Spezialeffekte

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Spezialeffekte, Teil 4

Virtuelle Figuren

Den nächsten Schritt (nach dem erneuten Einsatz des Morphing-Verfahrens in „Terminator 2“, 1991) machte Steven Spielberg mit seinem effektgeladenen Blockbuster „Jurassic Park“(1993), der in den 1990er Jahren eine regelrechte Dino-Hysterie auslöste. Die Entscheidung, alle Ganzkörperaufnahmen der Dinosaurier digital zu animieren, fiel Spielberg anfangs nicht leicht. Ursprünglich hatte er dafür die bewährte Stop-Motion-Technik im Sinn und ließ Phil Tippett, der auch schon die Tricks für die „Robocop“-Reihe (1987) entworfen hatte, eine kurze Demo der Küchensequenz aus Knet- Dinosauriern anfertigen. Einzig die vom T-Rex gejagte Gallimimus-Herde sollte von Anfang an computergeneriert sein.
 
ILMs erste Probesequenz überzeugte Spielberg jedoch dermaßen, dass er gleich alle Dinos auf diese Weise in Szene setzen ließ. Für die insgesamt sechs Minuten visueller Effektszenen schuf man an einem Amiga Video Toaster zahlreiche Modelle mit erkennbaren Muskelmassen unter der Haut und renderte sie abschließend an den damals fähigsten Grafikrechnern von Silicon Graphics. Wer sich an diese Zeit erinnert, kennt vielleicht auch noch das von Rare Ware entwickelte Videospiel „Donkey Kong Country“ für die Super-Nintendo-Konsole, dessen phänomenal gerenderte Optik an den gleichen Indigo Workstations entstand.
 
Alle anderen Dino-Sequenzen in „Jurassic Park“, in denen nur Teile der Urzeitwesen zu sehen sind, wurden durch riesige Animatronics, also mechanisch gesteuerte Puppen, simuliert. Dadurch mussten die Jungdarsteller Joseph Mazzello und Ariana Richards ihre Angst gar nicht mehr vortäuschen, als der gigantische T-Rex durch das Autofenster schaute und das Vehikel mit dem Kopf von der Straße drängte.
 
Immer mehr Filme folgten, die sich nicht vor dem Computereinsatz scheuten. Visuelle Effekte wurden bald zur günstigen Alternative für komplizierte bis unmögliche Trick- oder Actionaufnahmen, wie z. B. in „Twister“(1996) oder in Roland Emmerichs „Independence Day“(1996). Auch in der Ergänzung authentischer Kulissen fand die digitale Technik ihren Einzug. Die Tricktechniker mixten traditionelle Methoden mit digitalen. Neue Tore öffneten sich und den Filmemachern standen plötzlich mehr Freiheiten im Erzählen ihrer Geschichten offen.

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