RTL HD und Co. aufnehmen – oder nicht?, Teil 2
CI Plus in der Praxis
Für einen Test lagen uns CI-Plus-Module für Astras HD-Plus-Plattform und KDG vor. Erstere sind bereits erhältlich und kosten rund 80 Euro. Im Lieferumfang befindet sich auch eine HD-Plus-Smartcard, die die privaten HD-Sender für ein Jahr freischaltet, ein weiteres Jahr kostet 50 Euro. Für den Empfang nutzten wir das aktuelle Edge-LED-Modell UE46C7700 von Samsung und den Edge-LED-TV KDL-40NX805 von Sony. Nach dem Einstecken des Moduls fiel uns die längere Initialisierungszeit gegenüber herkömmlichen CI-Modulen auf.
Dabei wird das Gerät auf eine CI-Plus-Eignung geprüft, was im Test rund eine Minute in Anspruch nahm – der Vorgang dauerte bei beiden Displays gleich lang. Nach dem Einlesen arbeitete das Modul zuverlässig. Da beide Fernseher auch als Personal Video Recorder nutzbar sind, haben wir auf Astras HD-Plus-Plattform einen Aufnahmeversuch gestartet, der aber bereits nach wenigen Sekunden mit einem Copyright-Hinweis abgebrochen wurde. Die Time-Shift-Funktion arbeitete hingegen tadellos, im Gegensatz zu HD-Plus-zertifizierten Receivern war sogar die Vorspulfunktion während der Werbung respektive der kompletten Sendung verfügbar.
Die Programmanbieter können aber auch hier eingreifen und festlegen, dass Sie eine Sendung nur bis maximal 90 Minuten nach deren Beginn von Anfang an wiedergeben können. Clevere Zuschauer lassen den Filmabend am besten etwas später beginnen, so können sie die lästige Werbung problemlos überspringen. Aufnahmen von Astras HD-Plus-Plattform sind also nur mit zertifizierten Rekordern mit eingebautem Smartcard-Leser oder über CI-Reciever, die mit einem Firmware-Update und einem speziellen CI-Modul HD-Plus-tauglich gemacht wurden, möglich, wobei hier das Vorspulverbot greift. Die Aufnahmen liegen zudem verschlüsselt vor und sind etwa zur Nachbearbeitung an einem PC nicht aufrufbar – die Verschlüsselung verhindert zudem ein Archivieren und Brennen der Sendungen.
KDG setzt ebenfalls auf CI Plus, anders als bei den zertifizierten Receivern kommt bei der Modullösung NDS als Codierverfahren zum Einsatz, die geeigneten Smartcards sind mit der Bezeichnung „G09“ gekennzeichnet. Die CI-Version-1- und CI-Plus- Schnittstellen sind bis zu einem gewissen Grad untereinander kompatibel. Findet etwa ein CI-Plus-Modul in einem CI-Schacht Platz, können Sie alle Sender ohne CI-Plus-Restriktion schauen – umgekehrt verhält es sich genauso. Unklar ist, ob PC-basierte Aufnahmegeräte eine Lizenz erhalten. Wir halten das für unwahrscheinlich, da gerade in der Infrastruktur eines Computers Inhalte leichter angegriffen werden können.
Volle Kontrolle
Zugegebenermaßen fällt es uns schwer, die Vorteile für den Konsumenten auszusieben. Lediglich die Zwangsbindung an einen der wenigen zertifizierten KDG-Receiver entfällt und dank des CI-Plus-Schachtes in Flachbildfernsehern wächst der Gerätepark im Wohnzimmer nicht weiter an. CI Plus mutet mit der versprochenen Zukunftssicherheit eher wie ein Zwang an und der Zuschauer ist der Willkür der Sendeanstalten schutzlos ausgesetzt.
Diese verschaffen sich durch die restriktiven Maßnahmen natürlich bessere Verhandlungspositionen beim Einkauf von Film- und Fernsehrechten. Durch das Werbevorspulverbot ergeben sich zudem weitere Einnahmen, wobei dieses in den CI-Plus-Spezifikationen gar nicht spezifiziert ist. In Zukunft könnten also auch bereits am Markt befindliche HD-Plus-Receiver mit eingebautem Smartcard-Leser von der Aufnahme ausgesperrt werden. Interessant ist auch, dass hinter dem CI-Plus-Konsortium ausschließlich Fernseh- und CAM- bzw. Chiphersteller stecken und es scheint, als hätte ein Kampf gegen externe DVB-Receiver begonnen; CI Version 1 wurde übrigens vom DVB-Konsortium abgesegnet. Wir finden die Interessenlage mehr als unausgewogen und sind gespannt, wie der CI-Plus-Standard im Markt vom Kunden angenommen wird.
(Dennis Schirrmacher)