Lokale Vielfalt über Satellit
Die jüngsten Bemühungen der großen Privatsender, ihre Werbeblöcke demnächst zu regionalisieren sind auch bei den lokalen TV-Stationen alles andere als mit Begeisterung aufgenommen wurden. Dabei haben die Lokalsender noch ganz andere Probleme zu bewältigen.
Als Anfang der 1990er Jahre eine Reform der Medienlandschaft auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auf der Tagesordnung stand, entschieden sich einige der neuen Bundesländer ganz bewusst für regionale Vielfalt und lizenzierten wie in Sachsen zahlreiche kleine Regionalsender. Diese wiederum nutzten vor allem aus finanziellen Gründen zumeist das Kabelnetz als einzigen Verbreitungsweg. Nur wenige setzten auch auf eine (damals noch analoge) terrestrische Verbreitung. Inzwischen sind viele Sender auch digital im Kabel zu empfangen, doch die Ausbaumöglichkeiten sind aufgrund der geringen Verkabelungsquote vor allem im ländlichen Bereich begrenzt.
Hier setzen viele auf den Satellitenempfang, was wiederum bisher häufig den Verzicht auf regionale TV-Programme bedeutete. Zudem stellt sich die Zuführung der Sendung in die Kabelnetze nicht selten als logistische Herausforderung dar. Manche Regionalsender sind so noch regelmäßig auf Tour, um die Kabelkopfstationen der einzelnen Sendegebiete manuell mit der aktuellen Sendung in Form einer DVD oder einem Speichermedium zu versehen.
Satellitenausstrahlung zu teuer
Eine Lösung beider Probleme wäre freilich eine Ausstrahlung über Satellit. Aufgrund der enormen Kosten für die Transponermiete ist dies aber auch im digitalen TV-Zeitalter für die allermeisten Regionalsender nicht diskutabel. Dennoch scheint eine neue Technologie nun eine praktikable Lösung zu sein. Die Rede ist vom Hybridfernsehen über HbbTV. Vereinfacht gesagt wird damit nicht das eigentliche TV-Programm, sondern lediglich ein Link zum Programm über Satellit gesendet.
Der Empfang des eigentlichen Programmes erfolgt dann aber über einen herkömmlichen Internetanschluss. Smart TV nennt sich das auch und viele potentielle Zuschauer haben inzwischen einen hybridtauglichen Empfänger in Form eines Flachbildfernsehers oder Digitalreceivers im heimischen Wohnzimmer stehen – häufig sogar, ohne dies zu wissen.
Doch auch wenn sich mit Hybridempfang eine ganz neue Chance für das Lokal TV auftut – Alleine können die Sender auch diese Technologie nicht stemmen. Ein Umstand, den auch die Landesmedienanstalten verstanden haben. Aus diesem Grund setzten diese in den letzten Monaten und Jahren auf verschiedene Pilotprojekte mit unterschiedlichen Ansätzen.
Das sächsische Modell
Die Sächsische Landesmedienanstalt beispielsweise testete im vergangenen Jahr einen vielversprechenden Ansatz: Hier war geplant, jedem interessierten Lokalsender eine eigene Senderkennung zu vergeben, die bei einem herkömmlichen Suchlauf im Gerät gespeichert wird. Schaltet der Zuschauer nun auf diesen Sender, kam eine Signalisierung, dass das Programm nur mit entsprechenden HbbTV-Geräten zu sehen ist.
War dies der Fall, startete die Wiedergabe des Livestreams im Idealfall von ganz alleine oder wurde durch einen Druck auf den „Red Button“ – also dem roten Knopf auf der Fernbedienung – gestartet. Als Vorteil war hier zu sehen, dass wie erwähnt jeder Sender eine eigene Kennung hatte und nach Belieben in der Kanalliste verschoben oder in die Favoritenliste verlegt werden konnte. Außerdem startete die Anwendung mit maximal einem Klick auf den Red Button.
Der an sich gute Ansatz wurde allerdings nach der Testphase nicht weiter verfolgt. Stattdessen schloss sich die Landesmedienanstalt wie übrigens auch die Medienanstalten aus Thüringen und Sachsen-Anhalt dem Lokal-TV-Portal aus Bayern an.