass selbst ein und derselbe Anbieter beispielsweise via PC und Smart-TV ein unterschiedliches Design aufweist. So kann die Benutzerführung je nach Hardware unterschiedlich ausfallen und die Bedienung somit noch zusätzlich beeinträchtigen.
Angebot variiert stark
Auch die Qualität sowie die bereitgestellte Auswahl an Inhalten unterscheidet die Anbieter. Während einige fast alles auch in HDTV-Auflösung anbieten, haben andere nur ausgewählte Filmklassiker in SD im Portfolio. Bereits in den Printausgaben unseres Fachmagazins DIGITAL FERNSEHEN 6/2012 und 7/2012 nahm die Redaktion die Angebote einmal unter die Lupe – mit geteiltem Urteil. Und auch in unserer VoD-Übersicht geht das Angebot weit auseinander: Zwischen 300 und 130 000 Titel sind bei den verschiedenen VoD-Diensten abrufbar – was der eine zu wenig hat, hat der andere zu viel. Hat man einen speziellen Film im Kopf, den man gerne sehen möchte, kann es schnell zum abendfüllenden Programm werden, einen Anbieter zu finden, der diesen auch bereitstellt und zugleich noch auf dem Fernseher oder am PC anzeigen kann. Spontane Filmabende sind bei den Angeboten Netleih und Verleihshop überhaupt nicht möglich, da die DVDs und Blu-rays postalisch zum Kunden gelangen. Die Postlaufzeit von ein bis zwei Werktagen muss also hier immer berücksichtigt werden.
Zwar bieten beide Dienste ein großes Film-Portfolio, allerdings ist ein direktes Streaming (noch) nicht möglich und zusätzliche Versandkosten fallen leider auch an. Einer Geduldsprobe muss man sich unter Umständen unterziehen, wenn man über keine schnelle DSL-Leitung verfügt. In ländlichen Regionen, wo eine Internetgeschwindigkeit von unter 1 Mbit/s keine Seltenheit ist, muss man sich mit langen Ladezeiten und eventuellen Bildaussetzern herumschlagen. Erst ab einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 6 Mbit/s sollten diese Probleme nicht mehr auftreten. Zu große technische Hürden bei der Suche, zum Teil zu lange Zeitkontingente, bis der Film gefunden wurde, Abstürze des Systems, Neustarts und ständige Neueingaben nerven den User. In der Zwischenzeit hätte man sich den Film auch aus der Videothek besorgen können. Und: Bei VoD ist längst nicht jeder Film verfügbar, auch wenn das viele Anbieter behaupten.
Unübersichtliche Preisstruktur
Hat man seinen Wunschfilm dann endlich gefunden, geht es ans Bezahlen. Bei manchen VoD-Anbietern, wie beispielsweise Lovefilm, müssen Kunden einen monatlichen Pauschalpreis zahlen und schließen damit ein Abonnement ab. Es gibt jedoch auch Angebote, bei denen nur Einzelabrufe möglich sind. Dies empfiehlt sich insbesondere für Gelegenheitsnutzer. Je nach VoD-Anbieter variieren die Kosten für einen Ausleihfilm zwischen etwa 3 (SD) und 5 (HD) Euro. In der Regel kann man den Film dann innerhalb von 48 Stunden beliebig oft schauen. Etwas schade: Keiner der in unserer Übersicht aufgelisteten VoD-Anbieter hat in seiner Suchmaske einen Preisfilter integriert. So verliert man schnell den Überblick über die jeweiligen Einzelabrufpreise. Zudem sind die Tarifmodelle der angebotenen Abos und Pakete sehr unterschiedlich und mitunter ziemlich kompliziert.
Neben den VoD-Plattformen versuchen auch die TV-Sender mit ihren Serien und Shows ein Stück vom Besten des Zuschauers, seinem Geld, abzubekommen. Jüngstes Beispiel ist hier RTL. Der Kölner Sender will VoD-Dienste mit RTL Now auch auf Fernsehgeräten über die HD-Plus-Plattform anbieten. Doch schnell wird klar, dass der Mehrwert für den Nutzer eher gering ausfällt. Warum soll man sich eine Folge der Castingshow DSDS kostenpflichtig kaufen, wenn diese bereits vorab kostenfrei über den Sender ausgestrahlt wurde? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt und eventuell sogar dieses Thema mit dem Signalschutz der HDTV-Ausstrahlung verknüpft. Gehässige Mitstreiter würden jetzt wahrscheinlich einen Komplott vermuten. Erst versucht der Anbieter alles, um Aufnahmen zu verhindern, um dann Recyclingware kostenpflichtig veräußern zu können.