Science-Fiction

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Science-Fiction, Teil 8

Technisches Wunder

„Avatar“ ist größer, besser und vor allem dreidimensionaler als alles bisher Gesehene. Bei der Werbung für seinen ersten Kinofilm nach „Titanic“ gibt sich Cameron inzwischen keiner falschen Bescheidenheit mehr hin. Diese hätte ihm schon einmal fast das Genick gebrochen, als das mehrere Millionen Dollar schwere Projekt „Abyss“ (1989) nicht als das technische Meisterwerk vermarktet wurde, das es war. Kaum einer der Kinogänger bekam deshalb mit, dass es hier zu der Zeit bahnbrechende CG-Effekte zu sehen gab, darunter auch das Morphing-Verfahren, das im zwei Jahre später erschienenen „Terminator 2“ für Furore sorgte.
 
An den Trickeffekten werkelte damals George Lucas’ ILM-Effektschmiede mit, die zusammen mit Pixar nach Möglichkeiten forschte, digitale Illusionen zu erschaffen. Um nicht den gleichen Fehler wie damals zu machen, wird inzwischen mehr Publicity für die 3-D-Technik des Films als für den Inhalt gemacht. Anders als in den 1950er Jahren sollte das neue 3-D-Erlebnis frei von jeglichen Störungen, farbecht und vor allem realistisch sein. Um den Film zu drehen, der diese Bedingungen perfekt erfüllt, brauchte Cameron also zwei neue Werkzeuge.
 

Zum einen war das die ausgesprochen leichte Fusionskamera, die schon während der Dreharbeiten stereoskopische Bilder aufnimmt. Zum anderen reichte die bisherige Motion-Capturing-Technik nicht aus, weshalb auch hier neues Equipment vonnöten war. So durften Peter Jackson, George Lucas und Steven Spielberg beeindruckt mit ansehen, wie ihr Kollege schon während des Performance-Capturing-Prozesses auf der riesigen Greenscreen-Bühne in Echtzeit die virtuellen Darsteller auf seinem Schirm betrachten und mit der virtuellen Kamera um das Geschehen herum rotieren konnte. Eine zweite Mini-Kamera direkt über dem Gesicht der Schauspieler zeichnete dabei alle Gesichtsbewegungen mit einer fast makellosen Synchronität auf. So entspricht die Gestik und Mimik der virtuellen Figuren nahezu vollständig der Performance der echten Schauspieler.

Schauspieler im Hybridfilm

Sam Worthington in der Rolle des Jake Sully dürfte vielen schon als Kampfmaschine aus „Terminator – Die Erlösung“ bekannt sein. Dabei steht der Australier gerade einmal seit neun Jahren als Schauspieler auf der Filmbühne. Es war „Terminator“-Schöpfer Cameron, der ihn für die Rolle empfahl. Die Wahl für die Hauptrolle in „Avatar“ fiel wiederum auf Worthington, weil sein Gesicht bis dato noch relativ neu im Geschäft war und sich seine Ansprüche in puncto Gage am Bekanntheitsgrad orientierten. Das dürfte sich nun schlagartig ändern, denn der No-Name wächst zum echten Hollywood-Star heran. Nach zwei kleineren Dramen („Last Night“, „The Debt“) steht Worthington derzeit als Perseus für Louis Leterriers Neuverfilmung von „Clash Of The Titans“ vor der Kamera und bekämpft mutig Zyklopen, Hydren und Medusen mit der Klinge.
 
Als weiterer Link zu Camerons früheren Werken gilt Sigourney Weaver, die mit ihrer Rolle als wissenschaftliche Offizierin Ellen Ripley in „Alien“ und dann später in „Aliens“ sowie zwei weiteren Fortsetzungen Weltruhm erlangte. Inzwischen ist sie wesentlich reifer und besonnener und verbrennt nicht gleich jede fremde Spezies mit dem Flammenwerfer. Im Gegenteil: Ihre Rolle als Pflanzenexpertin Dr. Grace Augustine impliziert, dass sie lieber fremde Umgebungen und Völker erforscht, anstatt sie zu vernichten. Die Seelenwanderung in den Avatar-Körper bestärkt sie sogar noch in dem Bestreben, die Umwelt Pandoras zu respektieren und zu schützen. Weaver vergleicht ihren gespielten Charakter gern mit dem Idealismus und Perfektionismus, den James Cameron bei solch großen Projekten an den Tag legt.
 

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