Surround unter Kopfhörern, Teil 2
Beyerdynamic und Sennheiser
Die Lösung: Neue Systeme
Seit einiger Zeit haben es sich Hersteller zur Aufgabe gemacht, diese neuen Erkenntnisse zu nutzen, um die Qualität von Surround-Sound unter Kopfhörern deutlich zu verbessern. Wir haben uns dazu drei komplexere Systeme genauer angesehen. Beyerdynamic hat mit dem Headzone gleich mehrere Zielgruppen im Auge: Sowohl professionelle Toningenieure als auch Heimkinofans sollen auf ihre Kosten kommen. Wir haben uns vom Headzone Home überzeugt, das den Vorteil hat, dass es per S/P-DIF ins bestehende Heimkino integriert werden kann, und die Decoder für Dolby Digital und DTS mitbringt. Mitgeliefert werden Kopfhörer aus der hauseigenen DT-Serie in der halb offenen Variante. Das Design des Gerätes in gebürstetem Grau passt ins moderne Wohnzimmer. Sofort fallen die Bügel der Headtracker ins Auge. Diese Vorrichtungen sorgen dafür, dass die erwähnten Lokalisationsbewegungen des Kopfes erfasst und berücksichtigt werden.
Der Ultraschallsender ist auf dem Kopfhörerbügel montiert, was ein leicht alienhaftes Aussehen mit sich bringt, während der Empfänger wahlweise auf dem Fernsehgerät, einer waagerechten Oberfläche oder an der Wand befestigt werden kann. Die Front des Gerätes ist mit LEDs ausgestattet, die alle nötigen Informationen bezüglich Einstellungen und derzeitiger Wiedergabe liefern. Testet man nun das Gerät mit 5.1-Material eines Films, wird der Effekt schlagartig deutlich: Alle Geräusche scheinen sich tatsächlich im Raum zu befinden. Durch das Headtracking bleiben die Positionen der virtuellen Lautsprecher fest im Raum, was für die Kopfhörerwiedergabe zunächst unlogisch erscheint. Normalerweise dreht sich das Panorama mit der Kopfbewegung, da sich die Kopfhörer ebenfalls mitbewegen.
Die Berechnung wird hier jedoch so angepasst, dass die neue Kopfposition beachtet wird, sodass Sprache aus dem Center-Kanal tatsächlich auch in Richtung Display verbleibt. Der wahrgenommene Abstand der virtuellen Lautsprecher ist regelbar, ebenso der Eigenklang des Raums, womit die Hörumgebung ganz nach dem eigenen Geschmack angepasst werden kann. Wenn man des Surrounds überdrüssig ist, lässt sich das Gerät auch auf Bypass stellen. Die Surround-Simulation wird dann deaktiviert und das Headzone kann als hochwertiger Kopfhörerverstärker betrieben werden. Hat man beim Kopfhörer andere Vorlieben, ist es möglich, das Headzone auch mit eigenem Equipment zu betreiben, allerdings muss dann auf Headtracking verzichtet werden. Das macht sich insbesondere beim Center-Kanal bemerkbar, da dieser wieder näher am Kopf erscheint. Auch als kritischer Betrachter von Kopfhörer-Surround muss man zugeben, dass hier keine leeren Versprechungen gemacht werden und die Heimkinoanlage klanglich durchaus durch das Headzone ersetzt werden kann, so man auf das Rumpeln eines Subwoofers verzichtet.
Sennheiser bietet mit dem Headset PC 333D eine einfachere Lösung: Der Kopfhörer wird per USB angeschlossen und verfügt extern über einen Prozessor, in dem die HRTF-Technologie Dolby Headphone unterkommt. Dort werden maximal acht Kanäle in ein HRTF-Signal umgewandelt. Bei einem Filmtest hat man tatsächlich das Gefühl, dass der Ton korrekt aus allen Richtungen kommt. Lediglich der Abstand der virtuellen Lautsprecher zum Kopf ist sehr gering, insbesondere der Center-Kanal scheint sich im Kopf zu befinden. Die Ursache liegt hier, wie bereits erwähnt, in der fehlenden Beachtung der Kopfbewegungen.
Headtracking ist für das System von Sennheiser nicht vorgesehen. Durch die Anschlussart per USB mit speziellen Treibern ist der Nutzer auf die Anwendung am (Heimkino-)Computer beschränkt. Dolby Headphone ist weiterhin integriert in einigen Software-Blu-ray- Playern, Soundkarten und Kopfhörerausgängen von AV-Receivern. Die Qualität der Simulation ist zwar nicht so hoch wie bei dem Headzone, der Preis mit etwa 169 Euro jedoch deutlich niedriger: Für das System von Beyerdynamic fallen ca. 1 230 Euro (mit Headtracking) bzw. 1 130 Euro (ohne Headtracking) an.