Ein Klassiker restauriert für die blaue Technik
Mit „Schneewittchen“ startet Disney Home Entertainment die Reihe „Diamond Edition“ und bekräftigt noch einmal den Qualitätsanspruch bei der Restauration der unvergesslichen Zeichentrickschätze. Das älteste Disney- Meisterwerk stellte die Restauratoren vor eine besondere Herausforderung.
Walt Disneys erster abendfüllender Zeichentrickfilm war seinerzeit ein großes Risiko für das junge Unternehmen. Als Novum hatte sich Disneys Kinovision erst noch beim Publikum zu behaupten. Um das Risiko des Misserfolgs zu minimieren, entschied er sich für eines der bekanntesten Grimm’schen Märchen überhaupt. „Schneewittchen“ war nicht nur jedem leicht zugänglich, es hatte auch keinen allzu komplexen Handlungsverlauf und besaß zudem eine immense emotionale Tiefe. Die Geschichte einer aufrichtigen Prinzessin, deren eifersüchtige Stiefmutter ihr nach dem Leben trachtet, betörte bereits Generationen von Kindern.
Das Mitleid eines einfachen Jägers verhindert jedoch denhinterlistigen Mord und führt Schneewittchen in das winzige Haus dersieben Zwerge, in dem sie auf ihren Märchenprinzen wartet. Das hindertdie schönheitsfanatische Königin nicht daran, ihr Stiefkind mehrmalsaufzusuchen und mit diversen Versuchungen in tödliche Gefahr zu bringen.
Zwar unterliegt Schneewittchen jedem der drei Attentate, jedoch erfährtsie jedes Mal Rettung durch die Zwerge. Um den Film familienfreundlicher sowie flüssiger zu gestalten,veränderte Disney die Geschichte und verzichtete z. B. auf die erstenzwei Versuchungen (Kamm und Gürtel). Aber auch technisch ließ Disneynichts anbrennen.
In den drei Jahren Produktionszeit entwickelte erMöglichkeiten, der Umgebung eine noch größere Tiefe und den Figuren mehrEmotionalität zu verleihen. Das Multiplanverfahren war seinerzeit ein absolutes Novum und definierteden späteren Standard aufwendiger Zeichentrickfilme. Hierbei befindensich diverse Abschnitte auf transparenten, übereinandergelegten Ebenen.Wird nun eine spezielle Kamera darüber positioniert, bewirkt dieVerschiebung der Plattenabstände bzw. die unterschiedlicheSeitwärtsbewegung aller Ebenen einen räumlichen Tiefeneffekt.
Für dielebensnahe Animation bediente sich Disney des Rotoscope-Verfahrens. Manließ also echte Schauspieler die Szenen vor laufenden Kameras spielenund die Aufnahmen der Bewegungen dann Bild für Bild auf dieZeichentische projizieren, um sie von Hand in Animationen zu verwandeln.Die Mühe lohnte sich, im Erscheinungsjahr 1937 spielte „Schneewittchenund die sieben Zwerge“ mit knapp acht Millionen Dollar rund dasVierfache der Produktionskosten ein, was für die Zeit schon eine Mengewar. Über die Jahre kletterte diese Zahl auf 185 Millionen Dollar,Tendenz steigend.