LCD, LED-LCD, 100/200Hz, Teil 5
Reduzieren von Unschärfen um 50 Prozent
Gegen Nachzieheffekte der LCD-Technologie versuchten die Hersteller in der Vergangenheit, mit eingefügten Schwarzbildern oder der Echtzeitdimmung der Hintergrundbeleuchtung die Funktionsweise eines Röhren- und Plasma-TVs zu imitieren. Auftretendes Bildflimmern und eine geringe Helligkeitsausbeute begruben jedoch die technischen Ansätze. Etabliert hat sich eine technisch anspruchsvolle Variante, um die Schärfedarstellung bei LCDs zu erhöhen: die Darstellung zusätzlicher Bilder. Da LCDs ein Bild so lange aufrechterhalten, bis das darauf folgende erscheint, können neu hinzugefügte Bilder die Ansprechzeit der Flüssigkristalle dramatisch verkürzen.
Für aktuelle 100/120-Hertz-LCDs bedeutet dies, dass doppelt so viele Bilder wie bislang erzeugt und die Unschärfen um 50 Prozent reduziert werden. Für Videospieler birgt das Verfahren der zusätzlich berechneten Zwischenbilder einen großen Nachteil: Die Eingabekommandos werden zeitversetzt dargestellt. Verzögerungen im Millisekundenbereich sind für den Film- und Fernsehabend unerheblich, doch bei reaktionsschnellen Videospielen entscheiden auch die Bruchteile einer Sekunde über Erfolg und Misserfolg.
Genau kalkuliert
Im Fernsehbetrieb flimmern je nach Eingangssignal zwischen 50 und 60 Einzelbilder mit bis zu zwei Millionen Bildpunkten über den Schirm. Ein 100/120-Hertz-Fernseher berechnet in Echtzeit bis zu 60 weitere Bilder und fügt diese nach jedem Einzelbild hinzu. Dabei muss der Fernseher aufeinanderfolgende Bilder zwischenspeichern, um exakte Übergangsphasen berechnen zu können. Je nach Qualität der Bildverarbeitung geschieht dies nur auf einer Bewegungsebene, im Optimalfall jedoch für horizontal, vertikal und diagonal verlaufende Bildpunkte. Fehlerhaft erzeugte Zwischenbilder provozieren Doppelkonturen, wodurch die Darstellung unschärfer erscheint als eine saubere 50/60-Hertz-Wiedergabe.
Intelligenter Prozess
Mit ausgeklügelten Verfahren ist es den Herstellern weitestgehend gelungen, die zusätzlichen Bewegungsphasen optimal auf das Eingangssignal abzustimmen. Sollten Sie auf der Suche nach einem reaktionsschnellen Fernseher mit geringen Nachzieheffekten sein, heißt es abzuwägen. Eine sehr gute 100-Hertz-Bildverarbeitung lässt nur noch wenige Wünsche offen, um eine Qualität ähnlich des Röhrenvorbildes zu erreichen, sind jedoch Modelle mit 200-Hz-Bildverarbeitung Pflicht.
Meist integrieren die Hersteller keine vollwertige 200-Hz-Bildverarbeitung sondern setzen auf eine Kombination aus 100-Hz-Bildverarbeitung und gezielte Abschaltung der Hintergrundbeleuchtung. Durch die höhere Bildfrequenz und partielle Echtzeitanpassung der Hintergrundbeleuchtung sind meist keine Nachteile gegenüber echten 200-Hz-Bildinterpolationen sichtbar.
(Tim Luft)