Prometheus – Dunkle Zeichen
Der Weltraum, unendliche Weiten: Sehnsuchtsort und Inspirationsquelle zugleich, oftmals für die außergewöhnlichsten und intelligentesten Geschichten, die Kino und Fernsehen zu bieten haben. Hier finden Sie alles zum Thema, was Sie derzeit auf Blu-ray und demnächst auf der großen Leinwand nicht verpassen sollten!
Alien lässt grüßen: Prometheus
Was länge währt, wird endlich gut – so könnte man dieProduktionsgeschichte von Ridley Scotts „Prometheus“ treffendzusammenfassen. Das Projekt, das ursprünglich als reines „Alien“-Prequelgedacht war, entwickelte mehr und mehr ein Eigenleben, und ist nun, miteiner angedachten Fortsetzung in naher Zukunft, im Begriff, eine ganzeigene Erfolgsgeschichte zu begründen. Auch wenn der Film beim Kinostartim Sommer nicht nur positive Kritiken einheimsen konnte: Uns konnte erfast ausnahmslos begeistern!
Der unheimliche Sog, den der Film mit jeder Minute aufbaut, und dersich im CGI-technisch bombastischen Finale, das wirklichBlockbuster-Kino auf dem neuesten Stand der Technik ist, schließlich mitaller Macht entlädt, steht für eine gelungene Kombination aus den altenTugenden der Science-Fiction und einem modernen, absolut zeitgemäßenKino. Auch wenn die vielversprechende Idee, die menschliche Herkunft ausdem Wirken einer fortgeschrittenen außerirdischen Rasse (densogenannten „Engineers“) zu erklären, nicht unbedingt neu und in ihrerphilosophischen Tragweite auch noch nicht umfassend ausgeschöpft ist:Spätestens für das Sequel schlummert hier noch jede Menge großartigesPotenzial.
Die vielen verstreuten Hinweise, dass in der Odyssee der“Prometheus“-Crew die eigentliche Geburtsstunde des „Alien“-Universumsliegt, sind ein zusätzliches Schmankerl, das den Film für „Alien“-Fansgleich doppelt empfehlenswert macht. Der eindeutigste Hinweis wirdübrigens als finaler Rausschmeißer präsentiert: Die Geburt desallerersten Aliens, aus der Verbindung von Menschen, Engineers und jederMenge weiterer außerirdischer DNA, ist ein echter Gänsehautmoment!
Welcome to London
Schon die „Alien Anthology“ hatte vor zwei Jahren neue Standards inSachen Ausstattung und Bonusmaterial gesetzt. Anlässlich derWeltpremiere der wieder einmal mehr als beeindruckendenBlu-ray-Veröffentlichung von „Prometheus“ hatten wir kürzlichGelegenheit, die kreativen Köpfe hinter diesem 130 Millionen Dollarschweren Projekt direkt in London zu treffen: Wenn man in den spätenAbendstunden bei klarer Sicht mit dem Landeanflug auf die englischeHauptstadt beginnt, dann wirkt dieser so geschichtsträchtige Ort miteinem Mal selbst wie ein riesenhafter, leuchtender Moloch, der direktaus einem Science-Fiction-Film entsprungen zu sein scheint.
Von oben betrachtet entfaltet sich ein schier unendlichesLichtermeer, in dem sich unzählige Straßenzüge, riesenhafteWolkenkratzer und Abertausende von Gebäuden dicht an dichtaneinanderdrängen. Die Ähnlichkeiten zur ikonischenCyberpunk-Architektur, die so viele Filme des Genres immer weitergeprägt und verfeinert haben, ist hier wirklich frappierend. Natürlichändert sich dieser Eindruck, sobald man erst einmal in die Stadteintaucht: Die Kombination aus greifbarer Geschichte, die in denhistorischen Gebäuden ganz unmittelbar lebendig wird (der Tower wirkttrotz heller Beleuchtung wie frisch aus dem Mittelalter entsprungen),und modernster, im wahrsten Sinne des Wortes futuristischer Architektur,die rundum wie wild aus dem Boden sprießt, hat einen ganzeigentümlichen Reiz.
Cool, coller, Prometheus!
Die Location des Presse-Events in einem angesagten Londoner Szene-Clubwar ausgefallen düster und ausgesprochen stylish. Die komplettenRäumlichkeiten waren in eine zeitweilige „Prometheus“-Ausstellungumgestaltet worden, mit zahlreichen Original-Kostümen, Artworks undModellen (u.a. ein sehr beeindruckender, zweieinhalb Meter großer“Engineer“) zum Bestaunen und Anfassen. Charles de Lauzirika (einlangjähriger Vertrauter von Ridley Scott und Stamm-Regisseur der stetssehr tiefgehenden Making-of-Filme zu dessen Werken) machte den Anfangmit einer ausführlichen Präsentation des Bonusmaterials derBlu-ray-Kollektion. Glauben Sie uns: Auch diesmal sind die zahllosenFeatures, Filme und Extra-Szenen wieder ein wahres Fest für jeden, dernoch tiefer in die Mythologie dieses fremden und immer komplexerwerdenden Universums eintauchen will.
Allein die mit „Furious Gods“ sehr treffend betitelteHaupt-Dokumentation stellt mit drei Stunden Laufzeit, einerdurchdachten, logischen Gliederung und einem echten, filmischenSpannungsbogen von den ersten Ideen des Projekts bis hin zum fertigenBlockbuster eine neue Referenz in Sachen „Making-of“ dar. Auch in SachenTechnik erwartet Sie bei dieser Veröffentlichung annäherndReferenzmaterial – das einzige große Manko, das wir beim Test derenglischen Blu-ray feststellen konnten, war, dass fast alle Szenendurchgehend sehr dunkel gestaltet sind und dadurch leider des Öfterendurch fehlende Details auffallen. Ein echter Trumpf ist hingegen dertolle 3D-Effekt, der hier wirklich einmal Sinn ergibt, da er einenförmlich einsaugt in diese fremde und faszinierende Welt, und einenalles um einen herum für zwei aufregende Stunden lang völlig vergessenlässt.
Sprechen Sie „Engineer“?
Gänzlich ungewöhnlich, dafür aber nicht minder interessant ging esweiter. Dr. Anil Biltoo, den Ridley Scott als Linguistik-Experten fürden Film angeheuert hatte, gab eine kleine und sehr unterhaltsame“Einführungsvorlesung“ in die Sprache der Außerirdischen, die eigens fürden Film entwickelt wurde. Basierend auf Proto-IndoeuropäischenSprachfragmenten schuf er grammatikalisch einwandfrei funktionierendeDialoge, die nicht nur durch die mächtige Surround-Umsetzung im Film,sondern auch durch ihre rein sprachliche Gewalt beeindrucken. Auch daswieder ein schlagendes Beispiel dafür, welche Sorgfalt und Mühe an allenEcken und Enden in diesen Film geflossen ist.
Eine faszinierende Idee ergibt sich übrigens aus einer ganzbestimmten Szene, die es leider nicht in den fertigen Film geschafft hat- die aber natürlich, wie so viele andere, im Bonusmaterial enthaltenist: Als der Androide David (kongenial interpretiert von MichaelFassbender) sich mittels eines virtuellen Lehrers (übrigens gespielt vonebenjenem Linguisten Anil Biltoo!) die Sprache der „Engineers“anzueignen versucht, entlehnt dieser seinen Beispieltext aus einemweiteren Baustein des großen Film-Universums von Ridley Scott. Es istder legendäre Monolog von Rutger Hauer, den dieser als sterbenderReplikant Roy in den letzten Szenen von „Blade Runner“ hält („I’ve seenthings you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off theshoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near theTannhäuser gate…“). Dadurch bekommt der faszinierende Gedanke, dassdiese beiden Geschichten tatsächlich in ein und demselben Universumspielen – nur eben zu verschiedenen Zeiten – natürlich wieder neueNahrung. Womit wir schon beim nächsten Thema wären: Vorhang auf für 30Jahre „Blade Runner“!