Sharp – LCD-Produktionsgigant, Teil 2
Massive Investitionen in Fertigungsanlagen
Fabrik der Superlative
Als unser Bus ins Hochsicherheitsgebiet einbog, übten Hunderte von Mitarbeitern den Extremfall: Im erdbebengeschüttelten Land ist die Vorbereitung auf den Gau Alltag. Wie wir später erfuhren, ist Kameyama jedoch eines der sichersten Gebäudekonstruktionen der Welt. Die Dämpfungsvorrichtung schluckt Erdbebenausläufer bis zur Stärke sieben. An den Fassaden und Dächern des Konstrukts bilden lichtdurchlässige Photovoltaikzellen eine zweite Haut und generieren über 5 000 kW an regenerativer Energie. Damit ließen sich gut und gerne 1 300 Haushalte mit Strom versorgen.
Komplettiert wird der Kameyama-Komplex im Inneren der Fabrikhallen von einer modernen Wasseraufbereitungsanlage, welche knapp 38 000 Tonnen an Abwasser filtert, leistungsstarken Brennstoffzellen sowie einem Magnetspeichersystem, das kurzfristige Stromschwankungen auszugleichen vermag. Dank Kameyama stieg die Produktionsrate seit 2004 dramatisch an. Konnten anfangs nur rund 110 000 32-Zoll-LCD-Modelle ausgeliefert werden, wird im April nächsten Jahres die theoretische Schallmauer von zwei Millionen Fernsehern durchbrochen, pro Monat wohlgemerkt. Dass es dazu allerdings nicht kommen wird, ist einer weiteren Besonderheit Kameyamas zu verdanken: der achten Generation von Muttergläsern.
Mit einer Größe von 2,4 × 2,16 Metern produziert die zweite Kameyama-Fabrik Gläser, aus welchen sich sechs 52-Zoll-Modelle oder acht 46-Zoll-Modelle ohne nennenswerte Verluste gewinnen lassen. Dies entspricht einer Verdreifachung der Effektivität gegenüber Kameyama eins und einer Verdopplung gegenüber den Fabriken der siebenten Generation der Mitbewerber.
Die zehnte Generation
Entgegen dem Trend der Branche investiert Sharp weiterhin massiv in den Ausbau der Fertigungsanlagen und will Anfang 2010 mit einer dritten Fabrik der zehnten Generation den Kameyama-Standard nochmals übertrumpfen. Mit einem bisherigen Investitionsvolumen von circa sechs Milliarden Euro (Sharp trägt rund 2,5 Milliarden Euro) entsteht im November eine Fertigungsanlage für LCD und Solartechnik in der vierfachen Größe der bisherigen Kameyama- Fabriken.
Der ertragreiche Markt mit LCDs machte im vorigen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 23 Prozent aus. Sharps Fokussierung der Solarzellenherstellung lässt dem Unternehmen Optionen für die Zukunft offen, sollte der LCDTV- Markt binnen der nächsten Jahre seine Sättigung erreichen. Immerhin: Mit einem Umsatzplus von rund 38 Prozent war die Audio-Video- Abteilung wie in den Vorjahren die stärkste Umsatzkraft des Unternehmens.
Großen Anteil daran haben auch die ertragreichen Verkäufe in Europa, welche im letzten Jahr sogar den USHandel ausstachen. Dass Europa im Land der aufgehenden Sonne bereits seit einigen Jahren in den Mittelpunkt gerückt ist, zeigt ein Blick auf die Fertigungswerke Sharps: Neben Japan, China, Malaysia und Mexiko erfolgt der Zusammenbau der LCD-Modelle auch in Spanien und Polen.