Pusher

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Eiskalter Thriller

Frank genießt sein scheinbar glamouröses Leben als Drogendealer, bis er sich verschuldet und an ganz finstere Typen gerät. Der wachsende Zeitdruck macht aus ihm einen verzweifelten Gangster, dem jedes Mittel recht ist, um an die nötige Kohle zu kommen.

Im Jahre 1996 entstand unter der Regie des Dänen Nicolas Winding Refn ein eiskalter Thriller über einen Drogendealer, der in kürzester Zeit sehr viel Geld auftreiben muss. Acht Jahre später erzählten Pusher 2 und Pusher 3 die gleiche Geschichte aus einer jeweils anderen Perspektive.
 
Als Kino-Erstling des Schöpfers von „Drive“, aber auch als Underdog-Indie-Projekt genießt die Trilogie heute Kultstatus in Fankreisen. Grund genug, das Ganze noch einmal mit höherem Budget und aktueller Technik umzusetzen und eine neue, stylische Variante des Films zu schaffen. Und das ist dem Regisseur Luis Prieto zwar auf Kosten des unterkühlt dreckigen Flairs des Originals gelungen – aber es ist ihm gelungen.

Was ist anders?

Beschaut man sich den vorhergehenden Versuch von Assad Raja („Pusher“ 2010), dann war der Schritt von einem tristen Gangsterfilm zu einem durchgestylten Drogen-Albtraum nötig, um dem Projekt einen Neuanstrich zu geben. Richard Coyle („Prince Of Persia“, „Going Postal“) spielt den mittelmäßig erfolgreichen Dealer Frank, der mit seinem Kumpel Tony (Bronson Webb) durch die Londoner Club-Szene zieht und seinen Stoff an irgendwelche Party-Haie vertickt.
 
Sein oberstes Gebot lautet „Gleich bleibende Preise für gleich bleibende Ware“. Zahlt jemand zu wenig, stutzt der pingelige Frank die Menge des Stoffs dementsprechend. Seine Freundin Flo (Agyness Deyn) ist Go-Go-Tänzerin in einem Club und den Drogen auch nicht gerade abgeneigt.

Der Abstieg

Als ein großer Drogendeal winkt, leiht sich Frank den benötigten Stoff vom serbischen Mafia-Boss Milo (gespielt vom Milo-Darsteller des Originals: Zlatko Burik). Die Aktion wird von der Polizei vereitelt, und Frank versenkt die Drogen in einem nahe gelegenen Gewässer. Nun schuldet er Milo sowohl die Drogen als auch das Geld. Zusammen mit den Zinsen macht das 55 000 Pfund, die Frank in den nächsten 48 Stunden auftreiben muss. Als er versucht, das Geld einiger noch offener Rechnungen bei seinen Kunden einzutreiben, muss er jedoch bald feststellen, dass er vor einer unlösbaren Aufgabe steht.
 
Nun heißt es jeden Cent zweimal umdrehen, seine Freunde anbetteln und Menschen bedrohen, wenn nötig. Je fester sich Milos Schlinge um Franks Hals zieht, desto riskanter und verzweifelter werden die Mittel, die der Pusher zur Geldbeschaffung einsetzen muss. Die Formulierung des Original-Titel-Zusatzes „Du hast keine Chance – Nutze sie!“ trifft daher exakt auf Franks Situation zu, denn die Zeit konnte noch niemand austricksen.

Aufregend abgefahren

Hochglanzclubs, bunte Diskolichter, das Glamour-Model Agyness Deyn, der pulsierende Soundtrack von Orbital und die innovative Kameraarbeit von Simon Dennis („The Crime“) tragen die durchgestylte Welt des neuen „Pusher“ und geben ihr ein ganz eigenes, frisches Äußeres. Es fällt nicht schwer, sich von Franks Sturz in den Abgrund gefangen nehmen zu lassen, denn das visuell aufregende Ambiente weckt den Wunsch nach mehr von den rasanten Bildern. Andererseits fehlen dadurch die persönliche Perspektive und die nötige Authentizität, die die unterkühlten Vorgänger-Versionen auszeichnete. Deshalb erweckt der Film handlungstechnisch den Eindruck eines Standardwerkes, das sich nur schwerlich gegen weitere, wesentlich innovativere Genre-Vertreter wie etwa „The Salton Sea“ (2002) oder „Trainspotting“ (1996) behaupten kann.
 
Als Ersatzdroge zu dem auf dem Blu-ray-Cover zitierten „Drive“ funktioniert der Film aber durchaus, auch wenn ihm die nötige Schwere sowie die volle Härte des unausweichlichen Geldbeschaffungs-Strudels fehlt. Ein Grund dafür ist unter anderem Richard Coyles Schauspiel. Coyle bringt eine gewisse Glaubwürdigkeit und Sympathie mit in die Rolle, wodurch seine Gefühlskälte zur liebreizenden Flo fast untergeht. Seine Verzweiflung ist zu spüren, ohne dass sie überhand nimmt. Und genau das ist wiederum die Nuance, die dem ganzen noch die Krone aufgesetzt hätte. Ebenso wirkt sein Kumpel Tony wie ein überdrehter Comedy-Sidekick, ist also das krasse Gegenteil des im Original von Mads Mikkelsen gespielten Glatzkopfes Tony.

Hände hoch, alle vier!

Technisch gesehen erfüllt die Blu-ray die meisten Erwartungen, die man an solch einen Film stellen kann. Volle Farben, gute Texturen und Haut-Tönungen, die im Kunstlicht der Lagerhallen und Clubs ungesund wirken, definieren das Bild. Der sehr gute Kontrast und die gute Schärfe unterstützen die anregende Visualisierung.
 
Ganz ohne blecherne Töne kommt die DTS-HD-MA-Tonspur aus, die stattdessen eine vollwertige Klangqualität mit auffällig guter Dynamik und einem tollen Lautstärkevrhältnis zwischen Musik, Effekten und Dialogen aufwartet. Die Räumlichkeit könnte besser sein. Es werden zwar sieben Lautsprecher angesteuert, jedoch ohne hörbare Dimensionalität oder explizite Tontrennung.

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