Raumklang im Heimkino

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Raumklang im Heimkino, Teil 2

Aufstellung der Lautsprecher

Um das Problem einer verschobenen Stereomitte zu umgehen, kommt im Heimkino der zusätzliche Center-Kanal als Dialoglautsprecher zum Einsatz. In Kombination mit den beiden Lautsprechern links und rechts ergibt sich eine stabilisierte Mischung aus Mono- und Stereoton, die eine größere Anzahl klangrichtiger Sitzplätze ermöglicht. Besteht das Heimkino aus mehreren hintereinander angeordneten Sitzreihen, zählen jedoch bei dieser Lautsprecheraufstellung die hinteren Plätze zu den akustisch unbefriedigenden. Der dabei stark vertretende Diffusschallanteil ist an jenen Stellen noch zu prominent, der Heimkinoraum zu sehr hörbar und der Zuhörer nimmt die Signale fast Mono wahr. Ein echtes Mittendrin-Erlebnis, wie es das Kino bietet, will dabei nicht aufkommen.

Um dies zu gewährleisten, muss das Heimkino ebenfalls mit zusätzlichen Raumlautsprechern, den „Surrounds“, ausgestattet werden. Wie es deren Name bereits verrät, befinden sich die einzelnen Lautsprecher um den Zuhörer herum und nicht, wie oftmals angenommen, lediglich hinter ihm. Zu Beginn der Einführung wurden diese jedoch nicht ausschließlich mit Rauminformationen versehen, sondern ebenso für klangliche Effekte verwendet. Bewegungen, die aus dem Bild herausgehen, sollten dadurch unterstützt werden und dem Zuschauer somit den Eindruck einer dritten Dimension vermitteln. Ein einzelner Surround-Kanal, der über mehrere Lautsprecher wiedergegeben wird, reicht dazu jedoch oftmals nicht aus, weshalb die Surround-Lautsprecher ebenfalls Stereo betrieben werden sollten.

Wie die Frontkanäle werden auch die Surround-Lautsprecher in einen eigenständigen linken und rechten Kanal aufgeteilt. Dies hat den Vorteil, Stereoeffekte zu realisieren, die das Bild klanglich weitergehend unterstützen. Mit dieser Technik können etwa Pistolenschüsse, die von der Leinwand ausgehen, auch an den Ohren des Zuhörers vorbeischnellen. Sogenannte Atmos zur Tongestaltung und Rauminformationen wirken in Stereo zudem um einiges realitätsnäher als eine bloße 1-Kanal-Wiedergabe.
 
Dennoch wird bei der Filmmischung darauf geachtet, den Zuhörer nicht mit zu vielen Rauminformationen zu überfordern oder gar die Aufmerksamkeit sowie den Blick vom Bild weg zu den Lautsprechern zu lenken. Da es jedoch das erklärte Ziel ist, den Heimkinonutzer vollkommen in das Geschehen zu integrieren, lässt sich die fünfkanalige Wiedergabe um weitere signalführende Lautsprecher erweitern. Dies geschieht nach bekanntem Aufbau, sodass sich das Surround-System um einen Center-Rückkanal oder ein weiteres Stereopaar hinter dem Sweetspot ergänzen lässt.

Aktuelle High-End-Geräte mit 11 Lautsprechern

Aktuelle Blu-ray Discs werden mit maximal sieben diskreten Kanälen versehen, die sich mit den meisten AV-Receivern der neuesten Generation verarbeiten lassen. Die Heim kinozentralen beschränken sich jedoch nicht darauf, lediglich das vorhandene Material wiederzugeben, sondern erweitern dieses noch mithilfe integrierter Matrizierungstechniken. So gibt das Surround-Format Dolby Pro Logic IIz insgesamt neun Kanäle aus, während Audyssey DSX bereits elf Lautsprecher bedient. Zu den eigentlichen sieben diskreten Kanälen werden jeweils zwei Höhen- und Weitenkanäle hinzuaddiert. Erreicht wird dies durch verschiedene Additions- und Subtraktionsverfahren der vier Hauptkanäle Links, Center, Rechts, Surround sowie deren anschließende Bearbeitung.

Je nach Größe und Ausführung der Lautsprecher stoßen diese mitunter jedoch bei einem der essenziellsten Heimkinoeffekte an ihre Grenzen. Speziell für die tiefen Frequenzen, die mitunter nicht nur hörbar, sondern vor allem auch spürbar sein sollen, wird noch ein zusätzlicher Kanal benötigt. Ein tieffrequenter akustischer Schlag in den Bauch vermittelt dem Hörer schließlich das Gefühl, wirklich mit am Geschehen beteiligt zu sein. Für das echte Mittendrin-Erlebnis hat sich der LFE-Kanal (Low Frequency Effects) auch im Heimkino etabliert.
 
Dieser wird über einen oder mehrere Subwoofer ausgegeben, einem speziellen Lautsprecher, der mit hohem Schalldruck die tieffrequenten Effekte wiedergibt. Der LFE-Kanal prägt den Namenszusatz „.1“ wie er bei der Bezeichnung „5.1-Surround“ gebräuchlich ist. Im amerikanischen Gebrauch wird der Punkt hingegen durch ein Komma ersetzt und deutet aufgrund dessen begrenzter Bandbreite auf einen 0,1-fachen Kanal hin. Auch wenn diese Rechnung in der Realität nicht ganz aufgeht, sind dem LFE-Kanal lediglich Frequenzanteile bis maximal 150 Hertz (Hz) zugeordnet.
 
Im Heimkino wird bei entsprechend ausgebautem Lautsprechersetup der LFE-Kanal ins Bassmanagement integriert. Dennoch ist mit dem LFE der Erweiterungsmöglichkeit im Heimkino noch immer keine Grenze gesetzt. Die aktuelle High-End-Geräteklasse der AV-Receiver ermöglicht einen maximalen Aufbau von 11.2-Lautsprecherkanälen mit zwei unabhängig voneinander ansteuerbaren Subwoofern.

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