Übertragungssysteme im Überblick, Teil 3
Kabel
Kabelfernsehen gibt es seit den 1970er Jahren. Ursprünglich lag sein Reiz in der einwandfreien Empfangbarkeit entfernter TV-Programme, die mit der eigenen Antennenanlage nicht oder nur unzureichend zu bekommen waren. Später wurden darüber die ersten Satellitenkanäle zugänglich gemacht. Da es noch keine leistungsstarken Direktempfangssatelliten gab, benötigte man teure und sehr große Sat-Schüsseln ab rund 2 Metern Durchmesser. Inzwischen ist die Verteilung von TV-Sendern nur noch eines von drei Standbeinen der Kabelbetreiber. Über ihre Leitungen werden längst auch Telefonie und schnelles Breitbandinternet bereitgestellt, frei nach dem Motto „Alles aus einer Hand“.
Programmvielfalt
Analoges Kabel hatte immer mit begrenzten Übertragungskapazitäten zu kämpfen, weshalb es kaum mehr als 40 analoge Programme anbieten konnte. Mit der Digitalisierung wurden diese Engpässe überwunden und dem Kabelkunden können nun mehrere Programmpakete bereitgestellt werden. Das Basisangebot umfasst je nach Kabelbetreiber rund 70 bis 90 Kanäle, darunter öffentlich-rechtliche Sender sowie die wichtigsten Privaten. Daneben finden sich verschiedene Sparten- und Fremdsprachenangebote. Durchschnittliche Haushalte sollten damit bereits bestens bedient sein. Gegen ein zusätzliches Entgelt werden weitere Pay-Kanäle – vom kleinen Sparten- bis zum hochwertigen Premiumsender – freigeschaltet, die es über Satellit nur verschlüsselt gibt. Zum Teil werden solche Bonuskanäle sogar exklusiv im Kabel angeboten, das sich damit durchaus vom Satelliten abhebt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Fremdsprachenpakete z. B. mit türkischen, russischen oder italienischen Sendern hinzuzubuchen. Zum Teil wären diese Programme über Satellit frei empfangbar, werden aber nicht auf Astra ausgestrahlt. Insgesamt variiert das Angebot an zusätzlichen Paketen beträchtlich und ist in erster Linie vom vor Ort verfügbaren Kabelbetreiber abhängig. Mit ihm entscheidet sich auch, ob man Zugang zum deutschen Premium-Pay-TV Sky hat.
Zumindest größere Kabelbetreiber offerieren schließlich Inhalte auf Einzelabruf, das sogenannte Pay-per-View. Auf diese Weise werden brandneue Filme, die es noch nicht im normalen Pay-TV gibt, aber auch hochkarätige Sportereignisse zugänglich gemacht. Jedes Ereignis ist gesondert zu bestellen und kann zu festgesetzten Zeiten angeschaut werden.
Bildqualität
Mit der Einführung des digitalen Kabelfernsehens ist die Bildqualität grundsätzlich besser geworden, zumindest gibt es nun auf weniger publikumswirksamen Kanälen keine angerauschten Bilder mehr. Beim digitalen Kabel wird die Bildqualität, wie bei allen digitalen Übertragungsmedien, davon bestimmt, welche Datenraten man jedem einzelnen Programm zugesteht. Dabei wird bei manchen Kabelbetreibern abseits der wichtigen Hauptprogramme richtig gespart, weshalb einzelne Sender durchaus einen verpixelten Eindruck hinterlassen können und deutlich schlechter aussehen als über Satellit. Da hier jeder Kabelanbieter anders vorgeht, lässt sich keine pauschale Aussage zur digitalen Bildqualität im Kabel machen.
Digitalempfang umständlich
Analoges Kabel-TV war kundenfreundlich, da man die verfügbaren Kanäle direkt am Fernseher auf Speicherplätzen programmieren konnte und Zusatzgeräte für den Empfang nicht notwendig waren. In der digitalen Kabelwelt sind sie allerdings erforderlich. Digitale Kabelboxen werden vom Betreiber bereitgestellt. Da die digitalen Kabelsender meist grundverschlüsselt sind, ist zudem eine Smartcard nötig, die in die Kabelbox einzuschieben ist. Möchte man digitales Kabel an mehreren TV-Geräten nutzen, ist für jedes ein separater Kabelreceiver erforderlich, der entweder für teures Geld beim Kabelbetreiber zu kaufen oder mieten ist. Da der Kabelanbieter außerdem vorschreibt, welche Boxen zum Einsatz kommen dürfen, kann man sich nicht einmal einen Receiver nach seinen eigenen Bedürfnissen zulegen. Das ist insofern ärgerlich, als dass digitale Kabelboxen oft nur Mindestanforderungen erfüllen. Besonders ärgerlich ist auch, dass häufig nicht einmal die in neuen LCD-Fernsehern eingebauten digitalen Kabeltuner genutzt werden können, da die Betreiber für den Empfang ihrer Angebote auf den von ihnen vorgeschriebenen Receivern bestehen. Erst in letzter Zeit hat man damit begonnen, die Kabelprogramme direkt am Fernseher zugänglich zu machen. Dazu muss dieser allerdings mit einer CI-Plus-Schnittstelle ausgestattet sein, in die das vom Kabelanbieter bereitgestellte Modul einzuschieben ist.
Teuer
Herkömmliches Kabelfernsehen ist mit Sicherheit die teuerste Variante, an seine Fernsehprogramme zu gelangen. Neben der GEZ-Gebühr sind schließlich monatliche Kabelmieten zu bezahlen, wobei allein für das Basispaket rund 18 Euro fällig werden. Damit gibt man bereits innerhalb des ersten Jahres mehr aus, als eine einfache Sat-Anlage kosten würde. In manchen Fällen wird einem der Kabelanschluss quasi aufgezwungen, dann nämlich, wenn der Hauseigentümer einen Einspeisevertrag mit einem Kabelanbieter abgeschlossen hat und die Kabel-TV-Gebühren bereits Bestandteil der Miete sind. Da es im innerstädtischen Bereich oft nicht möglich ist, eine eigene Sat-Schüssel zu installieren, hat man nur die Wahl zwischen wenigen Kanälen via DVB-T und dem teuren Kabel.
Für wen Kabel-TV?
Möchte man mehr Sender als über DVB-T empfangen und wohnt man in der Innenstadt, führt oft kein Weg am Kabel-TV vorbei. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn man keine eigene Sat-Schüssel installieren kann oder darf. Kabelfernsehen ist aber auch bequem, da es keinen großen Installationsaufwand erfordert. Man braucht sich weder um die Montage und Ausrichtung einer Antenne noch um das Verlegen einer komplizierten Verteilanlage zu kümmern. Diese Bequemlichkeit erkauft man sich allerdings mit teuren monatlichen Gebühren. Kabel-TV darf man jedoch nicht nur aus der Sicht des Zuschauers betrachten. Komplettangebote mit extraschnellem Internet und Telefonie mit Flatrate können bei durchaus verlockenden Preisen Kabelfernsehen überaus attraktiv werden lassen. Immerhin ist beim digitalen Kabelempfang gute Bildqualität selbstverständlich geworden und selbst auf HD-Programme muss man nicht verzichten.