Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben

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Gealterter John McClane auf Verbrecherjagd

Der neue „Stirb Langsam“-Teil ist so rasant und actionreich wie eh und je. Doch erkennt man den kernigen Anti-Helden John McClane kaum noch wieder, zumindest, was sein Charisma angeht.

John McClane (Bruce Willis) ist alt geworden, doch am Schießstand macht ihm trotzdem niemand etwas vor. Besonders wenn er wütend ist, gelingt ihm ein Kopftreffer nach dem anderen. Ein Kollege bringt ihm die lang gesuchte Akte seines Sohnes Jack (Jai Courtney), der sich derzeit in Russland aufhält und in Schwierigkeiten befindet. Da John ihn schon lange nicht mehr gesehen hat, geht er erst einmal vom schlimmsten aus: „Liegt er im Krankenhaus oder auf dem Friedhof?“ Die Antwort seines Kollegen gefällt ihm allerdings gar nicht: „Schlimmer“.
 
Jack muss sich anscheinend wegen Mordes vor einem russischen Gericht verantworten. Im besten Fall erwartet ihn lebenslänglich, was seinem Vater große Sorgen bereitet. Mit einem mulmigen Gefühl begibt sich der alte Haudegen auf die Reise nach Russland, um die Dinge auf seine Art wieder gerade zu rücken.

Ein schlechter Tag

Doch nichts ist wirklich wie es scheint, denn Jack bringt sich absichtlich mit der russischen Untersuchung eines Politskandals in Verbindung, das den derzeitigen Verteidigungsminister belastet. Er verspricht eine belastende Zeugenaussage vor Gericht, wenn man mit ihm kooperiert. Bei der Gerichtsverhandlung kommt es zu einem terroristischen Zwischenfall, dem sowohl McClane als auch sein Sohn beiwohnen.
 
Einer der Hauptzeugen ist der Multimillionär Komarov (Sebastian Koch), der offensichtlich von angeheuerten Söldnern zum Schweigen gebracht werden soll. Jack weiß dies zu verhindern und entpuppt sich als waschechter CIA-Agent. Als mitten in der Befreiungsaktion jedoch sein Vater anklopft, gerät alles durcheinander und der sorgsam ausgetüftelte Plan scheitert. Das hätte sich John McClane nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen können, dass er seinem eigenen Sohn eines Tages mal die Show vermasseln, gar im Weg stehen würde. Nun müssen die beiden widerwillig zusammenarbeiten, um dem angerichteten Schlamassel zu entkommen.

Alles für die Kinder

Ging es in früheren „Stirb Langsam“-Teilen hauptsächlich darum, dass John McClane mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort war und auf diese Weise jeden noch so gut geplanten Terror-Akt in absolutes Chaos stürzte, wandelt er nun schon auf gezielteren Pfaden. Das heißt, er fährt von sich aus nach Russland, um seinen Sohn aus der Misere zu befreien. Das ändert natürlich nichts an seinem Hang, andere Menschen zu überrumpeln, ihnen das Auto zu klauen, in die Fresse zu hauen, sie zu beschimpfen oder einfach nur blankes Chaos zu verursachen, was er nun sogar mit deutlich weniger Skrupel durchführt. Trotz aller Härte liegt das große Film-Thema bei der Familie. Im Speziellen betrachtet Teil fünf der „Stirb Langsam“-Reihe ausgiebig die Beziehung zum eigenen Nachwuchs, und das aus gleich mehreren Perspektiven.
 
Ähnlich wie in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ könnte hierbei die verquere Vater-Sohn-Situation für allerlei Komik, spaßige Dialoge und haarsträubende Action sorgen. Regie-Neuling John Moore erweist sich dabei jedoch als äußerst gag-resistent bzw. unfähig, ebenjene Pointen zu platzieren und zu inszenieren. Schade eigentlich, denn nur so funktionierten auch die früheren Filme der Reihe, da der Witz einen Großteil zur Sympathie für John McClane beitrug. Und diese Wohlwollen des Zuschauers will sich hier leider nicht mehr wirklich einstellen, weder für Johns Sohn noch für John McClane persönlich. Beiden fehlt das Charisma des Alltagshelden, ebenjenes Typen, der in jeder Nachbarschaft wohnen könnte, mit dem man auch mal ein Bierchen zischen oder sich überm Gartenzaun über Exfrauen unterhalten würde. John McClane war einmal so ein Typ. Jetzt ist er einfach nur noch ein seelenloser Actionheld.

Geradliniges Bombastkino

Die Action hingegen, und das muss man dem Film ganz klar lassen, ist ein unbestreitbarer Pluspunkt des Films. Hier ließ sich der ehemalige Kameramann und jetzige Regisseur John Moore nicht lumpen und lieferte lupenreine Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagden, durchstrukturierte Schusswechsel und ästhetische, durchgestylte Kampfchoreographien mit makelloser Kameraarbeit. Der sehr dunkle, türkisfarbene Unterton soll die unterkühlte Russland-Atmosphäre unterstützen nimmt dem ansonsten vollkommen sterilen und ultrascharfen Bildern jedoch auch einiges von seiner visuellen Freude. Echtes Weiß sucht man aufgrund der abgedunkelten Optik vergeblich, aber der Schwarzwert stimmt. Gelegentlich gibt es ein verstärktes, digitales Rauschen zu sehen. Auch der Sound mit all seinen ausgetüftelten, offensiven Effekten ist ein echtes Blockbuster-Event für die Ohren. Dynamik, Signalortung und Synchronisation entsprechen dem heutigen, hohen Standard aktueller Hollywood-Streifen. Hier ist das vollständige Hauptgeschehen auch zu hören, einzig den normalen Szenen fehlt es an hörbarer Plastizität. Für Bonus-Junkies bietet die Disc das volle Programm: 7 entfallene Szenen und über zwei einhalb weitere Stunden Hintergrund-Material über diesen und frühere „Stirb Langsam“-Filme lassen keine Wünsche offen. Ebenso ist der um 4 Minuten längere Extended Cut ein klarer Mehrwert.
 
Wer noch keinen der „Stirb Langsam“-Teile hat oder es einfach alles schön geordnet in einem Schuber mag, für den dürfte die „Stirb Langsam – Legacy Collection“ mit allen fünf Filmen in ihren jeweils längsten Fassungen (inkl. „Stirb Langsam III – Jetzt erst recht“, das eigentlich von Disney vertrieben wird) sowie mit einer Bonus-Disc (weitere Features zu der gesamten Reihe) und einem Hardcover–Fotobooklet interessant sein, das es auf amazon.de zu erstehen gibt. Letzteres Booklet ersetzt die angedachte Fake-Polizei-Marke, die nun nicht mehr in dem Package enthalten ist. Die sechs Discs umfassende Collection besitzt ein abziehbares FSK-Logo.
(Falko Theuner)

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