Hybridempfang immer wichtiger
Eins ist Fakt: Fernsehen hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Das Thema Multimedia spielt dabei eine immer größere Rolle. Dies war auch auf den Medientagen in München wieder deutlich sichtbar. Interaktivität spielt eine große Rolle. Doch auch über andere Weiterentwicklungen wurde in München viel diskutiert.
HbbTV ist inzwischen weithin bekannt. Es verknüpft das lineare Fernsehen mit von den Sendern via Internet angebotenen Zusatzdiensten und kombiniert beides miteinander. Damit kann das Fernsehen schon seit geraumer Zeit via Satellit und DVB-T individualisiert genutzt werden. Diese Möglichkeit steht nun auch IPTV-Kunden offen. über die IPTV-Netze werden neben den öffentlich-rechtlichen seit kurzem auch die privaten Programme zumindest in SD uncodiert verbreitet. Das gibt die Gelegenheit, mit einer HbbTV-tauglichen IPTV-Box das hybride Fernsehen auch über die Telefonsteckdose zu nutzen. Der Clou daran: Man ist nicht mehr auf die IPTV-Box des Telkom-Betreibers angewiesen, sondern hat freie Produktwahl. Bis es soweit ist, wird aber noch einige Zeit vergehen. Immerhin war auf dem Stand des Instituts für Rundfunktechnik (IRT) bereits ein erstes Vorseriengerät zu bewundern. In der Funktionalität unterscheidet sich HbbTV via IPTV übrigens nicht gegenüber den anderen Empfangswegen.
HbbNEXT
Mit HbbNEXT präsentierte das IRT HbbTV-basierte Anwendungen speziell für Hörbehinderte. Das Verfahren erlaubt zum Beispiel das Einblenden von Untertiteln. Anders als vom bereits bekannten Gehörlosenservice gewohnt, sind hier die Schriftgröße und der Einblendungsort auf dem Bildschirm frei wählbar. Sogar eine Zuweisung von Texten zu den Schauspielern in Form von Sprechblasen ist möglich. Über den hybriden Weg kann das TV-Programm auch mit Gebärdensprache ergänzt werden. Ziel von HbbNEXT ist neben der einfacheren Handhabung auch eine Ausweitung der Angebote für Hörbehinderte.
HbbRadio
HbbRadio führt den linearen Rundfunk auf Basis von DAB Plus mit der Breitbandwelt zusammen. So soll die Individualisierung des digitalen Rundfunks erreicht und unter anderem Webradio, aber auch webbasierte Zusatzdienste und Rundfunk vereint werden. Was das IRT unter individualisiertem Radio versteht, hat es an einer DAB-Plus-Radio- Studie, dem DABerry vorgestellt. Das Gerät ist zunächst ein normales Digitalradio mit HbbRadio-Funktion. Da das Gerät nur über ein kleines Display verfügt, streamt es bei Bedarf webbasierte Inhalte oder auch das eben empfangene Programm auf den Tablet-PC oder das Smartphone. Über sie kann das DABerry ebenfalls gesteuert werden. Das DABerry merkt sich zudem die Hörgewohnheiten der Familienmitglieder.
Anhand des zum Beispiel vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten ausführlichen Radio-EPGs, weiß das Gerät genau, was wann ausgestrahlt wird. Interessieren sich die Famlienmitglieder beispielsweise für Sport, Börsennachrichten und Features, werden diese vom Gerät automatisch aufgezeichnet und in personalisierten Listen zum Abruf bereitgehalten. Das System geht sogar so weit, dass diese aufgezeichneten Inhalte ins laufende Programm eingefügt werden. Dann bekommt man etwa anstatt des nervigen Horoskops die letzten Sportnews präsentiert. Damit zeigt der DABerry schon heute, in wie weit Radio bereits in naher Zukunft erlebt werden könnte.
Klassisches TV kontra Breitband
Die Verschmelzung von klassischem Fernsehen und internetbasierten Zusatzdiensten ist eine tolle Sache. Was jeder bestätigen wird, der sie bereits nutzt. In Fachkreisen ist man sich einig, dass individualisierte mediale Anwendungen, wie Mediatheken, Fernsehen auf Einzelabruf und so weiter, stark an Bedeutung gewinnen wird. Weshalb der Ausbau der Breitband-Infrastruktur vor einer hohen Herausforderung steht. Auch wenn der Breitbandanteil bei der TV-Nutzung steigen wird, ist man sich doch klar darüber, dass das lineare Fernsehen über die etablierten Verbreitungswege noch sehr lange dominieren wird. Selbst für 2020 sieht man beispielsweise das Kabel und den Satelliten noch als Hauptempfangsweg.
(Thomas Riegler)