Erotik auf Blu-ray
Ob gelungene „Shades Of Grey“-Variation, ausufernde Softcore-Turnereien oder fleischgewordene erotische Fantasie in Episodenform: In unserem Erotik-Spezial werden so einige Facetten der filmischen Lust befriedigt.
Harte Zeiten für die Erotik-Branche: Angesichts des Überangebots im Internet hat es das klassische Geschäft mit prickelnden DVDs bzw. Blurays zunehmend schwerer. Für den Konsumenten stellt sich schon lange nicht mehr die Frage, ob er das findet, worauf er steht – die Schwierigkeit besteht inzwischen viel eher darin, etwas zu finden, das neu und überraschend, aufregend und wirklich noch erregend ist. Denn so paradox es klingt: Nach knisternder Erotik muss man in Sexfilmen mit der Lupe suchen. Wir haben uns ein paar aktuelle Blu-ray-Neuerscheinungen herausgesucht und sagen Ihnen, ob sich die Investition lohnt.
Wildes Verlangen
Zalman King, Regisseur von „Wildes Verlangen“, ist beileibe kein Unbekannter auf dem Gebiet des erotischen Films: Er ist Drehbuchautor von „9 ½ Wochen“ und Regisseur von „Wilde Orchidee“, die man wohl beide mit Fug und Recht als Klassiker des Genres bezeichnen kann. „Wildes Verlangen“ ist eine seiner aktuellen Produktionen, die uns wirklich positiv überrascht hat.
Malena Morgan gibt eine sehr schöne Protagonistin ab, die tatsächlich so etwas wie erotische Ausstrahlung besitzt – und zwischen dem Paar, das im Mittelpunkt steht, existiert tatsächlich eine fühlbare sexuelle Spannung. Anklänge an „Shades Of Grey“ sind derzeit natürlich mehr als en vogue, und so darf auch hier die eine oder andere Szene nicht fehlen, in der das Spiel aus Dominanz und Devotion genüsslich zelebriert wird.
X-Confessions – Volume 2
Wie schon der erste Teil der „X-Confessions“ bietet auch Volume 2 der Reihe wieder zehn geschmackvoll inszenierte Szenen, die allerlei Spielarten der Lust in ästhetischen und teilweise wirklich anregenden Bildern festhalten.
Die Bezeichnung „erotischer Kurzfilm“, mit der man auf der Packung wirbt, ist in der Tat recht passend: Es werden kleine, hübsch inszenierte Situationen und Szenen entworfen, die mal spielerisch und mal experimentell umgesetzt werden. Von der Bürofantasie über sehr freizügiges Couchsurfing bis hin zu einer neckischen „Spanking“-Lektion ist hier für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei.
Marc Dorcel
Das Label Marc Dorcel steht im Adult-Film-Bereich seit mittlerweile 35 Jahren für die etwas extravaganteren Produktionen, mit gehobener Ausstattung, tollen Locations und einigen der schönsten Modelle der Szene. Dennoch darf man weder an „Die Ballerina“ noch an „Die Kammerzofe“ mit dem Anspruch „Erotikfilm“ herangehen, denn dann kann man nur bitter enttäuscht werden.
Beide Titel entpuppen sich als parallel zu den eigentlichen Dreharbeiten für den freien Handel produzierte „Light“-Versionen von reinrassigen Hardcore-Streifen. Explizite Einstellungen von Genitalien werden daher bewusst vermieden – ansonsten gibt es aber das volle, standardisierte Programm. Insgesamt also eine ziemlich stumpfe Aneinanderreihung von ausufernd langen und wenig einfallsreichen Sex- Szenen, die durch schlecht gespielte Handlungsfetzen notdürftig miteinander verbunden sind.
Dabei machte man sich nicht einmal die Mühe, die Rollen zu synchronisieren, sondern lässt die spärlich vorhandenen englischen „Dialoge“ der überwiegend französischen Darsteller von der weiblichen Hauptfigur aus dem Off rekapitulieren. Am Ende weiß man nicht so recht, was man mit dieser Reihe anfangen soll: Zugegeben: Die Darstellerinnen sind toll anzuschauen (wenn auch meistenteils alles andere als natürlich), aber wenn Mann sich für solch einen Film entscheidet (denn für Frauen und Paare gibt es deutlich bessere und geeignetere Alternativen), dann kann er auch gleich zur ungeschnittenen Variante greifen.
(Tiemo Weisenseel)