Marvels „The Avengers“

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Marvels „The Avengers“, Teil 2

Im Gespräch mit Superhelden und Schurken

„Jede Figur bekommt ihren besonderen Moment im Film“

Anlässlich der Deutschland-Premiere von „The Avengers“ hatten wir im Frühjahr Gelegenheit, uns in Berlin mit den „S.H.I.E.L.D.“-Ehren-Mitgliedern Tom Hiddleston (Loki), Chris Hemsworth (Thor) und Mark Ruffalo (Hulk) über die Dreharbeiten und ihre persönliche Verbindung zum Marvel-Comic-Universum zu unterhalten. Dabei begegneten wir drei ausgesprochen charismatischen, extrem sympathischen und doch überraschend unterschiedlichen Männern, die jede Sekunde als Teil des fantastischen Superhelden-Allstar-Teams zu genießen scheinen – doch lesen Sie selbst!
 
 
Mr. Hiddleston, haben Sie sich nicht manchmal etwas einsam gefühlt, bei all den Superhelden, denen Sie als Bösewicht gegenüberstanden?
 
Nein, überhaupt nicht – ich wurde auch nicht von der Party-Zone ausgeschlossen, die unser Set meistens war, falls Sie das denken. Es war schlichtweg großartig: eine Ehre, mit diesen Schauspielern zusammenzuarbeiten. Das sind alles Menschen, die ich schon so lange bewundere und respektiere. Und keiner fiel aus dem Rahmen und spielte sich als Diva auf. Ich weiß, das klingt wie einstudiert, aber jeder wusste einfach, dass es hier ums Team ging. Es ist ein Ensemble-Film, der niemals funktioniert hätte, wenn jemand einen besonderen Status gehabt hätte. Joss hat das prima hinbekommen: Jede Figur bekommt ihren besonderen Moment im Film, und ich glaube, viele von diesen großen Stars haben es sogar genossen, einmal nicht die ganze Last eines Projekts allein auf ihren Schultern tragen zu müssen.
 
 
War es eigentlich leichter für Sie, Loki zum zweiten Mal zu spielen?
 
Ja, in vielerlei Hinsicht. Wenn man einen Charakter angeht, dann muss man ihn von Grund auf erschaffen, man muss seine Psychologie ausloten, seine Körperlichkeit, die Art wie er sich kleidet und gibt. Diesmal kannte ich die Kostüme, den Haarschnitt, die Gesichtsausdrücke bereits, und ich war begierig darauf, Loki weiterentwickeln zu dürfen. In „Thor“ haben wir den psychologischen Grundstein für diese gespaltene Persönlichkeit gelegt, doch in „The Avengers“ konnte ich den Wahnsinn und das böse Genie, das Loki ausmacht, nun so richtig ausleben, mit all seiner Wildheit, seiner Gefährlichkeit, seiner Arroganz und seiner brennenden Eifersucht.
 
 
Es gibt da eine Szene in Stuttgart – warum ausgerechnet Stuttgart?
 
Man hat mir schon gesagt, dass es nicht so ganz authentisch wirkt – die Szene wurde in Cleveland gedreht. Die Idee dahinter war, dass Lokis europäischer Style mehr betont werden sollte. Ursprünglich sollte er während eines Opernbesuchs eingeführt werden, bei dem er sich Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ anschaut, in dem Loki, Wotan und Thor ja die Hauptrollen spielen. Er hätte gelächelt und einen sarkastischen Kommentar abgegeben, wie falsch diese Menschen seine Welt und seine Geschichte doch darstellen: „Das habe ich aber ein wenig anders in Erinnerung!“
 

Mr. Hemsworth, gibt es eigentlich Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihrem Charakter Thor?
 
Was ich an dieser Figur mag, ist seine große Leidenschaft für bestimmte Ideale, die er hat, da erkenne ich mich auf jeden Fall wieder. Wenn ich etwas will oder an etwas glaube, dann klemme ich mich da auch zu einhundert Prozent dahinter!
 
 
Und was ist aufregender: Der Gott des Donners zu sein oder Vater zu werden?
 
Natürlich Vater zu werden, das ist doch wohl klar! Mein Leben bis jetzt drehte sich immer nur um mich, meine Ziele, was ich in meiner Karriere erreichen will und so weiter. Ich freue mich darauf, so ganz für jemand anderen verantwortlich zu sein, das ist so unglaublich aufregend. Auch ein bisschen angsteinflößend, klar, aber ich habe zum Glück eine wunderbare Frau – gemeinsam bekommen wir das schon hin!
 
 
Es gibt da ein paar herrliche Szenen zwischen Thor und Hulk im Film…
 
Ich liebe diese beiden Figuren, ganz ehrlich! Es gibt einen tollen Augenblick, der es leider nicht in den Film geschafft hat. Wir sticheln mal wieder kräftig und ich halte Banner plötzlich am Arm fest. Er sagt nur ganz trocken: „Das ist keine gute Idee, mich anzufassen.“ Und ich nur so: „Warum, meinst du, ich hätte Angst vor dir? Ich hab zwar schon jede Menge von deinem Verwandlungstrick gehört, aber gesehen hab ich noch nichts davon!“ Fast wie beim Wiegen vor einem großen Boxkampf, einfach zum Schießen! 
 
 
Mr. Ruffalo, haben Sie sich selbst erschreckt, als Sie sich zum ersten Mal als Hulk auf der Leinwand gesehen haben?
 
Das hat mich an meinen Dad erinnert, wenn er früher wütend auf mich geworden ist, er war auch so unheimlich groß und beeindruckend! Meine kleine Tochter hat sich gleich in meinen Schoß verkrochen, als wir es das erste Mal gesehen haben, und mich ganz verzweifelt gefragt: „Nein, Papa, warum willst du denn nur diese Frau umbringen?!“
 
 
Haben Sie vielleicht eine Erklärung dafür, warum Superhelden im Kino so ungebrochen beliebt sind?
 
Ich glaube, es gab schon immer irgendeine Art von Superhelden in der Geschichte der Menschheit, ob das nun Götter oder Heilige oder Figuren aus der Mythologie waren. Das ist einfach ein Teil von uns, und die Menschen lassen sich unglaublich gern auf diese Reise ins Außergewöhnliche ein. Das Publikum geht mit einer sehr offenen Erwartungshaltung in diese Filme: Man kann wirklich so viel machen, völlig ohne Grenzen. Ich selbst mag den Film ja auch, aber aus irgendeinem Grund scheinen die Leute ihn geradezu zu lieben. Er hat das Fan-Herz scheinbar genau getroffen und darüber sind wir natürlich mehr als glücklich!
 
 
Vielen Dank für das Gespräch!
(Tiemo Weisenseel)

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