Sony-Gründer Akio Morita

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Sony-Gründer Akio Morita, Teil 3

Gesicht Japans lebt im Geiste weiter

Niederlage und Erfolg

Der Wille Moritas, neue Produkte mit neuen Standards zu verknüpfen, führte jedoch zeitweise in eine Sackgasse. Sowohl der VHS-Konkurrent Betamax, als auch die 1991 eingeführte Minidisc beförderten den Hersteller in eine Außenseiterrolle. Noch heute spielt Sony mit dem Gedanken, weltweite Standards aus eigener Kraft etablieren zu können – die Super Audio CD und die Memory Sticks sind eindeutige Erben aus Moritas Gedankenfundus. Doch getreu seinem eigenen Motto, beging Morita niemals einen Fehler ein zweites Mal.
 
Mit der von Sony und Philips entwickelten Compact-Disc-Technologie feierte der Firmengründer 1982 seinen größten Erfolg. „Das CD-Prinzip bedeutet den Beginn einer neuen Ära: Man hört Musik, wie sie original gespielt wurde, und zwar ausschließlich Musik – es gibt keine Bandgeräusche, kein Knistern und Knacken.“ Doch am Gipfel seines Erfolges verlor Morita die Contenance, indem er im Buch „Das Japan, das Nein sagen kann“, den Westen mit den Worten: „Wir konzentrieren uns zehn Jahre im Voraus auf die Geschäfte, während die Amerikaner nur den Gewinn der nächsten zehn Monate im Kopf haben“ verhöhnte.
 
Zur gleichen Zeit übernimmt Sony für eine gewaltige Investitionssumme das Hollywood-Studio Columbia Pictures und in den USA grassieren Ängste vor der Übernahme durch die Japan AG. Die größte Krise der japanischen Wirtschaft Anfang der Neunziger zügelte zudem Moritas steilen Aufstieg und sein Wille, Japan zur Wirtschaftsmacht Nummer eins zu führen, relativierte sich: „Wenn Japans Wirtschaftssystem auch viele empfehlenswerte Seiten aufweist, befindet es sich doch einfach zu wenig im Einklang mit dem Westen“.

Das Ende

Mit einem gesunden Alter von 72 Jahren sah man Morita immer noch Sport treiben. Punkt sieben Uhr morgens spielte er jeden Dienstag voller Elan um den Sieg der gelben Filzkugel. Wenn andere bereits nach ein paar Minuten nach Luft schnappten, bot Morita selbst deutlich jüngeren Spielern Paroli. Diese Kraft und den unbändigen Lebenswillen, Dinge zu verändern, ließen ihn auch seine bislang schwersten Stunden überstehen. Akio Morita erfuhr während eines Tennisspiels einen Schlaganfall, der ihn seit 1993 an den Rollstuhl fesselte. Noch zwei Monate zuvor reiste er von Tokyo nach Chicago und Paris. Er traf Queen Elizabeth II, General Electric Vorstand Jack Welch sowie Jaques Chirac.
 
In solchen Momenten der öffentlichen Präsentation, konzentrierte sich der Mega-Konzern auf einen einzigen Mann. Sechs lange Jahre verbrachte er fortwährend im Rollstuhl und dennoch erlebte er, wie Sony zur Nummer-eins-Marke der USA aufstieg, noch vor Coca Cola. Obwohl Morita seinen Führungsposten bereits abgegeben hatte, beruhte dieser Erfolg allein auf seinen Ideen. Ein Mann, der das globale Handeln und lokale Denken prägte, aus der Asche seines Landes die USA im Sturmlauf auf friedvolle Weise eroberte und im Herzen dennoch ein Japaner blieb. Ein Mann zwischen den Kulturen und für die Verständigung.
 
Sein Geist lebt auch heute noch im Herzen Sonys weiter und diejenigen, die ihn persönlich kannten, sagen über ihn: „Er war das Gesicht Japans“. Nicht wenige behaupten, die Wirtschaft täte gut daran, sich an seinen Idealen zu orientieren, anstatt wie bei einem Komapatienten lebensverlängernde Maßnahmen für einen toten Wirtschaftszweig aufzuwenden. Kreativität, Mut und ein wenig Naivität waren die Schlüssel für Moritas Erfolg und fast scheint es, als wäre diese Unbekümmertheit nach seinem Tode verloren gegangen. Akio Morita starb am 3. Oktober 1999 um 10.25 Uhr im Tokyo Saiseikai Central Hospital mit 78 Jahren. Er hinterließ eine Frau, zwei Söhne und eine Tochter.
 

Die Entwicklung

Akio Morita war schon immer ein Energiebündel. Selbst im hohen Alter sah man ihn entweder beim Wasserski oder Tauchen. So ist es nicht verwunderlich, dass er es war, der im Jahr 1953 zum ersten Mal einen Fuß auf amerikanischen Boden setzte. Die Reise führte ihn nach New York zur Unterzeichnung eines Lizenzvertrages mit Western Electric. Der Megakonzern verkaufte Morita eine der wichtigsten Erfindungen seit Kriegsende, den Transistor. „Als ich den Vertrag unterschrieb, erklärten mir die Leute der Western Electric, falls wir Konsumgüter zu transistorisieren gedächten, so kämen als einzige Produkte nur Hörhilfen in Betracht. Natürlich interessierte uns der begrenzte Hörgerätemarkt überhaupt nicht“, erinnert sich Morita später.
 
Nur acht Jahre nach der Kriegsniederlage feierte Morita den größten Triumph Japans und dies zu allem Überfluss auf amerikanischem Boden. „Ich schwamm auf einer Welle größter Zuversicht“, schrieb Morita – und wie so oft in seinem Leben, behielt er recht. Vier Jahre später begannen sie mit dem Vertrieb des ersten Taschentransistorradios der Welt und schrieben von nun an selbst Industriegeschichte – die Entfesselung von den Schlingen des Westens begann und mit dem Walkman verkaufte Sony 1979 das weltweit bekannteste Produkt der Firmengeschichte.
 
Dies war auch auf den Mitbegründer Masaru Ibuka zurückzuführen, denn er war ein Meister der Entwicklung und des Designs. Morita machte aus dem bloßen Namen Sony hingegen eine Weltmarke mit hohem Prestige. Eine japanische Firma war nicht mehr nur ein Hersteller von günstigen Produkten, sondern ein Markenzeichen von hoher Qualität und weltweitem Ruhm. Sony war nun der Cadillac der Elektronik.

Der „bewegte Mann“

Sonys Walkman revolutionierte 1979 den Umgang mit Musik, doch der Erfolg Moritas wurde immer wieder durch einen Rechtsstreit mit Andreas Pavel, dem Sohn eines Aachener Industriellen überschattet. Drei Jahre zuvor hatte der studierte Philosoph Pavel eine „körpergebundene Kleinanlage für die hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen“ zum Patent angemeldet. Beim Prozess in London, der 1989 begann und sich zehn Jahre hinzog, beschäftigte Sony zeitweise 18 Patentanwälte, um die Klage des Deutschen abzuschmettern. Erst fünf Jahre nach dem Tod des Firmengründers lenkte Sony ein und schloss einen außergerichtlichen Vergleich. „Wir haben uns in freundschaftlichem Einvernehmen geeinigt und alle juristischen Auseinandersetzungen beigelegt.“

Taufe

Sony Amerika hielt den Namen Walkman zunächst für ungeeignet und änderte ihn in „Soundabout“ für den amerikanischen Markt, „Freestyle“ für Schweden und „Stowaway“ für England. Morita zeigte sich hingegen misstrauisch und der mangelnde Verkaufserfolg gab ihm Recht. Erst als der „Walkman“ ein weltweit einheitliches Produkt wurde, klingelten die Kassen Sonys. Selbst in Wörterbüchern ist der Name heute ein gebräuchlicher Begriff.
(Christian Trozinski)

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