Neue TV-Satelliten erschweren Empfang Britischer Sender

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satellit umlaufbahnen; © Jose Luis Stephens - stock.adobe.com
Satellit im Weltall (Symbolbild) © Jose Luis Stephens - stock.adobe.com

Astra 28,2 Grad Ost Europabeam

Auf der auch bei uns beliebten und vielerorts begehrten britischen Satellitenposition 28,2 Grad Ost wurden kürzlich alle Satelliten gegen neue ausgetauscht. Gegenwärtig versehen hier Astra 2E (Start: 2013), Astra 2F (2012) und Astra 2G (2014) ihren Dienst.

Ihnen gemeinsam ist, dass sie neben einem großzügigen Europa-Footprint auch einen UK-Beam besitzen, der uns den Empfang der attraktivsten britischen TV-Stationen erheblich erschwert. Ihr Empfang ist somit in Deutschland so schwierig wie nie zuvor.

Die neuen Astras

Alle drei auf 28,2 Grad Ost positionierten Astras wurden von EADS Astrium gebaut und basieren auf dem Satellitenbus Eurostar E3000. Auch wenn weithin behauptet wird, dass es sich dabei um identische Satelliten handelt, belegen alleine ihre frei zugänglichen technischen Daten etwas anderes. So beträgt etwa die Spannweite der Solar-Paneele bei Astra 2E und 2F je 40 m, beim 2G nur 31m. Während etwa Astra 2E über 60 Ku- und 4 Ka-Band-Transponder verfügt, sind es beim 2F 60 Ku- und 3 Ka- sowie beim 2G 62 Ku- und 4 Ka-Band-Transponder. Alle drei Astras verfügen über vier Ausleuchtzonen. Alle senden über einen UK- und einen Europa-Beam. Über einen dritten Beam werden verschiedene Regionen Westafrikas und die Arabische Halbinsel erreicht. Der vierte Footprint ist für das Ka-Band vorgesehen. Auch hier deckt jeder Satellit eine andere Region ab.

Empfang des Europa-Beams

Die größten Unterschiede zeigen sich aber in den Ausleuchtzonen. Für den paneuropäischen Raum haben alle einen Europa-Beam an Bord. Richtig großzügig ist aber nur jener des Astra 2G, der störungsfreien Empfang mit 60-cm-Durchmesser in Mittel- und Südeuropa bis weit in die Ukraine verspricht. Bei jener des Astra 2F endet die 60-cm-Zone bereits entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze und teilt auch Österreich in zwei Hälften. Für den Osten beider Länder sind bereits 75 cm angesagt. Für Astra 2E werden für diese Regionen gar schon 90 cm empfohlen. Die sind auch dringend nötig.

An unseren Österreich-Büros, die allesamt in der 90-cm-Zone liegen, erreichen wir auf dem Europa-Beam des Astra 2E derart geringe Signalstärken, die in keiner Weise einem leistungsstarken Direktempfangssatelliten gerecht werden. Viel mehr meint man, mit einer äußerst mangelhaft ausgerichteten Schüssel zu arbeiten. C/N-Werte von nur etwa 7,5 bis 9 dB erinnern schließlich schon mehr an DX-Empfang als an „normales Fernsehen“. Selbst Astra 2F ist nur abgeschwächt zu bekommen. Mit rund 10 bis 11 dB über Grundrauschen liefert er aber schon genügend Schlechtwetterreserven, die den Empfang auch bei schlechter Witterung sicherstellen. So richtig gut kommt nur der Europa-Beam des neuen Astra 2G. Nur bei ihm schlägt das Messgerät so aus, wie wir es von ortsüblichen Direktempfangssatelliten gewohnt sind.

Britische Fernsehprogramme haben aus der Sicht ihrer Veranstalter den Nachteil,dass Englisch in ganz Europa verstanden wird. Damit sind BBC, ITV und Co. auch weit über die eigenen Landesgrenzen hinweg heiß begehrt. Sie frei über einen ganz Europa versorgenden Satelliten auszustrahlen, wäre aufgrund der Übertragungsrechte-Problematik nicht möglich gewesen. Womit eine Verschlüsselung unvermeidbar gewesen wäre. Die Alternative bot sich mit Astra 2D an, der Ende 2000 gestartet wurde. Seine 16 Transponder wurden über einen eng auf die Britischen Inseln fokusierten Spotbeam ausgestrahlt. Da dessen Signalstärke in Richtung Kontinentaleuropa stark abfiel, konnte auf eine Verschlüsselung der über ihn ausgestrahlten Kanäle verzichtet werden.

Die Grenze der (noch) leichten Empfangbarkeit verlief mitten durch Deutschland. Im Westen, etwa bis zur Linie Bremen – Frankfurt/Main – München, konnte man die Briten mit 60 bis 90 cm stabil über den UK-Spotbeam bekommen. Weiter im Osten, wie im Bereich der polnischen Grenze, waren indes Durchmesser bis über 3 m vonnöten.

Seit damals hat sich die Satellitentechnik weiterentwickelt. Heute ist man in der Lage, noch exaktere Ausleuchtzonen zu kreieren. Was den Empfang außerhalb des anvisierten Zielgebiets weiter erschwert. Obwohl Astra 2E, 2F und 2G identische UK-Beams haben sollen, zeigen die Empfangsbeobachtungen, dass diese umso anspruchsvoller werden, je später der Satellit gestartet wurde. Am leichtesten ist der 2012 gestartete Astra 2F zu bekommen. Seine Reichweite am europäischen Kontinent deckt sich in etwa mit der des inzwischen außer Dienst gestellten Astra 2D.

Bereits mit Astra 2E hat sich die 90-cm-Zone um 50 km in Richtung Westen verschoben. Bei ihm liegt die Grenze des gerade noch Machbaren etwa auf der geografischen Länge bei Augsburg. Selbst hier ist mit 1 m Durchmesser nicht mehr bei allen Transpondern Rund-um-die-Uhr-Empfang gewährleistet.

Mit der Inbetriebnahme des Astra 2G hat sich der UK-Beam-Empfang weiter verschärft. Während man sich etwa in der Region Bielefeld weiter über ausreichend starke Signale freut, reichen 1 m Durchmesser in Augsburg längst nicht mehr für alle UK-Beam-Transponder des 2G. Weitere sind nicht mehr rund um die Uhr verfügbar. Wie schwach die UK-Signale des Astra 2G im Osten ankommen, zeigt sich auch an unserer 450-cm-Schüssel bei Steyr, Oberösterreich. Mit ihr sind zwar nach wie vor alle UK-Beam-Transponder zu sehen. Ihre Signalstärken zwischen etwa 7,5 und 9,5 dB verraten uns aber, dass wir uns hier bereits hart an der Grenze bewegen.

Im deutschen Osten ist selbst eine große Antenne keinen Freibrief mehr, alle drei UK-Beams gleich gut zu bekommen. Anspruchsvoll sind vor allem jene, über die in HD ausgestrahlt wird. Sie erfordern eine höhere Mindestsignalstärke als für SD-Programme. Eine pauschale Empfehlung für die erforderliche Antennengröße können wir nicht abgeben. Speziell für den äußersten deutschen und österreichischen Osten wird man mit mindestens 3 m Größe jedoch gut beraten sein.

Bildquelle:

  • satellit_erde: © Jose Luis Stephens - stock.adobe.com
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