Telstar 12 im Überblick, Teil 2
Ausleuchtzonen
Telstar 12 ist mit drei verschiedenen Ausleuchtzonen ausgestattet. Neben einem Panamerika-Beam sind dies ein Europa- Footprint sowie ein Beam für Europa und Südafrika. Der Europa-Footprint deckt mit seinem Signalmaxium von 50 Dezibel Watt (dBW) beinahe ganz Europa ab. Lediglich der Westen Irlands und Schottlands sowie der überwiegende Teil Norwegens, der Nordwesten Schwedens und die Nordhälfte Finnlands liegen außerhalb. Sie werden jedoch noch von der 48-dBW-Zone erfasst. In Russland reicht die Kernzone etwa von St. Petersburg bis Moskau und versorgt selbst den Westen Kasachstans bis über den Aralsee hinaus.
Im Südosten werden noch weite Gebiete Turkmenistans und Usbekistans mit 50 dBW bedient. So weit im Osten dürfte das Hauptproblem die geringe Elevation des Satelliten sein, der nur noch knapp über dem westlichen Horizont steht. Hat man freie Sicht, genügen bereits kleine Antennen mit 60 Zentimetern (cm) Durchmesser. Im Südosten verläuft die 50-dBW-Grenze quer durch den Iran und Irak und schließt gerade noch die Halbinsel Sinai ein. Die nordafrikanische Küste wird lediglich in Ägypten sowie Tunesien, Algerien und Marokko bis Gibraltar abgedeckt. Besonders in Richtung Süden fällt der Signalpegel rasch ab, weshalb zwischen der 50- und 48-dBW-Grenze nur circa 100 Kilometer (km) liegen. Immerhin genügen auch in dieser noch kompakte 75-cm-Antennen für einwandfreien Empfang. Die äußere 44-dBW-Zone liegt im Norden und Westen auf offener See. Bemerkenswert ist sie aber insofern, als dass ein Zipfel beinahe ganz Island abdeckt und dafür sorgt, dass die Programme des Europa-Beams auch hier mit 120-cm-Schüsseln verfügbar sind. Im Südosten fällt der Pegel nur langsam ab, wovon der Großteil Ägyptens sowie weite Gebiete der Arabischen Halbinsel profitieren. Selbst die westlichen Bereiche Afghanistans und Pakistans werden gerade noch erreicht.
Der Footprint für Europa und Südafrika ist, was die Europa-Versorgung betrifft, deckungsgleich mit der Europa-Ausleuchtzone. Zusätzlich wird lediglich ein kleiner ovaler, auf Südafrika gerichteter Spotbeam geschaltet. Sein 47-dBW-Signalmaximum bedient das Binnenland Südafrikas und streift an seinen Grenzen ganz leicht Namibia, Botswana und den Westen Lesothos. Innerhalb dieser Zone sind 80-cm-Spiegel erforderlich. Die daran anschließende 46-dBW-Zone ist im Radius um rund 150 km größer und erreicht die südafrikanische Küste oder endet knapp dahinter. Hier müssen bereits 90-cm- Schüsseln eingesetzt werden.
Die 45-dBWZone, die auch die äußere Footprint-Grenze bildet, schließt den Rest Südafrikas und Swasiland ein. Im Norden werden damit etwa die Südhälfte Botswanas und das südliche Drittel Namibias bedient. Für einwandfreien Empfang sind jedoch wenigstens 1-Meter- Antennen erforderlich. Der Amerika-Footprint ist insgesamt etwas schwächer als der Europa- Beam bzw. der Footprint für Europa und Südafrika, zeichnet sich aber durch die Größe seines Versorgungsgebiets aus. Die Nordgrenze der 49-dBW-Kernausleuchtzone bedient den Nordosten der USA und deckt Washington, New York sowie die kanadischen Metropolen Toronto, Ottawa und Montreal gerade noch ab. Auf dem Weg nach Süden werden die Osthälfte Kubas sowie die Inselwelt der Karibik umfasst; in Südamerika ist der Großteil Brasiliens vom Footprint ausgeschlossen. Westlich Venezuelas fällt der Signalpegel bereits rasch ab.
Im Westen folgt die Kernausleuchtzone weitgehend der südamerikanischen Pazifikküste, lediglich die kaum besiedelten südlichen Gebiete Chiles und Argentiniens bleiben außen vor. Immerhin wird der dicht besiedelte Südosten Brasiliens bis nach Rio de Janeiro von der Kernausleuchtzone erreicht. In ihr ist der Empfang mit einem Antennendurchmesser ab 65 cm gewährleistet. Der 46-dBW-Bereich, der Schüsseln von rund 95 cm erfordert, ist in Richtung Westen großzügig bemessen und reicht bis zur Sichtbarkeitsgrenze des Satelliten. Er befindet sich im Norden am westlichen Rand der kanadischen Seenplatte und führt quer durch den Mittleren Westen der USA bis zur texanischen Westgrenze. In Mittelamerika werden der mexikanische Teil der Halbinsel Yucatán sowie alle weiteren angrenzenden Staaten bedient. Ferner wird der Beam an der brasilianischen Ostküste hochgezogen. Das Amazonas-Kernland ist jedoch ausgeschlossen. Die äußere 42-dBWZonengrenze, die Durchmesser bis 1,5 m erforderlich machen würde, liegt zum Großteil über dem Atlantik oder Pazifik. Lediglich in Brasilien kommt sie etwas zur Geltung, da die Reichweite des Amerika-Beams um etwa 100 km hinzugewinnt. Bemerkenswert ist der Umstand, dass der überwiegende Teil des Amazonasgebiets und das im Norden angrenzende Französisch-Guayana sowie Surinam definitiv außerhalb des Footprints liegen. Lediglich der nordbrasilianischen Küstenstadt-Region Belem wurde ein kleiner 42-dBW-Spot beschert.
(Thomas Riegler)