Science-Fiction, Teil 5
Interview: Roger Guyett
Herr Guyett, warum sieht der Look von „Star Trek“ so nach Old School aus? An einigen Stellen gibt es Unschärfen.
Ich denke, Sie wollen auf die Tiefenschärfe hinaus. Das ist etwas, das durch die Benutzung von anamorphischen Kameralinsen kommt (nicht zu verwechseln mit der anamorphen Videocodierung). Und ja, sie erzeugen einen sehr klassischen Look. Beispielsweise wurden die originalen „Indiana Jones“-Filme mit anamorphischen Linsen gedreht.
Und wie haben Sie die Lens-Flare-Effekte eingefügt, digital oder analog?
Sie nahmen eine große Rolle für die visuelle Ästhetik des Films ein. Ich glaube, J. J. Abrams mochte den Look der anamorphischen Linsen sehr, weshalb er die Lens-Flares benutzte, um einen anderen, neueren Look zu erzeugen. Deshalb führten wir diesen Stil während der Postproduktion fort. Immer wenn wir einen Special-Effect-Shot hatten, dachten wir darüber nach, einen Flare-Effekt einzusetzen, wenn es passte. Es war eine kleine Herausforderung.
Wir nahmen uns sehr viel Zeit dafür, um sicher zu gehen, dass diese Flares genauso wirkten wie in den analogen Aufnahmen. Und die digital eingefügten basieren übrigens auf tatsächlich abgelichteten Elementen.
Gibt es einen Effekt im Film, der Ihnen besonders gut gefällt?
Nun, jeder Effekt, an dem man arbeitet, ist besonders und irgendwie das eigene Baby; man liebt sie alle genauso stark. Ich mag allerdings, wie wir das schwarze Loch hinbekommen haben, die Art, wie die Enterprise in das Anziehungsfeld gelangt. Mir gefällt es sehr, wie wir die Effekte wirken lassen – dieses Matschige und die Art des Kontrasts. Neben den pompösen Effekten funktionieren auch die simpleren Szenen sehr effektiv. Zum Beispiel wenn Spock in einen Turbo-Lift steigt und die Kamera ihm folgt, so als würde sich der Lift tatsächlich bewegen. Da gab es sehr viel „Magie“ in den Ideen von J. J., wie die Spezialeffekte ein- und umgesetzt werden sollten, um die Szene größer und breiter zu machen, um ihr eine dramatische Weite zu geben. Und ich bin sehr stolz darauf, was wir geschaffen haben. Genauso der Drakoulias und das große rote Monster auf Delta Vega. Wegen der hohen Bandbreite ist es ein großartiger Film für die Special-Effects-Arbeit.
Wie haben Sie es geschafft, die Effekte so neu aussehen zu lassen, ohne die Stimmung der Originalserie zu vernachlässigen?
Ich glaube, es war eine sehr große Herausforderung und jeder war sehr vorsichtig und zeigte viel Respekt vor der Originalserie bzw. der langen Geschichte von „Star Trek“. Jeder war sehr aufmerksam, wenn es um die Denkansätze ging. Gleichzeitig hat man diesen frischen Look und man muss modernisieren, da es ansonsten zu veraltet aussehen würde. Deshalb arbeiteten wir sehr hart daran, dass das, was wir schufen, mit dem Kanon übereinstimmt. Aber immer, wenn man so ein riesiges Projekt wie dieses annimmt, muss man manchmal dreist sein und spannende Entscheidungen treffen. Und ich denke, wenn man Respekt vor der Serie zeigt, haben auch die Fans der Serie ihren Spaß an dem, was man geschaffen hat. Meiner Meinung nach setzt der Film das hervorragend um.
Was machten Sie, was komplett anders und neu war?
Robert Orci, einer der Drehbuchschreiber des Films, ist ein großer Trekker und er war ausgesprochen rücksichtsvoll bezüglich verschiedener Aspekte des Films, quasi als eine Art Trek-Gelehrter. Alex Jäger, Art-Director bei ILM, beschäftigt sich ebenfalls schon seit Jahren mit „Star Trek“. Es gab also Leute, die aufpassten, dass wir auch ausreichend bei „Star Trek“ blieben. Wir verpassten der Enterprise ein Update. Wenn man die Silhouette des Schiffs anschaut, erinnert sie sehr stark an das Originaldesign. Aber das Ganze ist detaillierter und wesentlich geschmeidiger. Das Design ist wundervoll, sehr viel Lob an Scott Chambler, Tim Whinechurch und die Designer. Auf der Enterprise gibt es viel mehr zu entdecken, z. B. die Art, wie die Waffen funktionieren, mit mehr beweglichen Teilen. Es existierten viele bekannte Dinge, die neu erfunden, aber auch einige, die verändert wurden, beispielsweise die Brücke der Enterprise. Es gab viele Sets und Gadgets, die die ursprünglichen Konzepte des Originaldesigns widerspiegelten, aber wesentlich fortschrittlicher waren.
Zum Schluss noch die Frage: Sind Sie in irgendwelche Top-Secret-Pläne für ein „Star Trek“-Sequel involviert?
(Lacht) Nein, ich nehme an, Paramount denkt über eine Fortsetzung nach. Ich selbst bin gerade in einem anderen Projekt von J. J. Abrams involviert, worüber ich sehr glücklich bin. Meiner Meinung nach ist er ein extrem interessanter und sehr kreativer Regisseur. Aber jeder Space-Film, egal ob „Star Trek“, „Star Wars“ oder andere, ist für die Macher der visuellen Effekte eine große Herausforderung – und immer auch ein riesiger Spaß.
Vielen Dank für das Gespräch.