Musik nach Maß, Teil 5
Im Gespräch mit Gerhard Fischer von iM1
iM1 – einer der letzten klassischen Musiksender im Free-TV
Herr Fischer, ist Ihrer Meinung nach die Zeit des linearen Musikfernsehen vorbei?
Interaktivität ist eine tolle Sache, vorausgesetzt man will sich damit auch wirklich auseinandersetzen. Für den Einen ist es mit Sicherheit eine tolle Spielwiese, der Andere genießt eher die redaktionelle Auswahl eines linearen Senders. Beide Formen haben wie im Radiobereich ihre Daseinsberechtigung. Für einen Musiker ist es wesentlich bedeutender im linearen Programm gespielt zu werden, denn im Internet tummeln sich schließlich alle. iM1 versteht sich hierbei zum Einen als Auslese und zum Anderen als Trendsetter.
Sehen Sie neben dem Internet noch andere Faktoren für den Wandel des Musikfernsehens?
Warum sich in der Vergangenheit so viele Musik TV-Sender aus dem Broadcast verabschiedet haben, hat vor allem mit der Refinanzierung der Verbreitungskosten zu tun, die unabhängig von der Anzahl der Zuschauer entstehen. Da ist das Internet natürlich im Vorteil, denn wenn keiner schaut, muss auch kein Traffic bezahlt werden. Der Bedarf an Musikfernsehen im TV ist nach wie vor vorhanden und ergänzt sich mit den Individualabfragen im Internet. Hier gilt es als zukunftsorientierter TV-Sender beides abzudecken und sich auf die Kernkompetenz zu konzentrieren.
Musik spielt sich heute fast nur noch im Web ab. Wie reagiert iM1 mit seiner Internetpräsenz darauf?
Wir werden demnächst unseren neuen Webauftritt vorstellen, der neben dem 1:1 Livestream unseres TV-Broadcasts in HD-Qualität (welcher bereits jetzt schon auf www.iM1.tv verfügbar ist) auch weitere reine IP-Channels, On-Demand Videos und eine Mediathek mit Sendungen für die User bereit halten wird. All dies wird dank HTML5 auch auf Tablets, Smartphone etc. verfügbar sein.
Was glauben Sie, wie wird die Zukunft des Musikfernsehens und der Musikkonsum in fünf bis zehn Jahren aussehen?
Sicherlich werden die TV-Sender einen Teil ihrer Marktanteile an reine Onliner abgeben müssen, aber im Großen und Ganzen wird sich im heimischen Wohnzimmer nicht viel ändern. Anders ist es auf mobilen Endgeräten, auf denen der klassische Broadcast nicht gegeben ist. Aber auch in Zukunft werden die Menschen zeitpunktgenaue Ereignisse wie die Olympiade, Shows, Serien oder auch Videopremieren brauchen, um gemeinsam darüber zu sprechen, mit zu fiebern und Vorfreude zu empfinden. In diesem Spielfeld macht den TV-Sendern kaum jemand etwas vor.
Vielen Dank für das Gespräch.
(Maria Hollwitz)