Alles frei, alles besser?
Wenn ich mir eine MP3 im Internet herunterlade, ohne Geld zu bezahlen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen illegalen Download. Doch halt! Was ist mit all den Musikern, die ihre Kunstwerke tatsächlich frei zur Verfügung stellen, und wo sind sie zu finden?
Warum ein Musikdownload Geld kostet, ist eigentlich eine leicht zu beantwortende Frage. Schließlich stecken hinter der Musik neben den Künstlern auch viele Arbeitsschritte und damit verbundene Personen sowie das Label, und alle möchten bezahlt werden. Die schwierigeren Fragen sind nun: Gibt es eigentlich kostenlose Musik, und wenn ja, woher kommt sie? Die Antwort auf die erste Frage sorgt oftmals für Erstaunen, denn kostenlose Musik existiert in rauen Mengen. Ihr Ursprung können beispielsweise Musiker mit alternativen Vertriebsmodellen sein, die einen Teil ihres Liedgutes kostenfrei zur Verfügung stellen. Der Hintergrund ist hier bloß das „Anfüttern“ der Hörer, der Künstler sagt „das ist meine/unsere Musik, überlegt euch, ob ihr den Rest kaufen möchtet“.
Zu empfehlen ist dieser Weg dann, wenn die dargebrachte Musik zu komplex ist, um beispielsweise in einem 30-sekündigen Schnipsel auf Amazon ganzheitlich erfasst und beurteilt zu werden. Ein Vertreter dieses Weges ist Amanda Palmer, die mit Schlagzeug, Klavier und Gesang unter dem Namen „The Dresden Dolls“ zusammen mit Brian Viglione einen sehr eigenen Stil verfolgt. 2004 erschien neben ihrem selbstbetitelten Debütalbum auch die Live-CD „A is for Accident“, welche heute kostenfrei über Bandcamp.com heruntergeladen werden kann, während für den Rest der Musik die üblichen Kosten für CDs und Downloads anfallen. Doch alleine mit derartigen Aktionen würde nicht der immense Pool an freier Musik zustande kommen, wie er heute verfügbar ist. Vielmehr sind es die Künstler, die ihre Musik nicht mit dem Anspruch belasten, ihr Leben komplett zu finanzieren, oder einfacher gesagt, die Musik als Hobby nebenbei betreiben.
Ein Grund für diese Entscheidung könnte sein, dass die Musik qualitativ nicht hochwertig genug für ein professionelleres Auftreten ist, oder dass der Mainstream nicht getroffen wird. Oftmals ist es jedoch auch ein ideologischer Hintergrund: Der Gedanke, dass Musik als Kulturgut frei verfügbar sein sollte, wurde ja sogar teilweise in der Politik, Stichwort Piratenpartei, aufgegriffen und heiß diskutiert. Andere Künstler möchten sich nicht in die Fänge der GEMA oder ähnlichen Verwertungsgesellschaften begeben. Allein der gute Wille zur Verbreitung von Kulturgut könnte also ausreichen, um viele Menschen mit Musik der gewünschten Genres zu versorgen. Um herauszufinden, ob ein solches musikalisches Schlaraffenland tatsächlich funktioniert, muss man wissen, wo es sich befindet. Deshalb stellen wir Ihnen auf den kommenden Seiten einige Downloadportale für freie Musik vor.
Jamendo
Das wohl größte Angebot an GEMA-freier Musik befindet sich auf Jamendo, einem luxemburgischen Portal, das aber in mehreren Sprachen (auch Deutsch) verfügbar ist. über eine Million Mitglieder haben hier einen Pool von mehr als 350 000 Liedern geschaffen, der zehntausende Alben anbietet. Die Aufnahmen sind dabei zu großem Teil von guter Qualität, und das musikalische Spektrum ist schier überwältigend. Zur privaten Nutzung, also dem Anhören und Teilen mit Familie und Freunden, Beschallung der eigenen Partys und so weiter, stehen all diese Musikstücke zum freien Download zur Verfügung.
Qualitativ werden meistens MP3s mit einer Bitrate von 192 kBit/s angeboten, was für den durchschnittlichen Musikhörer ausreichend ist. Doch Jamendo bietet mehr: Der Künstler entscheidet selbst, unter welche CC-Lizenz genau seine Musik gestellt werden soll. Dieses Creative-Commons-Prinzip ermöglicht die kostenfreie Verbreitung der Musik unter Bewahrung der Rechte. Ob die Musik zu Remix-Zwecken oder für ein Video verwendet werden darf, liegt also im Ermessen des Urhebers, der vollkommen frei entscheidet. Begeisterte Hörer können dem Künstler für seine Musik Spenden hinterlassen, von denen er auch 100 Prozent bekommt, denn Jamendo schöpft keinen Anteil davon ab.
Außerdem: Die Veröffentlichung auf Jamendo ist nicht exklusiv, die Musik darf also weiterhin auch auf anderen Wegen zu den Hörern gelangen. Auch kommerzielle Lizenzierungen sind über Jamendo möglich. Dadurch ermöglicht der Künstler die gewerbliche Nutzung der Musik. Was zunächst abstrakt klingt, leuchtet schnell am Beispiel ein: GEMA-Gebühren fallen sonst an für Dinge wie Fahrstuhlmusik, Musik im Warteraum, Musik in der Telefonwarteschleife oder der Beschallung öffentlicher Flächen. über Jamendo Pro dagegen fällt nur die Lizenzierung direkt beim Künstler an, wovon beide Seiten profitieren, denn: Der Künstler erhält auch hier den vollen Betrag. Und das Angebot wird auch von großen Firmen gerne genutzt.