Special-Edition-Spezial, Teil 3
Inception
Es gab wohl kaum einen Film in den letzten Jahren, der mit so viel Spannung erwartet und mit so vielen Vorschusslorbeeren bedacht wurde wie „Inception“. Die eigentliche Überraschung beim Release im Sommer war dann, dass Christopher Nolans visionärer Bilderrausch rund um Realität und Virtualität dem immensen Hype nicht nur gerecht wurde, sondern die hochgesteckten Erwartungen von Kinogängern und Kritik gar noch übertraf. Im allseits beliebten Ranking der Internet Movie Database (IMDb) rangiert er zurzeit auf Platz vier der besten Filme aller Zeiten, was selbst abzüglich der Euphorie des Augenblicks, endlich mal wieder einen Film aus dem neuen Jahrtausend in den Top Ten zu sehen, eine durchaus realistische Einordnung ist.
Man kann sich völlig in dieser Geschichte verlieren, ganz und gar eintauchen in eine hochkomplexe Welt zwischen Wirklichkeit und Fantasie, in der sich Ebene auf Ebene türmt und man schon all seine sieben Sinne beieinanderhaben sollte, um nicht den Überblick über den vertrackten Plot zu verlieren. Wenn man sich der (Traum-)Logik dieses virtuosen Konstrukts ganz ergibt, dann kann es durchaus ein Weilchen dauern, bis man nach dem Abspann wieder einigermaßen in unsere Welt zurückgefunden hat. Die eine andere ist als vorher… weil man selbst ein anderer ist nach diesen zweieinhalb Stunden bester und hochintelligenter Kinounterhaltung.
Nicht perfekt – aber verdammt nah dran
Die überwältigenden Schauwerte, die man sich im Vorfeld angesichts der spektakulären Trailer erwartet hatte (morphende und verformte Architektur; ganze Städte, die wie von Geisterhand auf den Kopf gestellt werden), halten sich eher in Grenzen – dennoch setzt der Film auch hier beeindruckende Akzente. Abgesehen von James Camerons „Avatar“ hatte man im Kino seit „Matrix“ nicht mehr dieses überwältigende Gefühl, etwas völlig Neues und bisher Unvorstellbares zu sehen und zu erleben. Die eigentliche Stärke von „Inception“ ist allerdings die unglaubliche Komplexität und die intensive Emotionalität der Story, in die man im wahrsten Sinne des Wortes sehr „tief“ hineingezogen wird. Was Christopher Nolan hier für ein Feuerwerk an Ideen zündet, wie virtuos er die verschiedenen Traum- und Realitätsebenen inszeniert, miteinander verquickt und gegenschneidet, muss man einfach selbst gesehen haben.
Zusätzlich findet das Erlebnis „Inception“ auch stark auf der musikalischen Ebene statt: Durch die kongenialen Themen von Hans Zimmer werden die fantastischen Bilder ideal ergänzt – selten zuvor trug die Motivik eines Scores so konsequent und druckvoll zur Erschaffung und Verdichtung der Atmosphäre eines Films bei: Einfach ein Traum von einem Soundtrack in einem Traum von einem Film.
Die Oscars® für Regie, Bestes Originaldrehbuch und Bester Film des Jahres sollten „Inception“ also so gut wie sicher sein, könnte man meinen. Doch die Academy steht vermeintlichen Genrefilmen seit jeher etwas skeptisch gegenüber; schon Christopher Nolans „The Dark Knight“ wurde 2009 lediglich mit den technischen Kategorien als Trostpreis abgespeist. Ein ähnliches Schicksal könnte nun leider auch „Inception“ blühen, denn die gegen Ende etwas überhandnehmende Action ist vielleicht der einzig ernstzunehmende Kritikpunkt, der dieses cineastische Highlight vom unumstrittenen Meisterwerk quer durch alle Altersschichten und Filmgeschmäcker trennt.
Stylishes Sammlerstück
Parallel zur regulären Blu-ray erschien ein echter Hingucker für alle „Inception“-Fans. Die limitierte „Briefcase-Edition“ ist dem Aktenkoffer aus dem Film nachempfunden, der die komplizierte Apparatur beherbergt, mit der Leonardo DiCaprio und Co. ihr virtuoses Handwerk der Traummanipulation überhaupt erst bewerkstelligen können. Im edlen Koffer aus Metall (mit eingraviertem „Inception“-Schriftzug) ist passenderweise die Steelbook-Variante des Films enthalten; zusätzlich verschiedene Sammelkarten mit Postermotiven, der berühmte Metallkreisel aus dem Film sowie DVD und Digital Copy. Highlight der Bonusabteilung ist der „Extraction“-Modus, ein interaktives Feature, mit dem während des Films circa 90 Minuten an Extras zur Verfügung stehen. Außerdem kann man sein eigenes Unterbewusstsein mit führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Traumforschung erkunden, sich die Vorgeschichte des Films in animierter Form zu Gemüte führen und in jeder Menge Concept-Art und Promotion-Material stöbern. Das Set ist für 43 Euro exklusiv bei Amazon erhältlich – eine ausführliche Filmkritik und den detaillierten Techniktest der Blu-ray lesen Sie hier.