Kältere Temperaturen und besserer Empfang
Elektrische Energie lässt sich umso besser leiten, in je kälterer Umgebung dies geschieht. Diesen Effekt nennt man Supraleitfähigkeit. Er beruht darauf, dass Atome eines elektrischen Leiters umso weniger um ihre Ruhelage schwingen, je kälter es ist. Damit setzen sie dem Stromfluss einen geringeren Widerstand entgegen, womit sich die Verluste vermindern.
Sie werden sich fragen, was das alles mit Satellitenempfang zu tun hat? Eigentlich eine ganze Menge. Denn ein LNB empfängt bei kälteren Temperaturen besser, als unter der brütenden Sommersonne. Kann hier LNB-Kühlung weiterhelfen? Wie hoch ist diese Thematik überhaupt zu bewerten? Diesen Fragen sind wir bei 37° C in mehreren praktischen Tests nachgegangen.
DX-Freaks schwören auf Kältespray, mit dem sie ihren LNB merklich abkühlen, um bessere Empfangsleistungen zu erreichen. Kältesprays gibt es unter anderem in Elektronik- und Baumärkten. Unser Spray verspricht eine Abkühlung des bearbeiteten Bauteils auf -52° C. Damit müssten schwer zu bekommende Kanäle ja spürbar leichter auf den Schirm kommen.
Bei unserem ersten Test gehen wir davon aus, dass es grundsätzlich egal ist, welchen Satelliten man empfängt, wenn man mit Kältespray arbeitet. Sofern sich der Empfang wirklich verbessert, muss das auch an einer simplen Astra-Schüssel nachzuweisen sein. Wobei ein hochwertiger Messempfänger zumindest ein ansteigen der Pegel attestieren müsste.
Astra-Empfangsanlage
Genau davon gehen wir bei unserem ersten Versuch aus, den wir an einer auf Astra 19,2° Ost ausgerichteten 90-cm-Anlage vorgenommen haben. Bereits am frühen Vormittag haben wir den großzügigen LNB-Hut von der Empfangseinheit abgenommen, sodass sich der LNB voll unter der Sommersonne aufheizen konnte. Beim getesteten LNB ist das Kerngehäuse aus hellem Metall gefertigt.
Greift man das aufgewärmte Teil mit der Hand an, fühlt es sich nach mehreren Stunden zwar heiß an, aber bei weitem nicht so, dass man das Gefühl hätte, man könne sich verbrennen. Um einen Vergleich zu haben, ermitteln wir zuerst die Empfangsleistungen im heißen Zustand. Sie betragen an unserer Antenne auf Transponder 118 (12,699 GHz vertikal) rund 14,1 bis 14,2 dB.
Danach sprühen wir unseren LNB laut Anweisung aus nächster Nähe mit Kältespray von beiden Seiten, sowie vorne und hinten gut ein, sodass bereits Eisbildungen an den Seiten auftreten. Währenddessen beobachten wir die Signalpegel am Messinstrument-Display. Wobei sich bald Ernüchterung einstellt. Der Empfang wird zwar besser. Aber ein Sprung von 14,1 bis 14,2 auf 14,3 bis 14,4 dB kann nicht gerade als Erfolg verbucht werden. In dem Fall ist die Empfangsverbesserung zwar messtechnisch nachweisbar, aber ohne praktischen Nutzen. Die 0,1 bis 0,2 dB mehr an Pegel würden sich auch beim DX-Empfang kaum auswirken.
Enttäuschend war auch die Wirkungsdauer. Innerhalb nicht einmal einer halben Stunde hatte sich die Abkühlung nicht nur verflüchtigt, sondern der LNB auch schon wieder rund auf seine Ausgangstemperatur aufgeheizt. Womit die Signalpegel wieder auf das ursprüngliche Niveau gesunken waren.