Spezialeffekte, Teil 11
Volker Engel und Marc Weigert über „2012“-Effekte
Hinter den monumentalen Effekten von „2012“ stecken die zwei Deutschen Volker Engel und Marc Weigert, die mit ihrer Firma Uncharted Territory und weiteren Effektschmieden Los Angeles zum Beben brachten.
Wie verläuft eigentlich die Kombination von VFX mit Realaufnahmen?
Weigert: Das ist unterschiedlich. Es gibt nämlich schon viele Shoots, die ganz ohne Realaufnahmen auskommen. Wir haben schätzungsweise bestimmt 400 Shoots, die hundertprozentig im Computer entstanden sind, ohne irgendetwas Reales drin zu haben. Was übrigens ungefähr die gleiche Anzahl wie die Gesamtmenge aller VFX-Schüsse in „Independence Day“ ist. Die Gesamtanzahl der Effektshoots bei „2012“ ist also 1 315, das macht in etwa die Hälfte des gesamten Films aus.
Das hört sich immens an …
Weigert: Diese Shoots brauchen in der Regel am längsten, im Fall von „2012“ also die gesamte Postproduktionszeit von 16 Monaten. Die Vorproduktionszeit Dreh belief sich auf vier und der Dreh auf nur fünf Monate. Demnach ist die Visual-Effects-Zeit dreimal so lang wie die Drehzeit. Alles, was sogenannte Live-Action-Elemente enthält, muss natürlich erst gedreht und geschnitten werden. Dann bauen wir manchmal sogenannte „Post-Vis“ ein, das ist im Prinzip schon gedrehtes Material mit ganz einfach animierten Computerelementen. Diese ermöglichen uns dann einen vernünftigen Schnitt. Man kann so etwas ja auch ganz schlecht schneiden, wenn da nur Leute vor dem Bluescreen herumlaufen und man gar nicht weiß, was im Hintergrund passiert.
Benutzen Sie eine Element-Bibliothek oder wurden reale Elemente abgefilmt?
Weigert: Auf der einen Seite haben wir natürlich eine Image-Library, in der auch so einige Elemente enthalten sind. Dann drehen wir teilweise Elemente extra. Aber es ist auch so, dass das meiste sehr maßgeschneidert ist. In unserem Fall, wenn man jetzt an die 1,5 Kilometer hohen Wassermassen denkt, die durch den Himalaja pflügen – dafür kann man gar keine Elemente mehr drehen. Wasserspritzer, Feuer, Explosionen sind also alles computeranimerte Elemente, sogenannte Partikelsysteme.
Engel: Selbst bei einer Aufnahme, in der es innerhalb der Erdbeben-Sequenz eine Tankstellenexplosion gibt – die wollten wir eigentlich gerne real als ein großes Modell aufnehmen. Die eigentliche Explosion nahmen wir dann auch tatsächlich in Zeitlupe auf bzw. als pyrotechnischen Modelltrick. Allerdings bemerkten wir bei der Fertigstellung der Szene, dass wir noch so viel choreografieren mussten, dass am Ende zwei Drittel der Sequenz doch im Computer entstanden.
Freuen Sie sich auf Emmerichs weitere Projekte, die ja vollkommen ohne Katastrophen auskommen sollen?
Engel: Auf jeden Fall. Wir kennen schon die nächsten drei von Roland geplanten Projekte. […] Und sagen wir es mal so: Auch wenn es keine Naturkatastrophen sind, er ist immer noch ein Mensch der großen Bilder. Weigert: Und es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man „Desaster“ definiert, den Begriff kann man ja auch großflächiger fassen. Also ich glaube, da wird sich in nächster Zeit schon noch einiges tun.
Vielen Dank für das Gespräch.
(Falko Theuner)