Aufgepimpter Klassiker
Begeisterung – ein anderes Wort fällt uns so kurz nach dem Test der Blu-ray 3D nicht ein. Wer hätte gedacht, dass eine 3D-Konvertierung so wahnsinnig gut aussehen könnte? Und dann auch noch von einem Film, der vor knapp 15 Jahren in die Kinos kam!
Die meisten Filme aus den 1990er Jahren sehen in High-Definition nicht wirklich ansprechend aus, da ihre Parameter nicht gut genug nachbearbeitet wurde. Die 3D-Version von „Titanic“ wiederum ist in allen Belangen perfekt. Hier wurde wirklich alles richtig gemacht, vom Anfang bis zum Ende. Doch zunächst einmal zur Aufteilung: Für Ihr Geld bekommen Sie eine Filmbox geboten, die James Camerons erfolgreiches Drama auf gleich vier Discs repräsentiert.
Eine 2D-Version auf Blu-ray, eine Bonus-Disc, mit mehreren hundert Minuten HD-Extras, sowie zwei (!) 3D-Scheiben, auf die der Film verteilt ist, werden Sie stundenlang unterhalten und Ihnen alles bieten, was Sie über den Film wissen oder was Sie von ihm besitzen wollen. Auf den 3D-Discs ist ausschließlich der Film enthalten, einmal von der nullten bis zur 108. Minute und dann noch einmal die restlichen 87 Minuten, wobei der Disc-Wechsel schnell und unkompliziert von statten geht. Dadurch sind die Datenraten optimal genutzt und das 3D-Bild glänzt in ungetrübter Schönheit. Basis für den visuellen Hochgenuss ist das sorgfältig restaurierte 1,78:1-Bild, dessen Brillanz außer Frage steht.
Eine technische Meisterleistung
Schon in der Rahmenhandlung in der Gegenwart lassen sich die zahlreichen Falten und Äderchen der gealterten Rose (Gloria Stuart) exzellent erkennen. Kleinere Unschärfen und Kontrastschwächen sind die Ausnahmen. Ansonsten ist das Kontrast-Schärfe-Verhältnis optimal, lässt die Kanten klar erkennen und stellt die Texturen eindrucksvoll heraus. Kommt es endlich zur Binnenhandlung, also dem sehr dramatisch erzählten Untergang des riesigen Luxus-Kreuzers Titanic, lohnt sich die hochwertige Darstellung gleich noch mehr. Jede Passagierkabine, die Restaurants, die Kleider der feinen Herrschaften sind mit so viel Liebe zum Detail ausgestattet, dass man sich der Magie der Prä-20er Jahre kaum entziehen kann.
Der stereoskopische Effekt wurde hierbei in exzellenter Weise umgesetzt, schräg perspektivierte Wände, Gegenstände, die sich ins Bild schieben, die riesigen Maschinen-Kolben des Kesselraums oder auch der Blick über den Schiffsbug nach unten zu den Tümmlern machen die Aufregung der Jungfernfahrt spürbar und den Film zu einem unvergesslichen Abenteuer. Macht Leonardo DiCaprio die berühmte „Ich bin der König der Welt“-Nummer, so streckt Ihnen tatsächlich ein Arm entgegen. Das Erlebnis ist quasi echt und braucht einen Vergleich zu aktuellen Produktionen bzw. zu Camerons Nachfolge-Produktion „Avatar“ nicht zu scheuen, gerade was den 3D-Effekt angeht. Und das wäre dann auch der Beweis dafür, dass selbst Konvertierungen nicht zwingend schlecht aussehen müssen – es hängt eben nur von der eingesetzten Technik bzw. von der Qualität der Konvertierung ab.
Nur die Spitze des Eisberges
Der Sound bewegt sich auf Referenzniveau und trägt die Illusion noch ein Stückchen weiter. Genau so funktioniert eine richtig gute Emotionslenkung: mit Lautstärkespitzen an den dramatischen Stellen und leisen Einspielungen während der Dialoge. Die Ortung von fixen und sich bewegenden Geräuschquellen geschieht ohne Probleme und ohne Pomp.
Das Räumlichkeitsgefühl könnt noch einen Tick expliziter sein. Auf der Bonus-Blu-ray finden Sie unter anderem 57 Minuten entfallene Szenen, Dokus zur Filmproduktion (64 Min.) und zu James Camerons Forschungstripp zur gesunkenen Titanic (96 Min.), zahlreiche Hinter-den-Kulissen-Features und Archivmaterial. Es ist also definitiv anzuraten, die hauseigene James-Cameron-Kollektion mit dieser gelungen 3D-Version von „Titanic“ zu bestücken.
(Falko Theuner)