Trash-Serie
Skurrile Science-Fiction-Kulissen, schöne Frauen und die verrucht trashige Atmosphäre des belgisch-französischen Guerrila-Comic-Projektes der 1980er machten aus dem „Schwermetall“-Magazin ein absolutes Kultobjekt. Wird die neue TV-Serie diesem Image gerecht?
An keinem anderen Beispiel der deutschen Comic-Geschichte wurde deutlicher gezeigt, welchen Einschränkungen die Veröffentlichungen hierzulande unterliegen: Das Magazin „Schwermetall – Fantastische Comics für Erwachsene“ wurde mit der Doppelausgabe 219/220 eingestellt und das damals noch spärliche Angebot um einen wegweisenden Titel ärmer. Grund für die häufigen Eingriffe der Zensur-Behörde waren hauptsächlich die sexuellen Themen, denen sich frankobelgische Künstler wie etwa Moebius (Jean Giraud), Paolo Seripiri und Milo Manara grafisch sehr ausführlich widmeten.
Doch genau das machte auch den gewollt verruchten Charakter des Formates aus. Hier ging es nicht um strahlende Zukunftswelten und Utopien, sondern vielmehr um schmutzige Weltuntergangsfantasien mit viel Sex, Gewalt und einem verstörenden Ende. Dies war das Kontrastprogramm zu „Asterix“ und Co., erstellt von den früheren Schülern und künstlerischen Assistenten der Mainstream-Ikonen Albert Uderzo und Rene Gosciny. Das Faszinierende daran war einfach die freie Form, die scheinbar keine Grenzen kannte. Durch sie konnten sich die Zeichner künstlerisch ausprobieren und jenseits der bekannten Comic-Konventionen neue Stile, Formate und Kunstwerke schaffen.
Unterhaltung für Erwachsene
Neben den Comics gab es 1981 auch einen meisterhaft animierten Trickfilm, der wie das Heft aus mehreren Kurzgeschichten bestand, deren Inhalt stark an die Science-Fiction-Pulphefte der 1970er erinnerte. Einzig ein hasserfüllter Meteorit hielt alle Erzählstränge zusammen, ansonsten war es das gleiche Konglomerat an Film-Noir-, Science-Fiction-, Erotik-, Fantasy- und Comedy-Elementen, das die Fans der Comics so liebten. Ein mehr schlechter als rechter Entwurf eines Nachfolgers wurde im Jahre 2000 unter dem Titel „Heavy Metal F.A.K.K.2“ veröffentlicht. Für die Heldin stand mit Julie Strain das Penthouse-Pet des Jahres 1993 Modell. Anstatt sich jedoch mehreren Kurzgeschichten zu widmen, wurde die Handlung nach dem Schema „Amazone übt Rache an machtgierigem Tyrannen“ auf 84 Minuten ausgedehnt.
Offenbar lernte man aus diesem Fehler, denn über zwölf Jahre später wird mit „Schwermetall Chronicles“ das Franchise wieder neu aufgelegt, diesmal aber im vorteilhaften Serienformat, bei dem jede Folge eine komplett neue Kurzgeschichte erzählt. Mit der finanziellen Unterstützung des schweizerischen Comic-Verlegers Fabrice Giger entstand eine bislang sechsteilige Miniserie, die sich an den Original-Storys der Comics orientiert. So erklärt der Vorspann ähnlich wie im ersten „Heavy Metal“-Film, dass sich ein hass- und leiderfüllter Komet (der Metal Hurlant) wie ein roter Faden durch die Handlung der Serie zieht und unabhängig von Zeit und Ort für Dramen unterschiedlichster Art sorgt.
Zum Beispiel kämpft in Folge eins ein Krieger in einem mittelalterlichen Zweikampfturnier um die Krone des Königs und wird dabei von Robotersonden, quasi den Entscheidern, beobachtet. Folge zwei begleitet eine junge Frau auf ihrem Horrortripp der Erkenntnis. In einem überlebensbunker erwachend muss sie herausfinden, ob ihr Mitbewohner nun ihr Retter ist oder ob er sie lediglich gefangen hält. Auch die weiteren Folgen sind grundsätzlich verschieden, spielen in einem havarierenden Raumschiff (samt notgeiler SM-Kapitänin und suspektem Mechaniker) oder auf einem Schildkrötenplaneten, der sämtliche Todes-Daten speichert, sowohl die vergangenen als auch die zukünftigen …