Mehr Durchblick!
Dass Hosentaschenkameras den Filmdreh beherrschen, ist inzwischen selbstverständlich. Mit digitalen Spiegelreflexkameras erreicht der mobile Dreh aber ein neues Qualitätslevel. Wir verglichen Mittelklassekamera und Camcorder.
Vor nicht allzu langer Zeit war die Welt der Aufnahme noch klar strukturiert: Sollten sich die Bilder bewegen, griff man zum Camcorder, sollte nur ein besonderer Augenblick festgehalten werden, wurde dies klassisch mit der Fotokamera erledigt. Doch die Technik bleibt nicht stehen und so wurden mit rasanter arbeitenden Bildprozessoren nicht nur hochauflösende Formate wie z. B. HDV und AVCHD, sondern auch Mischformen aus den ehemals unterschiedlichen Aufnahmegeräten möglich.
Dabei war es ursprünglich der Camcorder, der als erstes Gerät den Sprung ins „feindliche Lager“ wagte. Damit ist nicht das Standbild gemeint, deren Aufnahme bei Camcordern schon ein alter Hut ist. Gemeint sind Fotografien, die das eigentliche Auflösungsvermögen der HD-Camcorder (zwei Megapixel) übersteigen. Möglich wurde dies durch größere Sensoren und Interpolationsalgorithmen, welche die Megapixelanzahl auf ein ähnliches Maß wie bei Digitalfotokameras anwachsen ließ. Die Qualität der Camcorderfotos lässt jedoch auch heute noch sehr zu wünschen übrig.
Die Schnappschusskamera zog bald nach: Mit der videofähigen Spiegelreflexkamera erreichte diese Entwicklung jedoch eine ganz neue Dimension, denn deren Flexibilität in Kombination mit größeren Sensoren ermöglicht den Filmlook zu erschwinglichen Preisen. Doch ist die digitale Spiegelreflexkamera, kurz DSLR genannt, damit der bessere HD-Camcorder?
Ausgeglichene Rivalen
Um die Gunst des HD-Kameramanns ringen in unserem Vergleich die digitale Spiegelreflexkamera Canon EOS 5D Mark II und der HD-Camcorder Sony NEX-VG10. Letzterer wurde ausgewählt, weil der neue Primus des Sony-Camcorder-Sortiments gleich mehrere Nachteile eines klassischen Camcorders gegenüber Spiegelreflexkameras ausgleicht und somit eine bessere Basis für den Vergleich schafft. Was die Spiegelreflexkamera so flexibel und beliebt macht, ist die Möglichkeit, jederzeit das Objektiv den Drehanforderungen anzupassen. Ob Panorama oder Makro – es findet sich immer der richtige Aufsatz, um die gewünschte Situation adäquat abbilden zu können. Diesen Vorsprung kann Sonys NEX-VG10 erstmals ausgleichen, denn dieser Camcorder ist das erste Consumer-Gerät, das ebenfalls mit einer Wechselvorrichtung für Optiken ausgestattet ist.
Das entsprechende Gewinde ist für Sonys E-Mount-Objektive ausgelegt,kann jedoch per Adapter mit A-Mount-Gläsern aus demSpiegelreflexsortiment von Sony bestückt werden. Trotzdem: Mit derVielfalt und Auswahl an Canon-Objektiven kann Sony nicht mithalten,zumal eine Vielzahl Fremdhersteller Linsen für Canons Kamera anbieten.Sonys Sortiment ist weitaus überschaubarer, hält aber für die meistenSituationen das richtige Linsensystem parat. Im Bereich der Sensorgrößekann die Spiegelreflexkamera den Camcorderrivalen ebenfallsdistanzieren: Canons 5D glänzt mit einem Vollformatchip, dervergleichbar mit einem 35-mm-Kamerabild ist. Dies ist auch der Grund,weshalb viele Semiprofessionelle und Amateurfilmer von der filmendenSpiegelreflexkamera angelockt werden.
Diese bringt den Kinolook in erschwingliche Preislagen und ermöglichtdurch ihre kompakten Maße neue Möglichkeiten im filmischenKreativbereich. Die NEX-VG10 kann zwar nicht mit diesen Wertenaufwarten, doch der Sensor im APS-C-Format kommt in Sachen Größe demVollformat schon sehr nahe und ist um einiges größer als die inStandardconsumercamcordern verbauten Filmdetektoren. Dies ermöglichtAufnahmen, die näher am Kino- als am Videolook sind. In Kombination miteinem lichtstarken Objektiv können sehr beindruckende Aufnahmenentstehen, allerdings erreicht der Sony-Camcorder nicht die Staffelungder Schärfentiefe wie Canons 5D mit Vollformatsensor. Wollen Sie demgroßen Kinovorbild so nahe wie möglich kommen, bleibt der Fotoapparatsomit erste Anlaufstelle für Hobbyfilmer.