Sharp – LCD-Produktionsgigant, Teil 3
Optimierung bestehender Produktpalette
Produktion Kontra Innovation?
In den heiligen Hallen blickten wir auf die brandneuen LCD-Modelle, welche mit 100- Hertz-Bildverarbeitung und zwei Millionen Bildpunkten (Full-HD) aufwarten. Im Gegensatz zu den europäischen Modellen schmückt die japanische Variante sogar das brandneue THX-Zertifikat für besonders hohe Bildtreue. Inwieweit sich die THX-Modelle von ihren ausländischen Brüdern unterscheiden, wollte Sharp Japan nicht kommentieren. Die Erschließung neuer Größenrekorde war anhand des 108 Zoll großen Prototypen ersichtlich. Ebenfalls nicht von dieser Welt scheint das 4K-Modell mit der vierfachen Full-HD-Auflösung.
Wir konnten selbst aus wenigen Zentimetern Abstand keinerlei Bildpunkte erkennen und der Schärfeeindruck aus kürzester Distanz war enorm. Das 100 Zoll große Touch-Screen-Display ist für Videokonferenzen und Präsentationen ungemein praktisch. Bislang lagen die bewegungssensitiven Oberflächen immer auf dem LCD, während Sharps Lösung den Touchscreen praktisch ins Innere des Displays verfrachtet. Im letzten Vorführraum prangte eine ausgewachsene Variante des Mega-Kontrast-LCDs, welcher mit allen Nachteilen der bisherigen LCD-Generation aufräumt.
Der Blickwinkel war selbst bei völliger Dunkelheit exzellent und der Schwarzwert praktisch unendlich. Selbst ein Plasmafernseher hat hier das Nachsehen. Laut den Entwicklern ist dieses Modell in der Produktion jedoch höchst aufwendig und könnte höchstens in Produktionsstudios Einzug halten. Nachdem wir der Zukunft der LCD-Technologie in die Augen blickten, fiel die Rückbesinnung auf die Gegenwart glanzlos aus.
Waren bis vor wenigen Stunden die Sharp-Aquos-Fernseher noch das Maß der Dinge, so trübten nun die Schwächen der bisherigen Modelle unsere Euphorie. Angesichts der bislang nur schrittweisen Verbesserung scheint es auch für Sharp unmöglich, die überlegenen Prototypen im Massenmarkt zu etablieren. Der Hersteller setzt deshalb auf die Optimierung der bestehenden Produkte und warb auf der IFA mit einer kompletten Full-HD-LCD-Auswahl ab 32 Zoll.
Wie sinnvoll diese werbeträchtige Aussage in der Praxis ausfällt, scheint angesichts der Empfehlungen der NHK (Japan Broadcasting Corporation) ungewiss. So schreibt der maßgebliche Förderer des HD-Standards einen maximalen Betrachtungsabstand der dreifachen Höhe vor. Erst dann kann die feine Auflösung vom Auge ansprechend wahrgenommen werden.