Tiefgründige Historie, Teil 2
In der Minderheit
3D-TV-Produktionen besitzen somit noch einen Exotenstatus, was vor allem an den Besonderheiten liegt, die bei der Produktion räumlicher Bilder beachtet werden müssen. Auf technischer Seite hat sich dank des Erfolges von 3D-Kinofi lmen einiges getan. Neben spezialisierten 3D-Kameras hat sich das Equipment rund um die Aufnahmetechnik herum prächtig entwickelt. So erleichtern spezielle Kamerarigs und 3D-Vorschaumonitore die Arbeit am Set. Doch Technik ist nicht alles. Jede einzelne Sequenz muss minutiös unter Berücksichtigung des 3D-Effekts vorgeplant werden.
Die gesamte Vorproduktion, vom Drehbuch bis zum Storyboard, muss die Besonderheiten des räumlichen Filmens beachten. Damit am Set dann keine unliebsamen Nebeneffekte auftreten, sorgt ein Stereograf durch Kontrolle jeder Einstellung auf einem 3D-Vorschaumonitor dafür, dass das Endprodukt angenehm für die Augen bleibt. Als Trick wird dabei häufig eine Szene mit regulärem 2D-Material eingefügt, um dem Zuschauer eine Ruhepause zu gönnen. Joseph Kosinski hat dies beim Film „Tron: Legacy“ sogar als künstlerisches Element eingesetzt.
Der erhöhte Aufwand, den ein 3D-Film mit sich bringt, lässt viele deutsche Sendeanstalten noch zaudern, wenn es um die Produktionen stereoskopischer Inhalte geht. Bis auf das 3D-Fenster von Arte und den Sender Sky 3D wird sich die deutsche Programmlandschaft wohl auf absehbare Zeit nur wenig dem räumlichen Bild widmen, auch wenn immer mehr 3D-fähige Endgeräte Einzug in die Wohnzimmer halten. Einen wirklichen Durchbruch im Bereich des 3D-Fernsehens wird es wohl erst dann geben, wenn räumliches Filmen zur Alltäglichkeit geworden ist und entsprechende Übertragungsstandards eine hohe 3D-Qualität garantieren.
Berufsbild Stereograf
Neue Technik ruft auch neue Experten auf den Plan. Das Filmen in 3D stellt spezielle Anforderungen an Personal und Technik und so erlebt im Zuge vermehrter Produktionen mit räumlichen Bildern der Beruf des Stereografen eine Renaissance. Die Aufgaben eines Stereografen können dabei recht vielfältig sein, in erster Linie ist er ein Kameramann, der spezialisierte Kenntnisse im Bereich des 3D-Filmens besitzt. Sein Einsatz beginnt, wie auch bei regulären Filmproduktionen, schon weit vor dem Drehstart.
Während der Planungsphase und der Storyboard-Erstellung achtet er darauf, dass Szenen und Sequenzen auch beim Einsatz von 3D-Technik augenschonend konzeptioniert werden. Später gilt es, das richtige Kameraequipment für die Produktion zusammenzustellen. Während des Drehs ist der Stereograf für die Umsetzung und die Qualität des 3D-Effektes zuständig. Dazu muss er nicht zwingend selbst hinter der Kamera stehen, denn moderne Rigs lassen sich mittlerweile auch fernsteuern. So kann der Stereograf mithilfe eines 3D-Monitors während der Aufnahme eingreifen, indem er mit einer Fernbedienung den Abstand und den Winkel beider Kameras zueinander korrigiert und auf diese Weise den Tiefeneindruck des Bildes beeinfl usst.
Weitere Arte-Produktionen in 3D
Dokumentarfilme:
- „Die Anatomie tropischer Wirbelstürme“ (3-teilig)
- „Der Rhein von oben“
- „Täuschen und Tarnen: Überlebenskünstler der Natur“
- „Sculpture 3D: Brancusi“/“Sculpture: Giacometti“
- „Deutschlands Küsten“
- „Die Kathedralen der Kultur“
Musik- und Theaterfilme:
- „Schwanensee“
Fernsehfilme:
- „Soir De Fête“
- „Enfer“ („Hölle“)
(Christian Hill)