Neue Frequenzen auf 19,2 Grad Ost, Seite 2
Überblick und Aussichten
Echte Herausforderung
Der Ka-Band-Empfang des Astra 1L stellte sich ganz wider erwarten als echte Herausforderung dar. Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass wir hier ähnliche Empfangsvoraussetzungen wie im Ku-Band auf 19,2 Grad Ost vorfinden würden. Genau das Gegenteil war der Fall. Was ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass die TV-Ausstrahlungen auf dieser Position nicht für die Allgemeinheit bestimmt sind. Denn um sie dauerhaft brauchbar zu bekommen, sind deutlich größere Schüsseln erforderlich. Wobei wir hier eher 150 als 120 cm Durchmesser als angebracht sehen. Hervorragende Qualität der Antenne vorausgesetzt. Zumindest die von den TV-Programmen genutzten Übertragungsparameter stellen keine Herausforderung dar. Beide werden zwar in DVB-S2 ausgestrahlt, nutzen aber hohe Symbolraten, womit sie leicht von unseren Receivern erkannt und verarbeitet werden können. Weiter ist man auf dieser Position nicht mit sehr eng aneinander liegenden SCPC-Signalen konfrontiert, die den Empfang erschweren könnten.
Zukunftsaussichten
Es ist davon auszugehen, dass künftig mehr Vielfalt auf 19,2 Grad Ost im Ka-Band anzutreffen sein könnte. Die beiden recht breiten Transponder würden dafür noch einiges an Platz bereitstellen. Abgesehen davon wird die Ka-Band-Kapazität auf 19,2 Grad Ost in naher Zukunft mit Astra 2F verstärkt werden. Welchen Frequenzbereich er innerhalb des Ka-Bands nutzen wird, ist noch nicht bekannt. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass das Ka-Band bereits in naher Zukunft für TV-Übertragungen an Bedeutung gewinnen wird. Denn der Bedarf an Übertragungskapazitäten steigt. Auch unter der Berücksichtigung, dass in wenigen Jahren speziell für Ultra HD effizientere Übertragungsverfahren zum Einsatz kommen werden.
Dass das Ku-Band im Bereich von 10,7 bis 12,75 GHz auf mehreren Satellitenpositionen bereits sehr nahe an die Auslastungsgrenze herangerückt ist, verrät ein Blick in die internationalen Sat-Frequenzlisten. Mit der Einführung neuer Orbitpositionen lässt sich auch nur bedingt Abhilfe schaffen. Denn im Orbit ist es inzwischen recht voll geworden, sodass man allmählich der gegenseitigen Beeinträchtigung durch unmittelbar benachbarte Satelliten Gefahr läuft. Bleibt eigentlich nur, neue Frequenzen für das Satellitenfernsehen zu erschließen. Und da wird das Ka-Band eine wichtige Rolle spielen.
Lohnt der Einstieg?
Für den DXer gibt es derzeit kein spannenderes Betätigungsfeld als das Ka-Band. Denn dieser Frequenzbereich weicht erheblich von allem Gewohnten ab. Entscheidend für den erfolgreichen Einstieg ist der richtige LNB. Abgesehen von einem rund 7 000-Euro-Modell gibt es noch keinen bezahlbaren Ka-Band-LNB, der das gesamte Ka-Band- Spektrum abdeckt. Ein Ka-Band-LNB für Astra 19,2 Grad Ost muss den Bereich von 18,2 bis 19,2 GHz abdecken. Mit ihm kann man gerade einmal ein einziges frei empfangbares Programm sehen, was zugegeben nicht gerade spektakulär ist. Ungleich spannender ist ein LNB für den Bereich von 21,2 bis 22,2 GHz. Mit ihm kann man auf gegenwärtig drei Satellitenpositionen ein bereits akzeptables Programmangebot nutzen. Weiter haben diese Kanäle ein deutlich höheres Potential, das Ka-Band in all seinen Facetten zu erforschen.
(Thomas Riegler)