Quentin Tarantino

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Quentin Tarantino, Teil 2

Reservoir Dogs, True Romance

Ein Debüt wie ein Urknall: Reservoir Dogs (1992)

So einfach ist das also: Man arbeitet gemütlich in einer Videothek, stellt fest, dass es schon seit ein paar Jährchen kein amtliches „Heist-Movie“ mehr gegeben hat (das Genre, das sich ganz auf die Planung und Durchführung eines ausgeklügelten Überfalls konzentriert) und liefert ergo eben selbst ein entsprechendes Regiedebüt ab, das mit seiner lakonischen Coolness, seinen markanten Figuren und Darstellern sowie seiner trotz aller lockeren Sprüche schlichtweg atemberaubenden Stringenz und Härte innerhalb kürzester Zeit Kultstatus erreicht! So geschehen bei Mister Quentin Tarantino, der als Regisseur, Koautor und Darsteller (Mr. Brown) gleich mit seinem Erstling die Messlatte ganz weit nach oben legte.
 
Auffällig an der Blu-ray ist die etwas eintönige, stumpfe Farbpalette, der ein wenig mehr Lebendigkeit gutgetan hätte. (Die 20 Jahre seit der Premiere merkt man dem Material also an – dennoch geht der Transfer in Ordnung und vermittelt zumindest ansatzweise HD-Feeling.) Vor Kraft und Vitalität strotzen hingegen die Songs des Soundtracks, die wahnsinnig druckvoll und überzeugend aus den Boxen kommen. Ein absoluter Kaufgrund ist neben dem grandiosen Film das phänomenale Bonusmaterial, zu dem der Regisseur den Zuschauer höchstpersönlich in einer Einleitung willkommen heißt. Da erkennt man den leidenschaftlichen Home-Cinema-Enthusiasten in Tarantino, der schon seit jeher ein Verfechter der DVD bzw. aktuell der Blu-ray ist und ein unglaublich abwechslungsreiches und unterhaltsames Potpourri an Extras geschnürt hat, das jedem Fan die Freudentränen in die Augen treiben dürfte.

Tarantinos Handschrift: True Romance (1993)

Eine auf keinen Fall zu unterschätzende Perle im inzwischen beinahe vollständigen Tarantino-Blu-ray-Portfolio ist Tony Scotts harte und doch hoffnungslos romantische Verliererballade „True Romance“, für die Quentin in Zusammenarbeit mit seinem Partner Roger Avary das Drehbuch schrieb.
 
Die erstaunlich reibungslos funktionierende Symbiose aus großer Lovestory und klassischem Gangster-Film weist schon so einige Charakteristika auf, die in den späteren Jahren zu den unverwechselbaren Markenzeichen seiner eigenen Filme werden sollten: die scharf gezeichneten (bisweilen sogar genüsslich überzeichneten) Figuren, der punktgenau getroffene Straßenslang, das stets spürbare Selbstverständnis, was Kino sein darf und muss, sodass am Ende trotz völliger Realitätsferne etwas unglaublich Wahres und Bleibendes entsteht. Also unbedingt anschauen oder wiederentdecken – es lohnt sich!

Gewagtes Experiment: Natural Born Killers (1994)

Nicht viel hätte gefehlt und „Natural Born Killers“ wäre Tarantinos Erstling (und früher Durchbruch?) geworden. Genauer gesagt scheiterte es am lieben Geld, weshalb der Stoff erst drei Jahre später unter der Ägide von Oliver Stone das Licht der Welt erblickte. Wer dieses in reißerischer Videoclip-Ästhetik inszenierte Monster von einem Film gesehen hat, weiß, mit welch hartem (aber gutem!) Tobak man es hier zu tun bekommt.
 
Es wurde kolportiert, dass Tarantino mit Oliver Stones überarbeiteter Version seines Drehbuchs ganz und gar nicht einverstanden war. Die Frage, was für ein Film unter seiner eigenen Regie und mit dem ursprünglichen Drehbuch aus dem Stoff geworden wäre, war und ist natürlich hochinteressant, wenn auch von rein hypothetischer Natur. Ein Remake ist hier von Tarantino trotz seines ausgesprochenen Faibles für die Wiederbelebung seiner Lieblingsstoffe wohl ausnahmsweise nicht zu erwarten!

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