3D-Produktionen für das Fernsehen
Filme in 3D gelten als einer der Motoren, die das klassische Kino noch am Leben erhalten. Im Schwestermedium, dem Fernsehen, wird das Thema Ausstrahlung von räumlichen Bildern zumindest hierzulande noch sehr stiefmütterlich behandelt, was maßgeblich an fehlenden Inhalten liegt. Der Kulturkanal Arte wirkt diesem Missstand entgegen und schickt eine 3D-Filmcrew auf Mittelaltertour.
Aktuelle 3D-Produktionen beschränken sich zu einem großen Teil vor allem auf Hollywood-Actionkino. Räumliche Bilder dienen hier meist der Effekthascherei oder schlimmstenfalls dazu, von einer dürftigen Story abzulenken. Das Erlebnis 3D-Kino kann aber viel mehr leisten, besonders im Dokumentarbereich. Das haben im letzten Jahr gerade die deutschen Regisseure Werner Herzog und Wim Wenders eindrucksvoll bewiesen.
Letzterer hat mit seinem Film „Pina“ eine sehenswerte Hommage an die Tanztheaterkünstlerin Pina Bausch abgeliefert. Der Regisseur setzte bewusst 3D-Technik ein, um die auftretenden Tänzer in den Mittelpunkt einer räumlichen Bühne zu setzen und somit den Zuschauer noch emotionaler in die gezeigte Darstellung einzubinden. Werner Herzog zog es in dem Film „Die Höhle der vergessenen Träume“ hinab in die Tiefen der französischen Chauvet-Höhlen, welche die wohl berühmtesten Höhlenmalereien der Welt beherbergen.
Herzog entschied sich für 3D, weil nur mit räumlicher Tiefe gezeigt werden kann, wie geschickt die Steinzeitmaler natürliche Strukturen des Steins in ihre Kunstwerke eingebunden haben. Der Zuschauer gewinnt dabei den Eindruck, als würde er selbst die Malereien bewundern – ein Erlebnis, was aus Gründen des Schutzes dieser Höhlen nur wenigen Menschen vergönnt ist. Beide Filme zeigen auf beeindruckende Weise, wie Dokumentationen in 3D dem Massenmarkt Kultur näherbringen können.
Pionier des 3D-Fernsehens
Unter diesen Aspekten liegt es nahe, dass gerade ein Kultursender wie Arte ein verstärktes Interesse am Medium 3D-Film zeigt. Der deutsch-französische Gemeinschaftssender ist zurzeit an einer großen Dokumentarfilmproduktion im französischen Straßburg beteiligt. Der Film „Die Baumeister der Kathedrale“ zeigt in aufwendig nachgestellten Inszenierungen die Entstehung des gewaltigen Liebfrauenmünsters der Stadt im französischen Rheintal.
Mehrere Baumeister waren über einen langen Zeitraum mit der Errichtung des mächtigen Kirchenhauses beschäftigt. Sowohl sie als auch die gesellschaftlichen Begebenheiten rund um den Bau stehen im Mittelpunkt der 90-minütigen Dokumentation. Im Rahmen eines speziellen 3D-Tages will Arte den Film noch Ende dieses Jahres ausstrahlen. Solch ein Programmfenster ist nicht neu für den Kultursender, denn Arte gilt als Vorreiter des 3D-Fernsehens in Europa und überraschte seine Zuschauer bereits zum Silvesterabend 2010 mit einem entsprechenden Programm.
Das Interesse der Sendeanstalt ist seitdem keineswegs abgeflaut, im Gegenteil: 3D wird mit Sicherheit ein fester Bestandteil der Arte-Programmplanung bleiben, wenn auch nicht als Hauptfeature. Glaubt man der Studie des Marktforschungsinstituts In-Stat, sollen bis 2015 etwa 100 3D-Sender empfangbar sein. Die Realität sieht bisher anders aus, zumal es immer noch massiv an Inhalten fehlt. Arte arbeitet kräftig daran, den Mangel an Inhalten zu verringern, und unterstützt neben dem aktuellen Dokumentationsprojekt noch einige weitere 3D-Produktionen (siehe Tabelle auf der nächsten Seite).