Schneewittchen und die sieben Zwerge, Teil 2
Etwas unsterblich machen
Dass solch legendäre Filme wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ überhaupt noch zu sehen sind, grenzt schon fast an ein Wunder. Selbst im digitalen Zeitalter gibt es Probleme, Daten dauerhaft zu lagern.
Bis in die 1950er Jahre wurden die Filme anstatt auf dem heute gängigen Triacetat-Material noch auf hochentzündlichem Nitratfilm aufgezeichnet und gelagert. Kinobesuche waren aus diesem Grund wesentlich riskanter, weil explosiver als heute. Für „Schneewittchen“ griffen die Restauratoren auf das Originalnegativ zurück, das sich derzeit in einer gesonderten und speziell vor Feuchtigkeit und Hitze gesicherten Einrichtung der amerikanischen Nationalbibliothek befindet.
Da das knapp 75 Jahre alte Material bereits einige Male an den Klebstellen der einzelnen Filmteile wieder aneinandergefügt wurde, fertigte man ein neues, durchgängiges Schwarz-Weiß-Negativ an, das den Klassiker für weitere 50 bis 70 Jahre erhält. Für die Kolorierung gab es drei Farbaufnahmen, die normalerweise im Labor mechanisch zusammengesetzt werden. Aufgrund der akkurateren Bildwiedergabe entschied man sich allerdings für die digitale Farbkomposition. Hierdurch wirken insbesondere die Linien klarer als bei der mechanischen Zusammenführung.
Zudem hat die digitale Anpassung ein wesentlich farbintensiveres Bild zur Folge. Während des Colortiming- Prozesses trafen die Bearbeiter allerdings keine eigenwilligen Entscheidungen. Stattdessen zogen sie die jahrelang gelagerten Artworks zurate und wussten immer genau, wie das fertige Produkt auszusehen hat. Nach dem digitalen Frühjahrsputz der insgesamt 361 062 Frames war das Bild endlich bereit für die Full-HD-Auflösung der „Diamond Edition“.
Und tatsächlich: Der erste Auftritt der bösen Königin beeindruckt durch volltönige und klar abgegrenzte Farben sowie durch einen absolut gelungenen Kontrast. Geringfügige Qualitätsschwankungen wie eine vorübergehende Unschärfe im Gesicht der Königin oder eine variierende Farbsättigung konnten dennoch nicht ganz vermieden werden.
Wie auch schon bei den anderen Blu-ray-Veröffentlichungen der Disney-Klassiker wurde hier der oscarnominierte Soundtrack von einer Mono- Abmischung in echten 7.1-Klang verwandelt. So hallt das Spitzhackengehämmer der Zwerge von den Wänden wider, während der größte Ohrwurm aller Zeiten („Heiho“) angestimmt wird. Der nostalgische Klang der Stimmen und die uralten Toneffekte bleiben natürlich erhalten. Der neue Mix soll nur für eine verstärkte Dramaturgie sorgen. Das gelingt dem deutschen Ton ausnahmsweise einmal besser als dem englischen Original, was angesichts der rund 13 Jahre Unterschied zwischen den beiden Aufnahmen nachvollziehbar ist. Sowohl die Soundqualität als auch die räumlichen Elemente, wie der Hall im Spiegelsaal der Königin, heben sich merklich ab.