Warum HDTV der Blu-ray nicht gefährlich wird
Der Showcase von ARD und ZDF zeigte eindrucksvoll, wohin der Weg beim hochauflösenden Fernsehen geht. Doch wer genau hinschaut, stellt das eine oder andere Manko fest, denn der Schein kann trügerisch sein. Wir haben uns des Themas angenommen und die Ausstrahlungen überprüft.
Hochauflösend sollen die Bilder sein, kontrastreicher, schärfer, sprich näher an der Realität. Die Testausstrahlungen von ARD HD und ZDF HD führten durchaus zu einigen Aha-Momenten. Wirkliche Highlights aus Hollywood boten die Sender über den Jahreswechsel jedoch nicht an. Selbst Zauberlehrling Harry Potter erstrahlte normalauflösend an den Weihnachtstagen. Das ZDF-HD-Programm zeigte regelmäßig hässliche Treppchen und auch „Cast Away“ oder „Notting Hill“ boten in HD nicht die beeindruckende Qualität, die sich der eine oder andere gewünscht hätte. Vor allem von Sky HD verwöhnte Zuschauer mögen die Nase gerümpft haben.
Die Ursachen liegen an verschiedenen Fronten. Öffentlich-rechtliche Anstalten setzen europaweit auf 720p (1 280 × 720 Bildpunkte mit 50 Bildern). Die Vorgabe legte einst die European Broadcasting Union (EBU) fest. Inzwischen hat die EBU ihren Fehler eingesehen und schielt sogar offen auf 1 080i (1 920 × 1 080 Bildpunkte bei 25 Bildern). Der verabschiedete Standard bleibt jedoch. Die benötigte Übertragungsbandbreite, vermeintlicher K.-o.-Faktor für den Einsatz von 720p, stellte sich in der Praxis als gar nicht so immens höher heraus als ursprünglich gedacht. Ausstrahlungen in 1 080i benötigen eine kaum höhere Nettobitrate als ihre 720p-Variante. Die visuellen Ergebnisse einer HD-Übertragung in 1 080i sind zudem deutlich überzeugender.
Unverständlich werden die Bedenken der Filmindustrie hinsichtlich des Signalschutzes, wenn es zum direkten Vergleich zwischen HDTV und Blu-ray kommt. Das HD-Fernsehen kommt selten an die hochauflösende Blu-ray Disc heran. Weniger als es den meisten Sendeanstalten lieb sein wird, um ihre Investitionen und Zusatzkosten zu rechtfertigen. Die in 1 080p vorliegenden Bilddaten einer Blu-ray bieten eine sichtbar bessere Qualität als die meisten HDTV-Sendungen, etwa der öffentlich-rechtlichen Sender. Möglicherweise ist das auch einer der Gründe, warum sich HDTV in Deutschland nicht so schnell durchsetzt. Schauen die Deutschen vielleicht doch genauer hin als ihre Fernsehfreunde in anderen Ländern?
Effektive Bitrate entscheidet
Ausschlaggebend für eine hohe Bildqualität ist die effektive Bitrate der übertragenen Videodaten. Bei der Ausstrahlung eines Spielfilms auf ARD HD während des HD-Showcases zum Jahreswechsel 2009/2010 schwankte die effektive Datenrate zwischen 4 und 10 Megabit pro Sekunde (MBit/s). Die Bruttodatenrate lag bei konstant 12 MBit/s.
Zum Vergleich: Die Bundesliga bei Sky Sport HD wird mit bis zu 20 MBit/s gesendet, die HD-Scheiben der Blu-ray Disc bieten Datenraten von ungefähr 25 bis 30 MBit/s. Die Bildauflösung einer Blu-ray ist mit 1 080p (1 920 × 1 080 Bildpunkte bei 50 Bildern pro Sekunde) höher als beim HD-Fernsehen.
Je höher die Nettodatenrate ist, desto besser sind Bildschärfe, Detailreichtum und Fragmentarmut. Im Gegensatz zu der von vielen Receivern angezeigten Datenrate für den aktuellen Sender kann sich die Nettodatenrate doch teils deutlich unterscheiden. Viele Kanäle werden mit einer über den gesamten Sendebetrieb konstanten Bitrate ausgestrahlt.
Sind im DVBS2- Datenstrom des Transponders, der die Bild- und Tondaten enthält, noch Bereiche ungenutzt, werden Nulldaten hinzugefügt. Diese Daten haben keine weitere Funktion und werden bei der Wiedergabe nicht weiter berücksichtigt. Eine hohe Bruttodatenrate bedeutet nicht automatisch eine bessere Bildqualität oder -auflösung.