Bildtechnologie: OLED
Vor über zehn Jahren wurden in der Forschung die ersten Kunststoffe entdeckt, die unter Stromzufuhr Licht aussenden. Seitdem arbeiteten weltweit Forschergruppen und Unternehmen an einem gemeinsamen Ziel: dem Fernseher der Zukunft. Zeit für eine Bestandsaufnahme der OLED-Technologie.
Dem Flachbild-Fernseher auf Basis organischer Leuchtdioden (engl.: OLED) wird eine glänzende Zukunft vorausgesagt und das nicht erst seit heute. Schon vor Jahren gab es Prototypen von OLED-Fernsehern zu bestaunen, doch an eine Markteinführung war mangels technologischer Reife noch lange nicht zu denken. Nachdem Sony den ersten serienreifen Fernseher mit knapp 28 Zentimetern Bilddiagonale in Japan und den USA veröffentlicht hatte, verkündete der koreanische Großkonzern Samsung, ab 2009 mit der Massenfertigung von AM-OLED-Displaypanels (Active-Matrix-OLED) zu beginnen.
Es ist also Bewegung spürbar im OLED-Lager und fast könnte man meinen, der Wettlauf der Hersteller um ein sonniges Plätzchen im Kundengeschäft habe begonnen. Auf jeden Fall zeigt der Aufbruch von Sony und Samsung, dass endlich ein Vertrauen der Konzerne in die eigene OLED-Technik besteht und sich die langjährige Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet Licht-emittierender Kunststoffhalbleiter
scheinbar gelohnt hat.
Viele Vorteile
Organische Leuchtdioden erzeugen wie Plasmabildschirme eigenständig Licht und benötigen keine Hintergrundbeleuchtung wie die LCDTechnik. Zudem sind sie ausgesprochen kontrast- und farbstark. Hinsichtlich ihrer Leistungsaufnahme arbeiten OLEDs sehr effizient. Bei LCD-Bildschirmen beispielsweise wird aufgrund der verwendeten Farbfilter nur ein Drittel der Hintergrundbeleuchtung effektiv ausgegeben.
Bei der Plasmatechnik geht wiederum viel Energie in Form von Wärme verloren. Beides trifft auf OLEDs nicht zu. Vor allem in Bezug auf die Reaktionszeit ist OLED unübertroffen. Während heutige LCDs immer noch 2 – 8 Millisekunden für den Bildaufbau benötigen, reagieren OLED-Panels in unter 0,01 Millisekunden. Ungewollte Bewegungsunschärfen gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Rechnet man noch hinzu, dass die Winkelabhängigkeit von LCDs komplett wegfällt, kann man wirklich vom „Fernseher von morgen“ sprechen.
Alterung im Zeitraffer
Die schöne neue Fernsehwelt hat allerdings noch einen gravierenden Nachteil: die Lebensdauer. Speziell die blauen OLEDs sind das Sorgenkind der Technik, denn ihre Lebenszeit ist unter den drei Grundfarben am knappsten bemessen – zu knapp um diese TV-Geräte bislang wirtschaftlich sinnvoll vermarkten zu können. Zwar gibt Sony für seinen OLED-Erstling XEL-1 eine Lebenserwartung von 30 000 Stunden an, bisherige Praxistests in den USA beweisen aber das Gegenteil. Bereits nach weniger als 2 000 Stunden sollen die blauen OLEDs deutlich an Leuchtkraft einbüßen und sich so die Farbbalance des Fernsehers verschieben.
Allerdings: Innerhalb von vier Jahren hat sich die Lebenserwartung von OLED-Displays verzehnfacht, spätestens in vier Jahren ist die Lebenserwartung damit auf dem Stand aktueller Flachbildfernseher. Ein weiterer Nachteil von OLEDs ist ihre Empfindlichkeit. Deshalb müssen die organischen Komponenten in einem relativ aufwendigen Prozess auf das Trägermaterial gebracht und anschließend gut versiegelt werden. Diese Probleme sind zwar bereits gelöst, aber die Preise für Fernseher auf organischer Basis steigen so in die Höhe. Sony veranschlagt für den 11-Zoll-Winzling satte 2 499 Dollar (in Deutschland sogar 4300 Euro). Aufgrund der kleinen Bilddiagonale besitzt der XEL-1 keine Full-HD-Auflösung, sondern bietet nur knapp eine halbe Million Bildpunkte. Günstiger ist die Technik dort, wo sie schon seit einiger Zeit im Einsatz ist.