Neues Verschlüsselungsmodul
RTL HD und Co. aufnehmen – oder nicht? CI Plus tritt die Nachfolge der bekannten Common-Interface-Schnittstelle an, die den Programmanbietern schon lange als zu unsicher galt. Im Praxistest offenbarten sich die Sicherheitsbestimmungen des neuen Moduls, die keinesfalls unterschätzt werden sollten.
Im digitalen Zeitalter ist der Kampf um Urheberrechte und gegen Raubkopien in neue Dimensionen vorgestoßen – auch die Fernsehlandschaft, gerade im Fall von hochauflösenden Sendungen, bleibt davon nicht verschont. Vor allem Pay-TV-Anbieter wollen sich vor illegalen Zugriffen und unerlaubter Verbreitung schützen, die Inhalte sind nur über ein Conditional Access Module (CAM), welches im Common-Interface-Schacht (CI) steckt, abrufbar. Die sogenannte CI Version 1 wurde bereits 1997 vom Digital Video Broadcasting Project ins Leben gerufen, den Programmanbietern waren die Sicherheitsbestimmungen aber nicht stringent genug. So wurde 2008 CI Plus entwickelt, Fernsehhersteller wie Sony und Philips waren maßgeblich an der Entstehung beteiligt.
Unterschiede
Die CI Version 1 entschlüsselt den TV-Datenstrom und leitet ihn dann unverschlüsselt an den Fernseher weiter. Das Signal kann so denkbar simpel abgegriffen werden, etwa Aufnahmen auf einer Festplatte liegen nun ohne den Kopierschutz vor.
CI Plus baut auf eine sogenannte Rückverschlüsselung, sodass die Inhalte zu keinem Zeitpunkt unverschlüsselt vorliegen. Dabei setzt CI Plus eine AES-128-CBC-Verschlüsselung ein. Dieses Verfahren kommt in den USA auch bei staatlichen Dokumenten mit höchster Geheimhaltungsstufe zum Einsatz – den Ansprüchen der Rechteinhaber dürfte somit Genüge getan sein.
Neben der hohen Datensicherheit bietet CI Plus den Sendeanstalten die Möglichkeit, zusätzliche „Usage Rules Information“ (URI) in das TV-Signal einzubetten. Die URIs beinhalten sogenannte Host Shunning Flags, die über Anweisungen im Umgang mit dem gesendeten Material für Festplatten- respektive DVD-Rekorder verfügen.
Diese Anweisungen können pro Sendung festgelegt werden und die Aufnahme etwa gänzlich verbieten. Welche Möglichkeiten die Sendeanstalten noch haben, stellen wir Ihnen im Kasten auf Seite 17 vor. Die Gängelungen stoßen sauer auf und Verbraucherzentralen rufen bereits zum Boykott auf.
Vorteile?
Wer ein Digital-TV-Abonnement bei Kabel Deutschland (KDG) abschließen will, muss den Besitz eines zertifizierten Empfängers nachweisen oder das Gerät direkt von KDG kaufen. Die Anzahl der zertifizierten Geräte ist aber verschwindend gering, denn eine Weitergabe des TV-Datenstroms muss technisch unmöglich sein, womit ein Großteil der Receiver bereits durchfällt.
CI Plus schafft hier Abhilfe, denn nahezu alle aktuellen Fernsehgeräte verfügen über eine CI-Plus-Schnittstelle und so entfällt ein separater Receiver, die Fernsehbank wird’s danken. Natürlich war der Empfang von KDG auch über nicht zertifizierte Receiver möglich, rechtlich befand man sich aber in einer Grauzone, vom Support mal ganz abgesehen. Neben KDG setzt ferner Kabel Baden-Württemberg auf den neuen Standard, auch im Satellitenbetrieb wird CI Plus bereits genutzt. Astras HD-Plus-Plattform setzt bei der Ausstrahlung von RTL HD, Vox HD, Pro Sieben HD, Kabel Eins HD und Sat 1 HD ebenfalls auf die Schnittstelle.