Nachhaltiges Ende, Teil 3
Rohstoffe im Fokus
Die TV-Hersteller selbst haben mittlerweile den Nutzen von Recycling als Mittel zur Kostenreduzierung für sich entdeckt. Sie betreiben entweder eigene hochmoderne Recycling-Anlagen (wie z. B. Panasonic in der Nähe von Osaka) oder arbeiten zu diesem Zweck mit spezialisierten Partner firmen zusammen. Allein der Hersteller Toshiba hat 2010 in Europa 11 000 Tonnen an alten Fernsehern zum Recycling gesammelt. In Japan waren es im gleichen Zeitraum sogar 44 200 Tonnen. Überhaupt gelten japanische Firmen auf diesem Gebiet als Vorreiter.
Bedingt durch die Rohstoffarmut Japans, dem begrenzten Lebensraum mit 127 Millionen Einwohnern und die Berge an Elektroschrott, die japanische Haushalte jedes Jahr produzieren, wurden dort schon frühzeitig gesetzliche Maßnahmen für das Recycling von ausgedienter Elektronik eingeleitet. So konnte etwa der Weltmarktpreis für Indium in den letzten Jahren vor allem deshalb stabil gehalten werden, weil japanische Firmen ihre Recycling-Raten für dieses Metall deutlich steigern konnten. Für die TV-Hersteller stehen bei der Wiederverwertung dann auch eher die steigenden Rohstoffpreise im Mittelpunkt als die Umweltschutzziele der Regierungen.
Ihr Augenmerk gilt vor allem der Rückgewinnung wertvoller Materialien für die Produktion neuer Geräte. Neben Indium und anderen Metallen fließen dabei hauptsächlich Kunststoffe durch das Recyceln alter TV-Komponenten in den Produktionskreislauf zurück. Bereits 2008 hat beispielsweise Sony damit geworben, in seiner Bravia-Serie zurückgewonnene Kunststoffe aus zehn Jahre alten Fernsehern zu verwenden. Die abgewrackten Altfernseher liefern also das Rohmaterial für ihre Nachfolger. Im gleichen Zuge sind die Produzenten zunehmend darauf bedacht, schon bei der Fertigung neuer TV-Geräte auf Materialien zu setzen, welche sich mit geringem Aufwand und möglichst effizient wiederverwerten lassen.
Ein bemerkenswertes Beispiel für diese Strategie stellen beispielsweise einige der neueren Modelle aus Philips‘ 6000er-Serie dar, aus der im letzten Jahr bereits zwei Geräte als erste Fernseher überhaupt mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wurden. Noch getoppt werden diese vom diesjährigen Econova 46PFL6806K. Dieser besticht nicht nur durch eine herausragende Energieeffi zienz und einen Solarakku in der Fernbedienung, sondern auch durch ein Aluminiumgehäuse und Kunststoffkomponenten, die zu großen Teilen aus recycelbaren Materialien hergestellt wurden.
Gleichzeitig ist der Fernseher laut Hersteller so konzipiert, dass nach Ablauf der Nutzdauer eine optimale Wiederverwertung der einzelnen Komponenten möglich ist, und enthält beispielsweise keinerlei schwer recycelbare PVC-Teile. Damit stellt der 46PFL6806K jedoch nur die vorläufi ge Speerspitze dieses Trends dar, denn schon jetzt setzen alle großen Hersteller auf die Verwendung von zurückgewonnenen Materialien bei der Produktion neuer TV-Geräte.
Wer also seinen alten Fernseher heute ordnungsgemäß entsorgt, der trägt auch dazu bei, dass zukünftige Geräte ökologischer produziert werden können. Am umweltfreundlichsten ist es aber in jedem Fall, ein noch funktionierendes Gerät nicht sofort in die Entsorgung zu geben, sondern es beispielsweise über einen An- und Verkauf an einen anderen Nutzer abzutreten. Denn besser als den Schrott zu recyceln, ist es immer noch, ihn gar nicht erst unnötig zu produzieren.
Elektroschrott-Problematik
Jedes Jahr werden aus Deutschland rund 50 000 Tonnen an alten Bildschirmen illegal ins außereuropäische Ausland exportiert.
Dort werden diese unter Arbeitsbedingungen demontiert, die hochgradig gesundheitsschädigend sind, zudem gelangen mit Schadstoffen belastete Reste auf riesige Müllkippen. Die EU hat im Januar 2012 ihre Richtlinien für die Rücklaufquote von Altgeräten verschärft.
Mussten bisher jährlich Geräte im Umfang von 45 Prozent bezogen auf das Gesamtgewicht der drei Jahre zuvor verkauften Menge recycelt werden, so soll dieser Wert ab 2016 sukzessive auf 65 Prozent erhöht werden.
(Patrick Schulze, Christian Hill)