Spezialeffekte

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Hollywood Zaubertricks

Wer „Clash Of The Titans“ im Kino sieht, erklärt sich die Herkunft der Monster mit einem einfachen „aus dem Computer“. Dass wesentlich mehr hinter den Spezialeffekten steckt, als anfangs vermutet, erkennt man an dem langen Weg, den die Effektkünstler seit der Erfindung des Films zurücklegten.

Theoretisch könnte man das bewegte Bild selbst als einen Spezialeffekt bezeichnen, der die Trägheit unserer Augen ausnutzt. Nachdem die Laterna magica im 17. Jahrhundert bereits Bilder an die Wand projizieren konnte, brachte Eadweard Muybridge mit der ersten Serienfotografie eines galoppierenden Pferdes Bewegung ins Spiel. Daumenkino, Bildertrommel oder das Kinetoskop wurden zu Vorstufen des Filmvorführgerätes der Gebrüder Lumière. Kaum lernten die Bilder Anfang des 20. Jahrhunderts laufen, kamen auch schon die ersten Ideen auf, wie man die Zuschauer mit eigentlich unmöglichen Dingen beeindrucken konnte.
 
Schon „Die Reise zum Mond“ (1902) des französischen Filmpioniers Georges Méliès zeigt, wie eine Touristengruppe per Kanone zum Erdtrabanten befördert wird. Es ist bezeichnend, dass es ausgerechnet ein professioneller Zauberkünstler war, der das Publikum mit seinen Filmtricks zu täuschen vermochte. Doppelbelichtung und Stop- Motion waren die Werkzeuge, die ihm das damals neue Medium Film bot. Auf einer Theaterbühne hätte der Flug zum Mond und die anschließende Kollision mit dessen Auge nie so realistisch dargestellt werden können wie in seinem Meisterwerk

Auch in Deutschland experimentierte der Kameramann Guido Seeber mitden Möglichkeiten des Films. Um in seinem Werk „Der Student von Prag“(1913) einen Schauspieler doppelt auftreten zu lassen, nahm er eineEinstellung einfach zweimal auf demselben Negativ auf und fertig war derDoppelgängertrick. Sein Nachfolger bei der Ufa, Eugen Schüfftan,entdeckte in den 1920er Jahren durch Zufall eine weitere bahnbrechendeIllusion, die sogar heute noch Anwendung findet.
 
Bei einem Spaziergang passierte der Tricktechniker ein Schaufensterund bemerkte, dass sich die Auslage mit der Spiegelung der anderen Seiteüberdeckte. Zurück in den Filmstudios kratzte er an einigen Stellen dieBeschichtung eines Spiegels ab und stellte ihn so vor die Kamera, dassz. B. in Fritz Langs monumentalem Epos „Metropolis“ (1927) dieSchauspieler vor den Kulissen des Stadions der Jugend zu sehen waren. Ineinem 45-Grad-Winkel zur optischen Kameraachse standen dann die anderenModellgebäude, deren Spiegelung als kolossales Hintergrundszenarioerschien.
 
Auch sonst war der Science-Fiction- Streifen seiner Zeit technischvoraus. Zwischen den Hochhäusern verkehrten futuristischeStop-Motion-Vehikel, die Figuren nutzten Bildtelefone (an Fernseher warnoch nicht einmal zu denken) und die Überblendungstechnik verwandelteeinen leblosen Roboter in eine künstliche Frau, grandios gespielt vonBrigitte Helm. Seit Mitte Februar dieses Jahres gibt es übrigens nunauch die vollständige Langfassung von „Metropolis“samt den verlorengeglaubten Szenen, die aus einer 16-Millimeter-Filmrolle aus demargentinischen Museo del Cine rekonstruiert wurden.

Motion und Performance Capturing

Motion Capturing bezeichnet die Möglichkeit, Bewegungen echter Schauspieler einzufangen und zu digitalisieren. Hier für stecken jene in mit Sensoren gespickten Anzügen und spielen ihre Rolle ganz nach Drehbuch. Die dabei eingesetzten Kameras registrieren lediglich die Bewegungen der einzelnen Sensoren und senden die Muster an einen Rechner, der sie in Animationskurven umwandelt und auf die entsprechenden CGI-Figurenmodelle überträgt. Dass das Aussehen der im Film sichtbaren Figur nur indirekt mit dem Darsteller übereinstimmen muss, zeigt Andy Serkis’ Performance als Gollum wie auch seine Darbietung als Riesenaffe King Kong.
 
Das Einzige, was dabei angepasst werden musste, waren die Bewegungen, weshalb man Serkis’ Arme mit Prothesen auf die Proportionen eines Primaten verlängerte. Das Performance Capturing bezieht zusätzlich die Mimik mit ein. Eine kleine Kamera vor dem Gesicht des Schauspielers zeichnet die Bewegungen jeder kleinen Muskelpartie auf. Auch hier werden nur die andersfarbigen Punkte registriert, die zuvor an Schlüsselstellen wie den Lippen oder den Augenbrauen angebracht wurden. Am Ende unterscheiden sich die Bewegungen des Gesichts kaum noch von denen eines Menschen.

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