Science-Fiction, Teil 13
Cyberpunk-Opas
Der Vorfall hinterließ seine Spuren, die die Fortsetzung „Tron Legacy“ nun aufgreift. 27 Jahre sind seitdem vergangen. Der gealterte Firmenchef Flynn hat inzwischen einen erwachsenen Sohn namens Sam (Garrett Hedlund). Eines Tages verschwindet Kevin spurlos, weshalb Sam die Spur seines Vaters bis in die Neon-Welt von Tron verfolgt. Vieles hat sich auch hier verändert. Die Grafik-Engine ist besser, es gibt mehr Herausforderungen und hinter jeder Ecke lauert der Tod, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ein mysteriöses Programm namens Clu stiftet Chaos und tötet scheinbar wahllos Programme. Sam stellt sich nun die Frage, ob der Avatar seines Vaters eigenmächtig handelt oder ob sein alter Herr im Laufe der Jahre als Business-Mann zum eiskalten Killer geworden ist.
Der anlässlich der Comic-Con San Diego veröffentlichte Trailer zeigt eine nervenaufreibende Jagd auf den zwar bekannten, aber wesentlich moderneren Licht-Bikes. Der Zuschauer sieht einen blauen (ergo guten) Mann, der von einem unbekannten gelben Fahrer verfolgt wird. Wie auch schon im Vorgänger fungieren die an der Rückseite ausgestoßenen Leuchtspuren der Räder als Mauern, die das Vehikel des Kontrahenten zerstören, sollte er mit diesen kollidieren.
Dieser Fall tritt auch ein auch, weshalb der Blauling vor den Füßen des Gelblings landet und dieser ihn mit einem superscharfen Lichtfrisbee eliminiert. Zuvor gibt er sich noch als Jeff Bridges’ extrem verjüngtes CG-Ebenbild zu erkennen und macht seinem Opfer unmissverständlich klar, dass das Spiel zu bitterem Ernst geworden ist. Beobachter der Szenerie ist der Original-Flynn, der sich kurz zuvor aus seiner meditativen Pose löste und wieder zurück ins Zentrum seines Wohngemachs begab. Neben dem 60-jährigen Jeff Bridges macht sich auch Bruce Boxleitner (59) als Alan Bradley erneut in den Cyberspace auf.
Jenseits aller Künstlichkeit
Anders als im Vorgänger bewegen sich diesmal alle Personen durch eine „echte“ virtuelle Realität. Realaufnahmen können nun problemlos mit CG-Effekten und Umgebungen kombiniert werden und müssen nicht mühevoll in von Hand animierte Sequenzen eingesetzt werden. Teilweise nutzte man dafür das Rotoscope-Verfahren und zeichnete real aufgenommene Szenen mühevoll nach. Nur für die reinen Trickaufnahmen wurde der Computer bemüht. Anfang der 1980er Jahre konnte ein Rechner nämlich noch keine Zwischenbilder automatisch generieren, weshalb die Animatoren für jedes Bild die passenden Koordinaten eingeben mussten.
Ganze 600 Angaben waren für nur vier Sekunden Film vonnöten. Gedreht wurden die Szenen in der Computerwelt auf Schwarz-Weiß-Film, weshalb auch hier wieder im Nachhinein die Künstler ran mussten, um per Technicolor Farbe ins Spiel zu bringen. Ein Vierteljahrhundert später gibt es kaum noch Unterschiede zwischen Realaufnahmen und virtuellen Elementen. So ist z. B. Clu eine komplett künstlich erschaffene Figur, die dem damals noch jungen Bridges zum Verwechseln ähnlich sieht.
Die Fortsetzung wird es, gesehen im zeitlichen Kontext, dennoch sehr schwer haben, an das technische Leuchtfeuer des ersten Teils heranzukommen. Teil eins gilt heute zu Recht als Pionier und zugleich Wegweiser für alle visuellen Effekte, die je in einem Film zu sehen waren. All diese Träume und verheißungsvollen Zukunftsfantasien, die „Tron“ damals auslöste, werden sich heute wohl kaum mehr einstellen können, egal wie großartig die Effekte auch sein werden. Einzig eine grüblerische und spannende Handlung sowie der visuell ästhetische Einsatz des 3-D-Effekts werden die Zuschauer an die Kinosessel fesseln.