Legende Sony-Gründer Akio Morita
Von einem der auszog, die Welt zu erobern. Keine Einleitung passt besser zu einem Mann, der Japans Nachkriegszeit wie kein anderer prägte. Der Sony-Gründer Akio Morita ist eine Legende, gerade deshalb, weil er fehlbar und niemals unantastbar war, aber dennoch die Unsterblichkeit erlangte.
Von einem der auszog, die Welt zu erobern. Keine Einleitung passt besser zu einem Mann, der Japans Nachkriegszeit wie kein anderer prägte. Der Sony-Gründer Akio Morita ist eine Legende, gerade deshalb, weil er fehlbar und niemals unantastbar war, aber dennoch die Unsterblichkeit erlangte.
Das Jahr 1944: „Beinahe jeden Tag zogen die B-29 vorüber, nachdem sie ihre Brand- und Sprengbomben über Tokyo, Kawasaki und Yokohama abgeladen hatten“, schreibt Morita in seiner Autobiografie. Noch bevor an ein Großunternehmen wie Sony zu denken war, kreuzten sich die Wege des Schicksals im zweiten Weltkrieg. Er und Masaru Ibuka dienten bei der japanischen Kriegsmarine und nahmen eine Schlüsselrolle ein.
Ibuka, der spätere Entwicklungschef Sonys, zeigte seinen Erfindungsreichtum bereits mit dem ersten japanischen U-Boot-Suchgerät. Selbst fünf Jahrzehnte später wird man zum 50-jährigen Firmenjubiläum Sonys von der Schönheit dieser Erfindung sprechen, wohl wissend, dass viele amerikanische U-Boot-Fahrer den Tod erlitten.
Mit dem Bombenabwurf über Hiroshima setzte die USA dem Zweiten Weltkrieg ein unrühmliches Ende, doch für Akio Morita und seinem Freund war es erst der Anfang.
Die Geburt
Entgegen der Familientradition des Sake-Brauens gründen Morita und Ibuka den Zwei-Mann-Betrieb Tokyo Tsushin Kogyo. „Wir wollten neue Produkte, neue, ausgeklügelte Funktionsprinzipien anbieten, also originelle Gebrauchsartikel auf den Markt bringen.“ Doch die ersten Produkte floppten. Sowohl ein unausgegorener Reiskocher als auch das unkontrollierte Heizkissen waren noch weit von einem Verkaufsprodukt entfernt. Auch der umständliche Firmenname strahlte nur wenig von dem aus, was für Morita später zur Lebensaufgabe wurde: Markenbewusstsein und Qualität. Deshalb sollte der neue Name seiner Firma schlicht, einprägsam und global verständlich sein. Morita und Ibuka stöberten durch Wörterbücher und stießen auf das lateinische Wort „sonus“, was „Klang“ bedeutet.
Der Begriff „sonny“ war zu dieser Zeit ein gebräuchliches Wort in der amerikanischen Umgangssprache für junge und dynamische Leute – Sony verband nun beides. Die Hartnäckigkeit beider Jung-Unternehmer zahlte sich aus, als sie 1950 mit der Herstellung des ersten Magnetbandes den Durchbruch in Japan schafften. Zudem wuchs ihr Unternehmen auf über hundert Angestellte an. Der erste Schritt der selbsternannten Sonny Boys war nun getan, ein weiterer Coup sollte folgen.
Die Entwicklung
Akio Morita war schon immer ein Energiebündel. Selbst im hohen Alter sah man ihn entweder beim Wasserski oder Tauchen. So ist es nicht verwunderlich, dass er es war, der im Jahr 1953 zum ersten Mal einen Fuß auf amerikanischen Boden setzte. Die Reise führte ihn nach New York zur Unterzeichnung eines Lizenzvertrages mit Western Electric. Der Megakonzern verkaufte Morita eine der wichtigsten Erfindungen seit Kriegsende, den Transistor. „Als ich den Vertrag unterschrieb, erklärten mir die Leute der Western Electric, falls wir Konsumgüter zu transistorisieren gedächten, so kämen als einzige Produkte nur Hörhilfen in Betracht. Natürlich interessierte uns der begrenzte Hörgerätemarkt überhaupt nicht“, erinnert sich Morita später.
Nur acht Jahre nach der Kriegsniederlage feierte Morita den größten Triumph Japans und dies zu allem Überfluss auf amerikanischem Boden. „Ich schwamm auf einer Welle größter Zuversicht“, schrieb Morita – und wie so oft in seinem Leben, behielt er recht. Vier Jahre später begannen sie mit dem Vertrieb des ersten Taschentransistorradios der Welt und schrieben von nun an selbst Industriegeschichte – die Entfesselung von den Schlingen des Westens begann und mit dem Walkman verkaufte Sony 1979 das weltweit bekannteste Produkt der Firmengeschichte.
Dies war auch auf den Mitbegründer Masaru Ibuka zurückzuführen, denn er war ein Meister der Entwicklung und des Designs. Morita machte aus dem bloßen Namen Sony hingegen eine Weltmarke mit hohem Prestige. Eine japanische Firma war nicht mehr nur ein Hersteller von günstigen Produkten, sondern ein Markenzeichen von hoher Qualität und weltweitem Ruhm. Sony war nun der Cadillac der Elektronik.